Perforitendes Magengeschwür. 385
Bildung eines eben beschrieben abgesackten Eiter- und Jaucheherdes) zu
Perforation eines Darmstückes, des Zwerchfells oder der Bauchwand (letz-
teres nur in äusserst seltenen Fällen), so entstehen die Erscheinungen
einer Magen-Darmfistel, der Pleuritis, Pneumonie, des Pneumothorax, oder
| es bildet sich eine Magenfistel, die nach aussen führt, wie diess von
| Beaugrand,Helm und einigen Anderen beobachtet wurde. Das Magen-
| geschwür kann zur Blutgerinnung in der Pfortader und ihren Zweigen, da-
| durch zu Abscessen in der Leber und Milz und einer grossen Reihe von
wichtigen, und wohl meist tödllichen Erscheinungen führen — ein Um-
| stand der meines Wissens bisher nicht näher gewürdigt worden ist. ..In
| einem von mir beobachteten Falle dieser Art, wo nach vorausgegangenen
| unbedeutenden Magenbeschwerden sich das scheinbare Bild eines Typhus
| entwlekelt hatte, dem die 22jährige Kranke nach mehreren Wochen erlag,
| zeigte sich bei der Section neben einem frischen Magengeschwür die Pfort-
te Kranken ader mit einem missfärbigen zerfallenden Coagulum erfüllt, in der Leber
jeobachter eine zahllose Menge von Abscessen, in der Milz ein eigrosser Jaucheherd,
meidender 1 der in die Bauchhöhle durchbrochen war, und zu einer bedeutenden Blu-
vesentlich | tung in dieselbe geführt hatte.
en Peritp-
der Perg $. 45. Die physikalische Untersuchung der Magengegend, gibi mit
eS sleich- Ausnahme jener Fälle, in denen sich durch Verengerung des Pylorus Ma-
ein. Die A generweiterung ausgebildet hat, oder Perforation eintrat, meist ein nega-
| {ives Resultat oder es findet sich ein mässiger Grad von Erweiterung.
In höchst seltenen Fällen’ wird eine den Pylorus verengernde schwielige
Narbe äusserlich . als umschriebene Geschwulst fühlbar, wovon ich nur
| einen Fall beobachtet habe. Auch feste Adhäsionen an benachbarte Ör-
gane besonders an die Leber können eine Geschwulst fühlbar werden las-
ten, was nicht ganz so selten vorkömmt.
| DIAGNOSE.
| $. 46. Die Erkenniniss der Krankheit ist manchmal sehr schwierig.
Es gibt kein Symptom, welches constant beim perforirenden Magenge-
schwüre vorkäme, und alle Erscheinungen desselben können auch bei
anderen Magenkrankheiten vorkommen. Es gibt Fälle, in denen das Ma-
gengeschwür heilt, ohne jemals zu wesentlichen Symptomen Veranlassung
gegeben zu haben, oder wo es rasch durch Perforation oder Hämorrhagie
zum Tode führt, ohne sein Bestehen durch vorausgegangene Erscheinun-
gen kund gegeben zu haben, Jeder der die Krankheit oft beobachtet hat,
wird gestehen müssen, dass man sie unter Umständen gar nicht erkennen
oder mit anderen Krankheiten verwechseln könne. Dennoch gilt diess
nur von einzelnen Fällen, während man in der Mehrzahl durch eine ge-
naue Berücksichtigung der Symptome, besonders aber durch längere Be-
obachtung des Kranken das Leiden mit grosser Sicherheit erkennen kann.
Die Krankheiten mit denen man das perforirende Magengeschwür am leich-
testen verwechseln kann sind: die nervöse Cardialgie, der chronische Ma-
gencatarrh, die hämorrhagischen Erosionen, der Magenkrebs, die Gallen-
steincolik.
8. 47. Wenn auch eine durchgreilende Scheidung theils nicht mög-
lich ist, theils nur mit Berücksichtigung der Verhältnisse des speciellen
Falles gelingen kann, so können doch folgende Momente als Anhalts-
punkte dienen.
Die Unterscheidung von nervöser Cardialgie ist insofern, häu-
fig sehr schwierig als beide Zustände bei sehwächlichen, anämischen, be-
sonders weiblichen Individuen mit Menstrualionsstörungen vorkommen.