986 Bamberger, Krankheiten des Magens.
Als unterscheidende Kennzeichen dienen für die erstere: das Vorhanden-
sein anderer nervöser Erscheinungen (Globus, Clavus hysterieus, Uterinal-
colik ete.), der häufige Wechsel der Symptome, das Ungestörtsein der
Verdauung und die mangelnde Schmerzhaftigkeit der Magengrube ausser
den Anfällen, der Character des Schmerzes, der durch Druck, durch Nah-
rungsmitiel gewöhnlich nicht vermehrt, oft sogar vermindert wird, das
seltenere mit.den Schmerzanfällen und der Zusichnahme von Nahrungs-
mitteln nicht in directem Zusammenhange stehende Erbrechen, der Mangel
des Bluibrechens, fehlende oder nur unbedeutende Abmagerung.
Der chronische Magencatarrh entsteht gewöhnlich durch leicht
nachweisbare äussere oder innere Einflüsse, während beim perforirenden
Magengeschwüre selten eine evidente Ursache nachweisbar ist. Deutliche
mit Intermissionen abwechseinde Schmerzparoxysmen- sind beim Magen-
catarıh selten, der gewöhnlich eine ununterbrochene Fortdauer seiner we-
sentlichsten Symptome zeigt. Der Schmerz wird höchst selten so vehe-
ment, die Abhängigkeit der Versehlimmerungen von den Mahlzeiten ist ge-
wöhnlich viel auffallender und consianter. Die erbrochenen Massen zeigen
nur höchst selten Blutspuren, eigentliches Blutbrechen kömmt nicht vor.
Hämorrhagische Erosionen sind selien eine selbstständige
Krankheit, sondern begleiten gewöhnlich den Catarrh, das Magengeschwür
oder andere Krankheiten. Sie geben am häufigsten zu keinen direeten
Erscheinungen Veranlassung. Der Schmerz ist gewöhnlich ein geringer,
eigentliche Paroxysmen kommen nicht vor. Kömmt Blulterbrechen vor,
so zeigt sich dasselbe gewöhnlich in Form von bluligen Pünktchen und
Streifen, oder als kaffeesalzartige Masse, nicht leicht in grösserer Menge,
als frisches oder locker gesiocktes Blut, wie beim Magengeschwür.
Beim Magenkrebs machen die Störungen der Ernährung in kürzerer
Zeit viel raschere Fortschritte, es ist das eigenthümliche cachectische Aus-
sehen vorhanden, oder es trilt wenigstens bald ein, er kömmt häufiger in
vorgerückteren Jahren vor, vollkommene Iniermissionen aller Zufälle, Zu-
nahme der Kräfte und der Ernährung während solcher, kommt fast nie
vor. Die Sarcina ventrieuliim Erbrochenen ist viel häufiger. Sind zugleich
‘die Symptome der Stenose der Cardia oder des Pylorus, ist eine deutlich
fühlbare Geschwulst in der Magengegend vorhanden, der Magen tief in
den Bauchraum herabgesunken, Krebs in anderen Organen nachweisbar,
so ist die Diagnose des Magenkrebses mit höchst sellenen Ausnahmeu
gewiss. | :
Bei Gallensteinen kommen Schmerzparoxysmen vor, die oft den
cardialgischen Anfällen in hohem Grade ähnlich sind und häufig auch von
Erbrechen begleitet werden. Doch verbreitet sich der Schmerz häuliger
über das rechte Hypochondrium, die Leber ist angeschwollen, beim Druck
schmerzhaft, häufig ist Icterus oder wenigstens ein gelblicher Anflug der
Conjunetiva vorhanden. Ausserhalb des Anfalls zeigt der Magen keine
krankhaften Erscheinungen. Bluterbrechen kömmt nicht vor. Vorausge-
gangene Ähnliche Anfälle, die von Icterus begleitet waren, der Abgang
von Gallensteinen, Anschwellung der Gallenblase sind zu berücksichtigen.
VERLAU®.
&. 48. In manchen Fällen, die aber bei weilem die Minderzahi bilden,
ist der Verauf ein aculer oder selbst höchst aculer, so kömmt es vor,
dass in sehr seltenen Fällen, wo das Geschwür rasch in die Tiefe dringt
und zur Perforation führt, die Krankheit unter dem Bilde auftrilt, das
wir bei der Corrosion der Magenschleimhaut durch ätzende Substanzen
angegeben haben: heftiger continuirlicher Schmerz, äusserste Empäfindlich-.