380 Bamberger, Krankheiten des Darmcanals,
sind die Erscheinungen bei den secundären durch Geschwürs- und After-
bildungen des Mastdarms bedingten Entzündungen, allein da hier die wich-
ligsten Symptome sich in der Regel auf die Grundkrankheit beziehen,
können sie hier keine nähere Erörterung finden, und wir müssen in dieser
Beziehung auf die betreffenden Capitel verweisen.
DIAGNOSE.
$. 79. Die Erkenniniss des Mastdarmcatarrhs ist in der Regel wegen
den auffallenden Erscheinungen desselben durchaus nicht schwierig, wohl
‚aber kann es unter Umständen schwerer sein, die Art und Begründung
desselben aufzufinden. Die Angaben der Kranken, die gewöhnlich für alle
derarligen Zustände Verkältungen und Diälfehler als stereotype Causal-
momente in Bereitschaft haben, darf man nur mit grosser Vorsicht an-
nehmen, denn die einfache durch Verkältung entstandene Proctilis kömmt
weit sellener vor, als man gewöhnlich glaubt; man wird sich dagegen
erinnern müssen, wie häufig ulceröse Affectionen, besonders tuberculöse
Geschwüre und Krebsablagerungen lange Zeit unter den blossen Erschei-
nungen einer einfachen calarrhalischen Entzündung fortbestehen und die
Aufmerksamkeit täuschen können. Man wird seine Aufmerksamkeit auf
die mögliche Gegenwart fremder, die Schleimhaut reizender Körper, ver-
härteter Fäcalmassen, das Vorhandensein von Würmern, auf den Zustand
der benachbarten Harn- und Geschlechisorgane, die nicht selten der Aus-
gangspunct der Krankheit sind, auf Fissuren des Mastdarms uud die zur
Hämorrhoidalstase führenden Krankheiten der Brust- und Unterleibsorgane
richten müssen, und in diesen häufig den Grund und zugleich das zu be-
handelnde Krankheitsobject finden. Nur eine genaue objective Untersu-
chung und die Berücksichtigung der anamnesiischen Momente kann hier
zum Ziele führen, und vor vielfachen Täuschungen bewahren.
Eine Verwechslung des Mastdarmeatarrhs mit anderen Krankheiten
ist bei einiger Aufmerksamkeit leicht zu vermeiden. Denn die Dysenterie,
die durch den Tenesmus und den Schmerz in der Mastdarmgegend Aehn-
lichkeit hat, unterscheidet sich schon durch die charakteristische Beschaf-
fenheit der Stühle, durch den meist über eine grosse Strecke des Dick-
darms verbreiteten spontanen und durch Druck hervorgebrachten Schmerz,
die Kolikanfälle und den weit höhern Grad des Allgemeinleidens.. Hämor-
rhoidalzustände sind zwar häufig mit Mastdarmeatarrh combinirt, lassen
sich aber durch die anamnestischen Momente und die Untersuchung er-
‘kennen. Dasselbe gilt vom Krampf des Afterschliessmuskels mit oder ohne
Fissuren, von Mastdarmfisteln, syphilitischen Geschwüren, Krebsablage-
rungen und anderen durch die Manualoder Instrumentaluntersuchung leicht
zu entdeckenden Krankheitsformen.
DAUER, AUSGÄNGE, PROGNOSE.
$. 80. Die Dauer ist bei den meisten Fällen des acuten idiopathi-
schen Mastdarmeatarrhs, die- auf Verkältung, vorübergehenden mechani-
schen Reizen beruhen, kurz, 8—14 Tage, selten länger dauernd. Geht
derselbe dagegen aus innern Gründen oder wegen nicht enifernbarer Ur-
sache in den chronischen Zustand über, so ist seine Dauer, wie auch in
allen jenen Fällen, die schon ursprünglich unter der chronischen Form
auftreten, meist langwierig, und kann nach der Verschiedenheit der ur-
sächlichen Momente, Monate, Jahre, ja selbst bis zum Tode fortbestehen.
Der Ausgang ist entweder Genesung, oder verschiedene Folgeübel,
wie, Vorfall des Mastdarms. Periproctitis, Mastdarmfisteln, Geschwüre des
Mastdarms. Bei der syphilitischen Entzündung erfolgt der Tod oft erst