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nach Monaten oder Jahren unter den Erscheinungen der Mastdarmstenose.
Bei den secundären Formen hängt-der tödtliche Ausgang von den zu
Grunde liegenden häufig unheilbaren Leiden ab.
Die Prognose richtet sich daher wesentlich nach der ätiologischen
Begründung. Die idiopathische durch Verkälltung, traumatische Einflüsse,
mechanische und chemische Reize entstandene Form gefährdet das Leben
nur in höchst seltenen Fällen, und richtet sich, bezüglich ihrer Heilbar-
keit und Dauer, grösstentheils nach der Möglichkeit, die einwirkende Ur-
sache zu entfernen, bei den seeundären Formen ist dagegen in prognosti-
scher Beziehung die zu Grunde liegende Krankheit das wesentliche Moment.
BEHANDLUNG.
8. 81. Entfernung der Ursache, wo eine solche vorhanden und zu-
gänglich, ist die erste Bedingung zur Heilung. Es bedarf keiner weiteren
Andeutung, auf welche Weise diess bei der Gegenwart von fremden Kör-
pern, verhärleten Kotihmassen oder Würmern ins Werk zu setzen ist,
Beim acuten Catarrhe muss die Diät eingeschränkt werden, und der
Kranke das Bett hüten, oder wenigstens sich in gleichmässiger Tempera-
tur aufhalten. Protrabirte warme Bäder, Sitzbäder, Dunstibäder, Cataplas-
men auf die Sacral- und Perinäalgegend reichen in leichten Fällen oft allein
zur Heilung aus. Nur bei heftigen traumatischen und mechanischen Ein-
wirkungen, besonders wenn durch dieselben zugleich Verletzungen der
Schleimhaut und Blutungen hervorgerufen wurden, und bei sehr bedeu-
tender Wärmeentwicklung im Mastdarm ist die Anwendung der Kälte vor-
zuziehen. Ist der Schmerz sehr heftig, die Mastdarmvenen ausgedehnt,
die Schleimhaut stark angeschwollen, so müssen Blutegel um die Afteröff-
nung, oder Schröpfköpfe an die Kreuzbeingegend gesetzt werden, man
gibt Klystiere von warmen Wasser, Milch, Oehl, erweichenden und schlei-
migen Decocten, denen man etwas Opium oder Belladonna zusetzt, wenn
nicht zu starke Zusammenziehung und Schmerzhafligkeit des Sphineter die
Anwendung der Klysliere verhindert, in welchem Falle die innere Anwen-
dung der Narcotica den Schmerz mindert. ‘Bei hefiigem Tenesmus und
Krampf des Schliessmuskels wendet man nebst warmen Bädern, erwei-
chende und narcolische Cataplasmen, Einreibungen der Afteröffnung mit
Opium-Belladonnasalbe an. Durch leichte Purgantia muss für möglichst
leichte und flüssige Stuhlentleerung gesorgt werden. Vorfälle des Mast-
darms werden reponirt, Excoriationen mit Ueberschlägen von essigsaurem
Blei, Salben von Cerussa und Zink oder durch Touchiren mit Nitras ar-
genli geheilt. Bei Geschwürsbildung empfiehlt Curling oberflächliches
Aetzen mit Höllenstein, und Mercurialsalben, bei grosser Sensibilität Chloro-
form- und Belladonnasalbe, in heftigen Fällen aber das Durchschneiden des
Geschwürs in der Längsrichtung mit gleichzeitiger Trennung des Sphincter.
&. 82. Bei der chronischen Form muss die Diät nur in so weit ein-
geschränkt sein, dass Anhäufungen und zu feste Beschaff@nheit der Fäcal-
massen, die den Mastdarm reizen, möglichst verhütet werden. Man er-
laubt daher nur leicht verdauliche und wenig Rückstand bildende Nah-'
rungsmiltel, bei deren Auswahl man sich nach dem Zustande des übrigen
Darmeanals und dem Kräftezustande der Kranken, der nicht selten eine
roborirende und tonische Diät nothwendig macht, richten muss. Active
oder passive Bewegung im Freien ist anzuratlhen. In therapeutischer Be-
ziehung passt besonders die Anwendung kalter Douchen, Sitzbäder, all-
gemeiner Bäder und kalter Wasserklystiere. Veralteie Fälle weichen oft
nur einer methodischen hydrotherapeutischen Behandlung. Auch Seebäder,
Eisenmoorbäder, eisenhaltige Mineralwässer wirken oft vortheilhaft. Wo