Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
   
   
382 Bamberger, Krankheiten des Darmcanals. 
die Anwendung der Kälte nicht gerathen erscheint, nicht vertragen wird 
oder unwirksam bleibt, muss man die blennorrhoische Secretion durch 
tonische und adstringirende Klystiere zu heben trachten. Es passen in 
dieser Beziehung alle die bei der Dysenterie und dem chronischen Darm- 
calarrhe angegebenen Substanzen, besonders Klystiiere von Dee. Quercus, 
Tannin, Ratanhia, Alaun, essigsaurem Blei, schwefelsaurem Eisen, Zink, 
salpetersaurem Silber. Mehrere dieser Substanzen, so wie auch das Zink- 
oxyd, das Magisterium Bismuthi, Cerussa lassen sich auch in Salbenform 
auf die Mastdarmschleimhaut anwenden. Schmerz, Tenesmus, und acute 
Reerudescenzen des Processes müssen auf die oben angegebene Weise 
behandelt werden. Der Stuhlverstopfung muss auf diätelische und curalive 
Weise begegnet werden, wobei nur der zu lange forlgesetzte Gebrauch 
der Abführmittel, der das Uebel oft verschlimmert, möglichst zu meiden 
ist. Sind gleichzeitig Hämorrhoidalanschwellungen vorhanden, so sind 
diese in der Weise, wie diess a.f.O. (V. Band 2. Abth. 1. Hälfte &. 77 sq.) 
angegeben wurde, zu behandeln. Die syphilitische Entzündung erfordert 
nebst der örtlichen Behandlung, bei welcher die Aetzmitiel und adsiringi- 
renden Einspritzungen das wichtigste sind, nach Beschaffenheit der Um- 
stände auch manchmal eine allgemeine antisyphilitische Therapie. Bleibt 
Verengerung zurück, so muss die Dilatation durch Bougies versucht wer- 
den, bei gefahrdrohenden Zufällen muss die verengerte Stelle eingeschnitten 
werden, unter Umständen kann selbst die Anlegung eines künstlichen Af- 
ters in der Lendengegend gerechtferligt sein. 
Zurückbleibende Geschwüre, Fisteln, Vorfälle werden auf chirurgische 
Weise behandelt. — Beim secundären Mastdarmeatarrh muss nebstdem 
die zu Grunde liegende Krankheit berücksichtigt werden. 
Die Periproctitis. 
$. 83. Die Periproctitis, ein der Perityphlitis ganz analoger Krank- 
heitszustand, beruht auf der Entzündung des den Mastdarm umgebenden 
und seine äussere Fläche an die benachbarten Organe befestigenden Zell- 
gewebes. 
Seiner Natur nach kann das die Zellgewebsräume erfüllende Entzün- 
dungsproduct ein mehr oder weniger plastisches und gerinnfähiges sein, 
— der Begründung nach ist die Entzündung entweder eine selbstständige 
oder eine secundäre. 
Die selbstständige Periprocütis ist ziemlich selten. Sie entsteht durch 
traumatische Einflüsse auf die Aftergegend, durch chirurgische Operationen 
daselbst, durch lange fortgesetztes Reiten, vielleicht auch durch Verkältung 
und manchmal ohne nachweisbare Ursache. — Weit häufiger ist die se- 
cundäre Form; sie wird bedingt durch Entzündungen und Geschwürsbil- 
dungen der Mastdarmschleimhaut, besonders durch lange dauernde Ca- 
tarrhe und Anschwellungen der Hämorrhoidalvenen, durch dysenterische, 
tuberculöse, hämorrhoidale und Krebsgeschwüre, durch habituelle Stuhl- 
verstopfung und Anhäufung von Fäcalmassen im Rectum. Oder sie wird 
durch Entzündungen, Geschwürsbildungen und Desorganisationen anderer 
nahe gelegener Organe bedingt, so durch Caries des Kreuzbeins und der 
Beckenknochen, durch peritonäale Entzündungen im Beckenabschnitt, 
Krankheiten des Uterus, der Ovarien, der Harnblase (Blasensteine, Blasen- 
entzündung, Harninältration) und Prostata, sie entsteht durch Fortpflanzung 
der Entzündung von entfernteren Organen oder Eitersenkung von daher, 
wie bei Entzündungen im Bauchraum im Allgemeinen, besonders bei Ty- 
phlitis und Perityphlitis, bei Retroperitonaeal - Nieren - und sogenann- 
  
  
  
  
   
    
   
    
  
    
     
  
  
  
  
  
  
    
    
    
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
  
	        
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