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Periproelitis. 383
ten Congestionsabscessen. Endlich ist sie nicht selten Theilerscheinung
gewisser Allgemeinprocesse, so besonders der puerperalen Entzündungs-
formen und der Tubereulose auch ohne vorhandene Mastdarmgeschwüre.
84. Das wichtigste Symptom der Krankheit ist die entzündliche
Anschwellung und Härte in der Umgebung des Mastdarms. Eine resi-
stente meist in hohem Grade schmerzhafte Geschwulst ist oft schon bei
der äussern Untersuchung der hintern Perinäal- und der Coceygeal-
Gegend durch den Gesichtssinn und das Gefühl wahrnehmbar. Die meist
sehr schmerzhafte Untersuchung des Rectum durch den eingeführten Fin-
ger zeigt in seiner Umgebung in grösserer oder geringerer Ausdehnung bald
nur nach einer oder der andern Richtung, bald im ganzen Kreisumlange
eine beträchtliche Anschwellung und Härte, durch welche das Rectum
mehr oder weniger vollständig fixirt, an die Nachbarorgane fest angeheftet,
manchmal selbst comprimirt und in geringerem Grade verengert ist. Hat
sich bereits Suppuralion gebildet, so ist oft an irgend einer Stelle Fluctua-
lion wahrnehmbar. Geschieht diess nach aussen, so zeigt sich in der
Umgebung des Afters eine lebhaft geröthete und in hohem Grade schmerz-
hafte Stelle, die sich allmählig erhebt, zuspitzt, weich wird und endlich
sich selbst überlassen mit einer unregelmässigen Oeffnung aufbricht, durch
welche sich ein dicker gelber oder gelblichgrüner mit Blut und neceroli-
schen Zellgewebsfetzen gemischter Eiter entleert, der in der Regel, auch
wenn keine direcie Communication mit dem Mastdarm vorhanden, einen
deutlichen fäcalen Geruch zeigt. Durchbricht der Abscess die Mastdarm-
häute, so wird der Eiter mit den Stühlen oder für sich entleert, es ent-
steht eine innere Mastdarmfistel, die aber gewöhnlich da bald Fä-
calmassen extravasiren und zu weitern Zerstörungen des Zellgewebs
führen, nach aussen meist in der Umgebung des Afters aufbricht und so
eine complete Mastdarmfistel bildet, durch deren äussere Oeffnung mit
Fäcalmasse gemischter Eiter sich entleert. Seltener findet der Durehbruch
in die Harnblase, die Scheide, den Uterus, oder ein anderes Darm-
stück statt.
\ Die Kranken klagen anfangs über ein Gefühl von Schwere, von
drückendem und spannendem Schmerz am Mastdarm, der das Sitzen und
Gehen beschwert. Der Schmerz nimmt bald zu, wird stechend, schnei-
dend, manchmal klopfend. Oefters ist zugleich Tenesmus vorhanden. Bei
der selbstständigen Periproetilis ist der Stuhl längere Zeit angehalten, die
Entleerungen schmerzhaft, bei gleichzeitiger Geschwürsbildung oder Des-
organisation des Mastdarms ist meist schmerzhafte Diarrhöe vorhanden. —
$. 85. Die Krankheit endet öfters durch Zertheilung, indem das
Exsudat entweder ohne eitrig zu zerfliessen, grösstentheils resorbirt wird,
oder nur eine geringe Verdichtung des Zellgewebes durch Neubildung
zurückbleibt, oder nachdem ein Theil eitrig zerflossen. und nach aussen
entleert wurde und der übrige resorbirt oder organisirt wird. — Häufig
bleiben auf die oben angegebene Weise Mastdarmfisteln und Perfora-
tionen der benachbarten Organe zurück, die in weiterer Folge zu viel-
fachen gefährlichen Erscheinungen führen können. Unter ungünstigen Um-
ständen besonders nach erfolgter Perforation des Mastdarms, bei Afterge-
bilden desselben, bei Harninfiltration kann das ganze Zellgewebe verjauchen,
die Häute des Mastdarms werden ergriffen und endlich von aussen viel-
fach durchbrochen, es kömmt zu ausgedehnter Entzündung der Mastdarm-
schleimhaut, es treten pyämische Erscheinungen und metastasische Abla-
gerungen in andern Organen ein und der Tod wird durch einen oder den
andern dieser Zufälle herbeigeführt,