384 Bamberger, Kranikheiten des Darmcanals.
$. 86. Eine Verwechslung der Krankheit ist bei aufmerksamer Un-
tersuchung leicht zu vermeiden, denn Entzündungen und Desorganisalionen
benachbarter Organe, wie Caries des Kreuzbeins, Entartungen und Vergrös-
serungen der Prostata, reiroperitonäale Entzündungen, besonders um die
inneren weiblichen Genitalien und dieser selbst, Hypertrophien und Entar-
tungen der Harnblase lassen sich bei einiger Uebung in der manuellen Un-
tersuchung leicht unterscheiden. Schwieriger ist es dagegen häufig die
Begründung der Krankheit zu ermitteln und man darf in dieser Beziehung
in so weit es ohne den Kranken zu grossen Schmerz zu verursachen
möglich ist, nie die Exploration des Reetum mittelst des Fingers und des
Masidarmspiegels verabsäumen, so wie auch alle übrigen Beckenorgane
einer genauen Untersuchung unterzogen und eiwa vorhandene dyscrasische
Krankheiten berücksichtigt werden müssen.
$. 87. Die Prognose richtet sich vorzüglich nach der der Krankheit
zu Grunde liegenden Ursache. Ist sie durch Verkältung, leichte irauma-
üsche Einflüsse bei sonst gesunden Individuen entstanden, so ist sie in der
Regel gefahrlos und endet gewöhnlich durch Zertheilung. Sind dagegen
die Individuen herabgekommen, verlauft die Enzündüng langsam und
schleichend, so sind Masidarmfisteln oder-Perforationen anderer Organe
zu fürchten, dasselbe gilt auch von der puerperalen Form, und von der
Periproctitis die den chronischen Masidarmeatarrh, Hämorrhoidalgeschwülste
und Fäcalansammlungen begleitet. Ist die Krankheit durch Geschwüre
und Desorganisalionen des Masidarms und der übrigen Beckenorgane ent-
standen, ist sie Folge des tuberculösen Processes oder ist sie eine meta-
stalische Entzündung, so ist die Prognose in der Regel ungünslig.
$- 88. Bei der Behandlung muss man die Erscheinungen und die Ursache
berücksichtigen. Ist die Enizündung eine acute, sehr schmerzhafte, ist
sie durch iraumatische Einwirkung entstanden, so sind kalte Umschläge,
örtliche Blutentziehungen anzuwenden. Wo sie mehr chronisch verläuft,
bei geschwächten oder anderweitig kranken Individuen auftritt, oder wo
sich der Uebergang in Eiterung nicht mehr aufhalten lässt, sind warme
Cataplasmen. vorzuziehen und dann örtliche Blutentziehungen vorzuneh-
men, wenn intercurrirend- stärkerer, durch Druck vermehrler Schmerz er-
scheint. Ausserdem sucht man den Schmerz durch nareolische Fomen-
talionen und den innern Gebrauch der Narcotica zu mindern. Zeigt sich
äusserlich eine fluctuirende Stelle, so muss sie sobald als möglich geöff-
net werden, um Perforationen des Mastdarms und anderer Organe vorzu-
beugen. Bei den secundären Formen verfährt man im Allgemeinen auf
dieselbe symptomalische Weise. Haben sich Masidarmfisteln gebildet, so
müssen sie weiter nach chirurgischen Grundsätzen behandelt werden, doch
wird man eine operalive Behandlung derselben nur dann vornehmen, wenn
eine solche nicht durch unheilbare Desorganisationen des Masidarms oder
durch einen hohen Grad des Allgemeinleidens, wie bei Tuberculösen, con-
traindieirt wird.
Die Dysenterie und Folliceularverschwärung des Darms
(Ruhr).
Hippocrates, Aphor. v. 1. De Affect. v. 1. De morb. vulgar. vl. — Celsus,
L. IV. ce. 15. — Aretaeus, Chron. LI. — Galen, de loc. affect. L. III. —
Coelius Aurelianus, Morb. chron. L. IV. — Alexander Trallianus,
Opp. L. VII. — Fabric. Hildanus, De dysent., hoc est eruento alvi fluore.