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Mereurielle Entzündung. 927
gen, hat man auch den innern Gebrauch des Kupfervitriols, des Chlors,
des Ammoniaks empfohlen. Die Anwendung allgemeiner und örtlicher
Blutentziehungen ist wegen der Neigung der Krankheit zum septischen
Charakter und Verfall der Kräfte, wie auch schon Bretonneau mit Recht
bemerkt, stets zu widerrathen, höchstens sind örtliche Blutentziehungen
bei dringenden Erscheinungen von Seite der Larynx gerechtfertigt. Man
hat nebstdem Brechmittel empfohlen, um die Krankheit im Beginne zu
unterdrücken, doch kann der sehr zweifelhafte Nutzen derseiben wohl nur
in der durch die oben angedeuteien Mittel leichter zu erzielenden mechani-
schen Entfernung der Exsudate zu suchen sein. Die Anwendung des Ca-
lomels (Abererombie, Guersani), das auch Bretonneau in grossen
Gaben reicht, ist gänzlich zu widerraihen. Auch Hautreize sind wegen der
Gefahr des Brandigwerdens der entblösten Hautstellen zu meiden. Die Er-
scheinungen der Pyämie, der seeundären oder metastatischen Entzündun-
gen anderer Organe erfordern die entsprechende Berücksichtigung und
Behandlung.
Speeifische Entzündungen.
.38. Wir rechnen hierher die mereurieile, die scorbutische und
die syphilitische Entzündung*) der Rachenhöhle als Formen, denen neben
den der örtlichen Affectiion zukommenden Symptomen noch der speci-
fische Charakter der Entstehungsursache aufgedrückt ist. Doch müssen
wir uns im Vornherein gegen die Ansicht verwahren, als ob wir der Ent-
zündung an und für sich einen speeifischen Charakter vindieiren wollten,
denn die Entzündung bleibt immer derselbe anatomische Vorgang, wenn
auch ihre Erscheinungen, ihr Verlauf und die Qualität ihrer Producte durch
die bedingende Ursache und eigenthümliche krankhafte Veränderungen
des Organismus, in welchem sie auftritt, vielfach modificirt werden.
Da die, den betreffenden Entzündungen zu Grunde liegenden Pro-
cesse in einem anderen Theile dieses Werkes werden abgehandelt wer-
den, so müssen wir bezüglich der allgemeinen nosologischen Verhältnisse
derselben auf die betreffenden Capitel verweisen, und beschränken uns
hier vorzugsweise auf die Feststellung der localen Erscheinungen.
a) Die mercurielle Entzündung. Stomatitis mercurialis.
(Salivatio v. Piyalismus mercurialis.)
Albinus, D. de salivalione mereuriali Fr. ad Viadr. 1689. In Halleri collect. disput.
praet. T. I. N. 26. — Camerarius, D. de salivatione. Tübing. 1711. In Halleri
collect. T.1. N. 29. — Alberti, D. de hydrargyrosi s. de salivat. mercur. Gies-
sen 1743. — Grainger, D. de modo excitandi ptyalismum ei morbis inde pen-
dentibus. In Halleri collect. T. I. N. 32. — Richelmi, Considerations sur le
ptyalisme mercuriel. Par. 1812. — C. G. Th. Oppert, Bemerkungen über die
Angina faueium mereurialis ete. Berlin 1827. — J. Frank, Praecepta ete. BHL
Vol. L Sect. I. p. 121. — Rust, Theoret. pract. Handb. d. Chirurgie 1834. Bd.
XI. — Mason Good, Studien der Medic. Bd. 1. $S. 77. — Hacker, ın
Schmidt’s Eneyelop. Bd. II. 8.477. — Lehmann, Lehrbuch d. physiol. Chemie
2. Aufl. Leipz. 1853. II. Bd. S. 21. (Vergl. überdiess die Schriften über Mercu-
rialkrankheit, insbesondere: Dieterich, Die Mercurialkrankheit in allen ihren For-
men. Leipzig 1837.)
%) Bezüglich der exanthematischen Entzündungen, besonders der variolösen, müssen
wir, da eine gesonderte Schilderung derselben nicht wohl thunlich ist, auf den
entsprechenden Theil dieses Werkes verweisen.