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Ruhr. 387
wird, die consequutiv als sogenannte Localisation zu gewissen Verände-
rungen in organischen Geweben führt, und betrachten wir als Prototyp
derselben den Typhus oder die acuten exanthematischen Processe, So
können wir in der Dysenterie durchaus nichts von allen dem 'erblicken,
was den gemeinschaftlichen Character dieser Klasse von Krankheiten aus-
macht. — Das Wenige, was wir von chemischer Seite über die Verände-
rungen des Blutes bei dieser Krankheit wissen, wird später bei der pa-
thologischen Anatomie angegeben werden, es ist zu einem Schlusse um
so weniger anwendbar, als die Veränderungen eben als Folge der bereits
bestehenden Darmaffeetion zu betrachten sind, und wir über das Verhal-
ten des Blutes unmittelbar vor derselben durchaus nichts wissen. Ver-
gleichen wir aber, auf klinischem Standpunkte fussend, die gemeinschaft-
lichen Symptome der acuten Blutkrankheiten, mit denen der Dysenterie,
so finden wir:
Während sämmtliche acute Blutkrankheiten mit meist intensiven all-
gemeinen und Fiebererscheinungen beginnen, denen nach einer bestimmten
Zeit erst die localen Sympiome: folgen, und bis zur Höhe der Krankheit
von ihnen begleitet sind, während diese in der Regel das wichtigste und
hervorragendste Symptom sind, und die locale Ablagerung häufig eine
sehr untergeordnete Rolle spielt — beginnt und verläuft die Dysenterie
fast eben ‚so häufig mit als ohne Fieber, ist die örtliche Affeetion steis
bei weitem das hervorragendste und wichligste Symplom. Je ausgebreite-
‚ter diese, desto heftiger die Symptome, desto grösser die Gefahr, während
bei jenen beide sehr häufig in umgekehrten Verhältnissen stehen. Dass
der Typhus, das Puerperalfieber auch ohne Localisation verlaufen können,
ist gewiss; von den acuten Exanthemen und andern "Blutkrankheiten, ist
diess ziemlich allgemein angenommen, und mehr oder weniger wahr-
scheinlich — von einer Dysenierie ohne Darmaflection hat bisher auch
die kühnste Phantasie sich nichts träumen lassen; Localisalionen an aus-
sergewöhnlichen Orten kennen wir wohl bei jenen, bei dieser nur solche
die als Folge secundärer Pyämie anzusehen sind. — Die Milz, die bei
allen Blutkrankheiten ihre Mitleidenschaft durch Schwellung und Lockerung
ihres Gewebes kundgibt, zeigt sich bei der Dysenterie in der Regel un-
verändert. Die acuten Bluikrankheiten lieben vorzugsweise das jugend-
liche und kräflige Alter, einmal in einem Individuum abgelaufen, wieder-
holen sie sich nicht leicht, die Dysenterie ergreift eben so gerne betagte
und herabgekommene Individuen, und befällt oft‘ genug dasselbe Indivi-
duum zu wiederholten Malen.
Endlich lässt es sich nicht läugnen, dass die specifischen Blutkrank-
heiten sowohl untereinander, als gegen zahlreiche andere Krankheitspro-
cesse ein gewisses Ausschliessungsvermögen besitzen, das zwar allerdings
kein absolutes ist, aber wegen der grossen Seltenheit der Ausnahme doch
als Regel angesehen werden muss. Die Dysenterie hingegen combinirt
sich nicht nur mit jeder möglichen Krankheit des Blutes und aller andern
Organe, sondern sie zeigt sogar für bereits erkrankte Individuen jeder
Art eine besondere Vorliebe. — Auch das häufige epidemische Auftreien
der Dysenterie beweist nichts für den Charakter derselben als Blutkrank-
heit, man müsste denn die epidemischen Psychopathieen des Mittelalters,
die epidemische Grippe, die sogenannte ägyptische Augenentzündung
ebenfalls unter die Blutkrankheiten rechnen.
Alle diese Umstände machen es in ‚hohem Grade unwahrscheinlich,
dass der Dysenterie eine specifische dem Typhus ähnliche Intoxicalion
oder Infection der Blutmasse zu Grunde liege. Ebenso unthunlich und
unserer jetzigen Anschauungsweise widersprechend ist es nach dem Vor-