Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
34 Bamberger, Krankheiten der Mund- und Rachenhöhle. 
PROGNOSE. 
$. 48. Die Stomatitis mercurialis ist sowohl an und für sich als we- 
gen der dem Organismus feindlichen Wirkung des Quecksilbers, die mit 
beseitigter Mundaffeetion nicht immer aufgehoben ist, sondern oft noch 
Jahre lang, ja durch das ganze Leben fortdauern kann, steis eine bedenk- 
liche Krankheit. Was die Folgen der Mercurialkrankheit im Allgemeinen 
betrifft, müssen wir hierüber auf jenen Abschnitt verweisen, die Prognose 
der Stomatitis selbst ist zwar in der grossen Mehrzahl der Fälle günstig, 
doch kann auch der Tod wie bei den übrigen exsudativen Mundentzün- 
dungen durch übermässige Anschwellung der Weichtheile und Suffocation, 
oder durch Affectiion des Larynx, so wie endlich durch gangränöse Zer- 
störung der Schleimhaut und deren Rückwirkung auf den Gesammtorganis- 
mus erfolgen. Als Nachkrankheiten bleiben nicht selten Caries und Ver- 
lust der Zähne, Verwachsung des Zahnfleisches und der Wangen, selbst 
eariöse Zerstörung der Kieferknochen zurück *). 
BEHANDLUNG. 
$. 49. In prophylactischer Beziehung ist die Vermeidung jeder über- 
flüssigen Anwendung der Mercurialpräparate und die möglichste Vorsicht 
bei dem Gebrauche derselben zu empfehlen. Besonders ist jede Verküh- 
lung bei einer mercuriellen Behandlung zu vermeiden, und desshalb der 
Kranke nach Umständen im Beite oder im Zimmer zu halten. Sobald 
sich Spuren der Affection der Mundhöhle zeigen, muss das Mittel ausge- 
setzt werden, es sei denn, dass es in der Absicht des Arztes liege, Sa- 
livalion hervorzurufen (eine Behandlungsart, die glücklicherweise im- 
mer seltener wird), oder dass anderweitige dringende Symptome die Fort- 
setzung der Behandlung selbst auf die geringere Gefahr der Stomatitis hin 
nöthig machen. 
$. 50. Die Behandlung der Stomatitis mercurialis muss ganz nach 
denselben Regeln geleitet werden, wie bei jeder andern Mundentzündung 
desselben Grades und derselben Intensität. Ist daher die Entzündung eine 
catarrhalische, so gibt man je nach dem Grade und der Schmerzhaftigkeit 
erweichende Gurgelwässer, oder solche mit Zusatz von Opium und ande- 
‘ren narcotischen Mitteln. Oertliche Blutentziehungen sind auch hier fast 
stets vermeidbar. Dabei lässt man die Kranken nur flüssige Substanzen 
geniessen und sorgt durch leichtere Purgantia und Eccoprotica für öf- 
tere breiige Stuhlentleerungen, durch reichliches Getränk für vermehrte 
Diurese und durch warmes Verhalten, durch einfache Bäder oder Dampf- 
bäder für Beförderung der Transpiration, um auf diese Weise antagonistisch 
die Hyperämie und übermässige Secretion der Mundschleimhaut und der 
Speicheldrüsen zu vermindern. Ist die Schmerzhaftigkeit der Mundhöhle 
keine bedeutende und diess ist in diesem Stadium gewöhnlich, so kann 
man die Krankheit häufig gleich im Beginne durch fleissiges Gurgeln mit 
  
*) In einem Falle dieser Art, den ich soeben vor Augen have, ist in Folge einer 
vor 2 Jahren überstandenen mercuriellen Behandlung die Unterlippe in ihrem gan- 
zen Umfange bis auf eine Entfernung von etwa 2 Linien vom freien Rande des 
Zahnfleisches mit diesem verwachsen, das submucöse Gewebe der Wangen ist in 
ein straffes weisslich durchscheinendes Narbengewebe verwandelt und mit beiden 
Kiefern so verwachsen, dass das Oeffnen des Mundes nur auf etwa A Linien ge- 
stattet ist. Selbst die Zunge ist durch partielle Anwachsung an den Boden der 
Mundhöhle in ihrer Bewegung gehindert, nach hinten zurückgezogen und kann 
nicht bis an die hintere Fläche der Schneidezähne gebracht werden. 
  
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