508 Bamberger, Krankheiten der Leber.
Rippenbogen mit denFingerspitzen eingeht, andererseits den Kranken tiefe
Inspirationen machen lässt, um dadurch die Leber möglichst tief herabtre-
ten zu lassen. ‘ Hierdurch überzeugt man sich zugleich, ob die fühlbare
Geschwulst in der That die Leber ist, oder wenigstens von ihr ausgehe,
oder durch benachbarte Organe (Geschwülste des Netzes, der rechten Niere,
des Colon transversum, des Magens) gebildet werde, welche bei der Res-
piration ihre Lage nicht verändern. Nur wenn eine Verwachsung der-
selben mit dem Leberrande besteht, zeigen sie wohl eine mitgeiheilte Be-
wegung, lassen aber bei genauer Untersuchung gewöhnlich eine Grenze
zwischen beiden Organen auflinden.
Man geht nun zur Untersuchung einer der wichtigsten Theile: des
Leberrandes. Man überzeugt sich zuerst von seiner Lage und Richtung
im Allgemeinen, von etwaigen Verwachsungen desselben mit benachbar-
ten Organen oder Geschwülsten, von seiner Schärfe, oder Stumpfheit, sei-
ner Glätte oder unebenen undknolligen Beschaffenheit, dem Grad seiner
Härte und Umstülpbarkeit, seiner Umklappung nach auf-oder abwärts. Man
umgeht nun denselben längs seiner ganzen Ausdehnung. Wegen der
dicken Muskelbündel der Rückenmuskeln, des Quadratus lumborum, der
queren und schiefen Bauchmuskeln, wird derselbe gewöhnlich erst in der
Gegend des vordern Randes der 11. Rippe fühlbar. Indem man ihn von
hier weiter nach links verfolgt, trifft man zuerst die für die Gallenblase
bestimmte Furche, die sich als deutliche flache Einkerbung markirtl. Man
findet hier die eiwa vergrösserle, fluctuirende, verknöcherte oder sonst
entartete Gallenblase. Indem man nun den Leberrand weiter verfolgt,
stösst man zunächst aufdie zwischen rechtem und Jinkem Lappen befind-
liche Einkerbung, die sich von der Gallenblasenfurche meist durch ihren
mehr spitz einspringenden Winkel unterscheidet. Man bestimmt endlich
den Rand des linken Lappens bis zu der Stelle, wo er sich unter den
linken falschen Rippen verliert. — Hierauf sucht man sich noch so viel
als thunlich von der Beschaffenheit der untern Leberfläche, durch tiefes,
aber nur allmählig verstärktes Einbringen der Fingerspitzen zu überzeugen.
Auf diese Weise trachtet man besonders Geschwülste die in der Umge-
bung der Gallenblase, im Hilus hepatis, im lig. hepato— duodenale liegen,
zu ermitteln. Endlich prüft man noch die Beweglichkeit des freien Ran-
des bei tiefen Respirationsbewegungen.
Als besondere Cautelensind noch zu bemerken: Geschwülste von de-
nen eszweifelhaft ist, ob ihr Sitz der Magen oder der linke Leberlappen sei,
untersuche man bei verschiedenen Füllungszuständen des Magens. Be-
. stehen nicht etwa innige Adhaesionen zwischen Magen und den benach-
barten Organen, so zeigt die Geschwulst eine deutliche Veränderung ihrer
Lage, je nachdem der Magen mehr oder weniger ausgedehnt ist. Der
Schall ist selbst bei bedeutenden Magengeschwülsten, auch bei leichtem
Anschlage gewöhnlich deutlich iympanitisch, bei Lebergeschwülsten ganz
dumpf. Ersteres giltauch von Geschwülsten des Colon transversum, die am
untern Leberrande liegen. Sind solche durch Anhäufung von Faecalmas-
sen bedingt, (Kothgeschwülste) so verschwinden sie oft vollkommen nach ei-
nigen Stuhlentleerungen. Ausserdem hat man in solchen zweifelhaften
Fällen, nebst den übrigen objeetiven Erscheinungen, auch noch die Stö-
rungen der Function, die ein oder das andere Organ betreffen, im Auge
zu behalten.
$. 5. Die Percussion bestätigt und vervollkomm.net die durch die In-
speetion und Palpation gewonnenen Resultate. Wo die Leber dem Ge-
EEE TEE