Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
514 Bamberger, Krankheiten der Leber. 
auch häufig zu allgemeineren, doch in der Regel auf die untere Kör- 
perhälfte und die serösen Höhlen beschränkten hydropischen Erschei- 
nungen, die wie oben erwähnt, in der hydrämischen Beschaffenheit 
des Blutes, manchmal aber auch in mehr localen Verhältnissen: Druck 
auf die Venen, Verstopfung derselben u. s. w., ihren Grund haben. So 
erscheinen daher Leberkranke in vorgerückien Stadien gewöhnlich mit 
stark geschwollenem Unterleibe, hydropischen unteren Extremiläten, wäh- 
rend der Oberkörper gewöhnlich nicht wassersüchlig, dagegen im höch- 
sten Grade abgemagert ist. Ist dabei noch stärkerer oder schwächerer 
lclerus vorhanden, so ergibt sich die Diagnose einer schweren organi- 
schen Leberkrankheit schon aus dem blossen Anblick. — Die Rückwir- 
kung der Leberkrankheiten auf den grossen Kreislauf ist im Ganzen eine 
geringe. Die meisten Leberkrankheiten verlaufen in der Regel fieberlos, 
ausser wenn sich entzündliche Complicationen hinzugesellen. Nur die 
acule Leberatrophie ist constant, die suppuralive Leberentzündung ge- 
wöhnlich, der Catarrh der Gallengänge im Beginne manchmal von Fieber- 
erscheinungen begleitet. Bei vorhandenen Icterus wird der Puls gewöhn- 
lich verlangsamt. 
Die Behandlung dieser Zustände ist ebenfalls thei!s eine directe, 
z. B. Hebung der mechanischen Biutstase durch örtliche Blutentziehungen, 
Entleerung der angesammelten Flüssigkeit, theils eine indireete, durch 
zweckmässige Behandlung der Grundkrankheit, Anregung der natürlichen 
Secrelionen zum Behufe vermehrter Resorption, möglichste Besserung der 
hydraemischen oder scorbülischen Blutbeschaffenheit u. s. w. 
4) Der leterus (Gelbsucht, Morbus regius). 
$. 11. Unter Gelbsucht versteht man die gelbe Färbung, die durch 
Ablagerung des färbenden Bestandtheiles der Galle (Gallenpigment, Biliphaein, 
Cholepyrrhin) an der Körperoberfläche entsteht. Als microscopisches Substrat 
der gelben Färbung zeigt sich sowohl eine diffuse Pigmentirung, als auch Ab- 
lagerung von Pigment in Körnchenform, leizteres besonders bei höheren Gra- 
den und längerer Dauer *). So wie die Haut können auch alle andern 
Organe, mil Ausnahme der Gehirn- und Nervensubstanz, der Haare und 
des Zahnschmelzes von Gallenfarbsioff getränkt und mehr oder weniger 
‚gelb gefärbt werden. Kerkring fand sogar den Fötus einer ieterischen 
Frau gelb gefärbt. An den blutgefässreichen Schleimhäuten ist die gelbe 
Färbung nur im cadaverösen Zustande, oder wenn man durch Druck die 
Rölhung verschwinden lässt, sichtbar. An der weissen Augenhaut zeigt 
sich die icterische Färbung gewöhnlich am ersten und ist da am leichle- 
sten kenntlich. Zunächst zeigt sie sich gewöhnlich um die Nasenflügel 
und Lippen, dann an der Stirn, später erst am übrigen Körper. Unter 
den inneren Organen ist die gallige Färbung besonders an der Leber in 
allen jenen Fällen ausgezeichnet, wo der Icierus durch mechanische Hin- 
dernisse entsteht (Lebericterus), sie zeigt sich da sowohl schon dem freien 
Auge als besonders der micerocopischen Untersuchung. In solchen Fällen hin- 
gegen, wo der Icterus nicht durch mechanische Hindernisse entsteht, zeigt 
sich die Leber oft weit weniger gefärbt als die meisten andern Organe. 
*) Die sogenannt en Leberflecke(Chloasmata, Maeulae hepalicae) stehen zu Krankhei- 
ten der Leber durchaus in keiner Beziehung. Sie entstehen manchmal aus ver- 
schiedenen Ursachen durch partielle Ablagerung von Pigment, am häufigsten aber 
sind sie eine durch Pilzbildung bedingte Erkrankung der Haut (Pityriasis versicolor). 
  
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