Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

Symptomatologie. 515 
  
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Esche Man darf die Gelbsucht nicht mit der gelblichen Färbung, die die Haut 
Ulenhei durch die Einwirkung der Sonne und durch verschiedenartige dyscrasische 
N: Druck und krankhafte Zustände erleidet, verwechseln, bei diesen zeigt nicht nur 
ben. 9, die Selerolica des Auges ihre normale Färbung, sondern auch der Harn 
  
lich mi enthält nieht den beim Ieterus vorkommenden Gallenfarbstoff. Doch darf 
vr Mi man nicht vergessen, dass manchen Individuen, die sich übrigens voll- 
kommen wohl befinden können, eine leichte gelbliche Färbung des Auges 
eigenihümlich ist, die gewöhnlich bloss durch eine grössere Menge unter 
der Conjunctiva bulbi abgelagerten Fetles bedingt ist. 
Der Icterus hat verschiedene Grade, er variirt von einem leichten, 
kaum bemerkbaren gelblichen Anflug bis zum eitronen oder orangegel- 
fehan ben, endlich bis zu einer schwärzlich und bräunlich-grünen Färbung (Me- 
Ru & lasieterus). In einzelnen Fällen will man eine, bloss auf die innern Or- 
a gane beschränkte Gelbsucht (Ferrus in einem Falle von Pneumonie), in 
andern einen partiellen oder auf eine Körperhälfte umschriebenen leterus 
| (Morgagni, Ettmüller, Behrens) beobachtet haben. Liegt hier nicht 
| vielleicht irgend ein Irrihum zu Grunde, so sind solche Beobachtungen 
ii 5 jedenfalls zu den grössten Seltenheilen zu rechnen. 
   
  
PATHOGENIE. 
$. 12. Die Frage auf welche Weise die färbenden Gallenbestand- 
theile ins Blut gelangen, ist für die Pathologie der Leberkrankheiten 
eben so wichlig, als sie leider bis jetzt schwierig, ja sogar unmög- 
lich durchgreifend zu beantworten ist. Obwohl gerade in der letzten 
Zeit durch gediegene Arbeiten (Liebig, Lehmann, F. C. Schmidt, 
Strecker, Blondlot, Bernard, Frerichs u. V. a.) vieles zur Auf- 
klärung der Secretionsverhältnisse der Leber geschehen ist, so gestehen 
doch eben die verlässlichsten Beobachter, dass sie noch weit vom Ziele 
entfernt sind. Fassen wir, mit Umgehung alles nieht streng hieher Gehö- 
rigen, die Frage über die Entstehung des Iclerus so kurz als möglich, so 
handelt es sich namentlich darum, ob die Bestandtheile der Galle im Blule 
bereits praeformirt sind und in der Leber nur ausgeschieden werden, — 
oder ob die Galle aus heterogenen Bestandiheilen des Blutes in der Leber 
und erst gebildet werde. Im letztern Falle kann Iclerus nur entstehen, wenn 
weniger die in der Leber bereits gebildete Galle durch die Lymph- oder Blulgelässe 
jerischen © resorbirt und in den Kreislauf gebracht wird, im ersten Falle wäre er 
selbe nebsidem auch durch gehinderte Ausscheidung der Gallenbestandtheile 
ie # zu erklären, wobei der Grund des Hindernisses in jedem der beiden zur 
io Seeretion nölhigen Facloren: Blut und Drüsengewebe gelegen sein kann. 
Die letztere Ansicht enispross den humoralen Anschauungen von Hippo- 
erates und Galen und hat mitihnen bis nahe an das Ende des vorigen 
Jahrhunderts geherrscht. Sie zählt noch immer nahmhafte Anhänger, von 
denen wir nur Budd nennen wollen, allein seit Haller, Boerhaave 
und Selle hat sich, auf physiologische und chemische Experimenle ge- 
| stützt, immer mehr die Meinung Geltung verschafft, dass die Ursache des 
j Icterus in jedem Falle auf einem mechanischen Hindernisse beruhe und 
| steis Resorplion bereits gebildeter Galle vorausseize. Obwohl nun diese 
Ansicht gegenwärlig die fast alleinherrschende geworden ist und von 
| Vielen fast zum Axiom erhoben wird, so müssen wir doch gestehen, dass 
! wir uns derselben durchaus nicht anschliessen können. Denn von jeder 
' neuen Hypothese kann man wohl billigerweise verlangen, dass erstllich 
ihre Praemissen ausser Zweifel geseizt sind und zweitens die vorliegenden 
Facia sich aus ihr ungezwungen erklären lassen, — und keiner dieser 
‘ Anforderungen scheint uns die genannte ‚Ansicht zu genügen. Die Prä- 
  
  
  
 
	        
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