540 Bamberger, Krankheiten der Leber.
rechten Herzens bedingt wird. Besonders häufig kömmt eine auf diese
Weise entstehende Leberhyperämie bei Pneumonieen vor, in den schwe- ;
ren Fällen derselben wird man sie sellen vermissen. Ebenso findet man i pe
sie obwohl nicht so häufig bei pleuriiischen Exsudaien. Beim Lungen-
emphysem ist sie eine gewöhnliche Erscheinung und gibt hier nicht sel-
ten zu diagnoslischen und Iherapeulischen Irrihümern Veranlassung; ich
sah sie in ausgezeichnetem Grade bei Bronchialerweiterungen und Ver-
ödung des Lungengewebes, bei bedeutender mit Compression der Lunge Mur
verbundener Scoliose. Seltenere mechanische Veranlassungen sind grosse übe
Mediastinalgeschwülste und Aneurysmen der Aorta die einen Druck auf
den rechten Vorhof ausüben, Verengerungen und Obliteralionen der un eine
teren Hohlvene an ihrem Durehtritispunkt durch das Zwerchfell. :
Diesen mechanischen Hyperämieen an Häufigkeit zunächst stehen
jene, die im Gefolge anderer krankhafter Processe des Gesammtorganismus
‚oder einzelner Theile desselben aultreten, und die man wohl als secun-
däre Hyperämie bezeichnen könnte, obwohl wir uns von der Art ihres
Zustandekommens und dem Grunde des Zusammenhanges bisher noch
keine nähere Rechenschaft geben können. Hierher gehören die bei In-
termittens so häufig vorkommenden Anschwellungen der Leber, die in
den gewöhnlichen Fällen mit der Krankheit wieder verschwinden. Sıe
hinterlassen, wie Meckel, Virchow und Heschl dies nachgewiesen,
oft für immer eine reichliche Ablagerung von Pigment, wie diess auch
in anderen Organen bei länger dauernden Hyperämieen der Fall ist, Bei
acuten Biuikrankheiten (Typhus, exanthematische Processe, Puerperalfie-
ber, Scorbut u. s. f.) kommt Leberhyperämie öfters vor, ohne eben ae
constant zu sein und ohne dass sich dafür ein bestimmter Grund anfüh- bei
ren liesse. Sie begleitet nicht selten Anomalieen der Menstrualion und |
Hämorrhoidalzustände, wobei jedoch nicht zu übersehen, dass letzlere
selbst so häufig nur Folge einer Krankheit der Leber, des Herzens oder
der Lungen sind, so dass beide gewöhnlich als Folge derselben Ursache
anzusehen sind. In manchen Fällen mag sie übrigens auch. vom Magen CH
und Darmeanal durch Fortpflanzung auf die Leber übergehen.
Endlich erscheint die Hyperämie als vorausgehendes, begieitendes
An
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ir,
oder nachfolgendes Moment bei den meisten Krankheiten, die das Organ ni
in seiner Totalität befallen. So geht sie der Leberentzündung voraus und dinh
wird so wie diese manehmal durch Reize, die die Leber direct treffen, Bi
wie Verwundungen, Traumen u. s. f hervorgebracht, in welchem Falle | dies
man sie gewöhnlich als active Leberhyperämie bezeichnet. Sie ist nicht
selten durch lange Zeit die einzige wahrnehmbare Erscheinung bei tief
liegenden und wichtigen Störungen, die erst später der Diagnose zugäng-
lich werden, und wo jedenfalls die Hyperämie, wenn auch nicht die be-
dingende Ursache, so doch eine wesentliche einleitende Erscheinung ist. ne
Diess gilt namentlich von der Lebereirrhose und von zahlreichen und zer-
streuten Krebsablagerungen, so wie auch die Obliteration und Verenge- Ga)
rung der grossen Galleneänge und die Stagnation der Galle wenigstens :
im Beginne constant von Hyperämie begleitet ist.
Alter und Geschlecht geben nur in so fern eine Praedisposition, als
sie überhaupt der einen oder anderen der angeführten Krankheitsreihen
mehr unterworfen sind. Der Einfluss des südlichen Clima’s scheint im
Ganzen etwas übeririehen worden zu sein, und wenn auch in tropischen u
Gegenden Leberhyperämieen häufiger vorkommen, so scheinen sich da- | Do
bei verschiedene ursächliche Momente und nicht bloss die Temperatur =
zu betheiligen. Kir