Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
542 Bamberger, Krankheiten der Leber. 
erstern ist im Allgemeinen mit Ausnahme specieller Fälle, eine möglichst 
reizlose Kost, die vorzugsweise aus Gemüsen, Obst und leichten Milch- 
und Mehlspeisen, weniger ausFleisch bestehen soll, und von der reizende, 
gewürzhaftie und spirituose Nahrungsmittel und Getränke ganz ausge- 
schlossen werden sollen, zu empfehlen. In acutern und hefligern Fäl- 
len ist körperliche und geistige Ruhe nothwendig, bei den mehr chronisch 
und schmerzlos verlaufenden Fällen hingegen, kann angemessene körper- 
liche Bewegung, in so weit sie durch die Grundkrankheit nicht contrain- 
dieirt wird, als wichtiges Hilfsmittel zur Beförderung der Pfortadercireula- 
tion in Anwendung kommen. Eswird sich aus dem Krankheitszusammen- 
hange ergeben, wann kalte oder warme Bäder, der reichliche Genuss des 
kalten Wassers, Milch- Molken- oder Obsikuren als diätetische Unter- 
stützungsmittel der Behandlung anzurathen sind. 
Leichtere Grade der Leberhyperämie weichen gewöhnlich in kurzem bei 
körperlicher Ruhe und Diät, mit welchen man höchstens noch die küh- 
lenden und leicht abführenden Mitiel - und Neutralsalze verbindet. — 
Bei den höhern Graden sind bei stärkeren Schmerzen örtliche Blutent- 
leerungen, die man besser in der Umgebung des Afters, als in der Leber- 
gegend anbringt, warme Umschläge, stärkere Purgantia indieirt. Höchst 
selten, vielleicht niemals ist es nothwendig, wegen blosser Leberhyperä- 
mie, wenn nicht anderweitige Gründe dafür vorhanden sind, eine allge- 
meine Blutentziehung vorzunehmen. Dauert der dumpfe Leberschmerz 
längere Zeit an, so wird derselbe oft durch Vesicatore gehoben. In länger 
dauernden Fällen, namentlich bei mechanischen Hyperämieen wendei man 
diealealisch-salinischen, Glaubersalz-und Bittersalz haltigen Mineralwässer : 
Karlsbad, Marienbad, Kissingen, Franzensbader Salzquelle, Salzbrunnen 
Saidschützer, Friedrichshaller Wasser u. s. w. mit grossem Vortheil an. 
Bei der Auswahl derselben muss man sich theils durch die Constitution 
der Kranken (so passen bei torpiden, fettleibigen Individuen mehr die 
stark abführenden kalten Glaubersalzquellen, wie Marienbad (Kreuzbrunn), 
bei reizbaren, erethischen Individuen mehr die schwächern, sogenannte 
auflösenden Mineralwässer), theils durch die Verhältnisse der Grundkrank- 
heit bestimmen lassen., Wird es durch dieUmstände wahrscheinlich, dass 
die Leberhyperämie bloss die Manifestation einer sich entwickelnden wich- 
tigeren Leberkrankheit (Hepatitis, granulirte Leber, Krebs, Gallensteine) sei, 
so ist zu erwägen, in wie weit neben der symptomatischen Behand- 
lung der Hyperämie noch ein mehr direct gegen einzelne dieser Zustände 
gerichtetes, dort näher anzugebendes Verfahren eingeleitet werden könne. 
Die Muskatnussleber. (Leberhyperämie mit bleibender Erweite- 
rung der Capillaren.) 
PATHOLOG. ANATOMIE UND AETIOLOGIE. 
&. 28. Unter dem Namen Musnainussieber hat man mehrere Ver- 
änderungen der Lebersubstanz, die wohl dem äussern Ansehen nach ei- 
nige Aehnlichkeit haben, dem Wesen nach aber von einander verschieden 
sind, zusammengefasst. Im Allgemeinen versteht man unter Muskainuss- 
leber jene Veränderung, wo das Organ in zwei der Farbe nach deutlich 
von einander getrennte Substanzen, eine dunklere und eine hellere ge- 
trennt erscheint, in der Weise, dass entweder das Centrum der Leberläpp- 
chen dunkler, ihre Peripherie heller aussiehi oder umgekehrt, wodurch 
das ganze Organ Aehnlichkeit mit dem Durehschnitte einer Muskat- 
nuss gewinnt. 
BETRETEN 
  
  
  
  
  
  
  
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