Muskatnussleber. 543
Eine solche verschiedene Pigmentirung kann aber durch sehr ver-
schiedene Ursachen bedingt sein. Zuerst findet sie sich überhaupt schon,
sehr häufig als blosse Leichenerscheinung, indem ein Theil der
Capillarität z. B. die Aestehen der Pfortader, die sich mehr an der Peri-
pherie der Läppchen verzweigen, noch mit Blut gefüllt sind, und daher
dunkler, dagegen die bereits entleerten Lebervenenäsitchen und mit ihnen
die Centra der Läppchen heller erscheinen , ein Umstand, durch den man
wohl früher zu der Ansicht über das Vorhandensein zweier verschiede-
ner Substanzen in der Leber geführt worden war. Dieser Zustand hat
begreiflicher Weise für die klinische Anschauung gar kein Interesse. —
Eine zweite gewöhnlich als Muskatnussleber bezeichnete Form ist durch
partielle Ablagerung von Fett bedingt. Geschieht diese Ablagerung mehr
zwischen den einzelnen Läppchen, (eine Form die W edl interlobuläre
Feitleber nennt,) so haben diese Stellen ein weissliches, die normalen
blutgefüllten Leberläppchen dagegen ein röthliches Aussehen. (Bei mi-
eroscopischer Untersuchung mit durchfallendem Lichte erscheinen natür-
lich die weissen, fetthaltigen Stellen dunkel.) Diese Form hat dieselbe
Bedeutung wie die Feitleber. — Eine dritte übrigens seltene Form ent-
steht durch partielle Ablagerung von Pigment. Wedl beschreibt eine
solche bei einem an Bleivergiftung verstorbenem Individuum. Die Mitte
der Leberläppchen in der Umgebung der Centralvene, zum Theile diese
selbst waren von einem schwärzlichen Pigment erfüllt und dunkel gefärbt,
während die Umgebung lichter erschien.
$. 29. Mit Uebergehung aller dieser Formen, die mit Ausnahme
der fettigen Entartung, von welcher später die Rede sein wird, kein klinisches
Interesse haben, nehmen wir den Namen Muskainussleber nur für jene
Form in Anspruch wo die verschiedene Färbung durch eine schon im
Leben bestehende und bleibende Erweiterung und Blutüberfüllung des
venösen Capillargefässapparats der Leber bedingt ist. ’
Die Muskatnussleber ist gewöhnlich ziemlich beträchtlich, sowohl im
Dicken - als Längendurchmesser vergösserl, Ihre Ränder etwas dicker,
ihre Consistenz bis zu einem ziemlich beträchtlichen Grade vermehrt,
ihre peritonäale Hülse glatt, glänzend und straff gespannt. Schon an der
Oberfläche sieht man dicht neben einander gelagert hellere und dunklere kleine
Punkte und Streifehen, wodurch dieselbe ein fein punktirt- gestreilles An-
sehen bekommt. Noch viel deutlicher tritt dieses muskatnussähnliche
Aussehen auf dem Durchschnitte hervor, auf welchem die erweiterten Ge-
fässchen je nach der verschiedenen Art, in der sie durch den Schnitt
getroffen werden, in Form von rothen oder roihbräunlichen Punkten oder
Streifen, die eigentliche Drüsensubstanz dagegen mit gelber Farbe er-
scheint, wodurch ebenfalls ein punktirt geschlängelies, varigirtes Ansehen
bedingt wird. Auch die grössern venösen Stämme sowohl der Lebervenen
als der Pforlader, oft selbst die Haupistämme, zeigen sich erweitert und
von dunklem Blute oft stroizend gefüllt. — Bei der mieroscopischen Un-
tersuchung eines dünnern Schnittes findet man die Leberacini, in deren
Mitte gewöhnlich die ausgedehnte Centralvene schon mit freiem Auge
(bei senkrecht auf die Achse derselben gefallenem Schnitte als Punkt
oder rundliches Loch) sichtbar is, von einem breiten gerölhetem Strei-
fen (meist durchschniliene Pfortaderästehen mit extravasirtem Blute) oft
vollkommen kranzförmig umgeben. Die den Acinus constituirenden Paren-
chymzellen erscheinen manchmal nicht wesentlich verändert, häufiger
aber im Zustande fettiger Metamorphose, oder aber entweder von einem
körnigen Pigment erfüllt, oder diffus gelblich, gallig tingirt. Gar nicht sel-