Bamberger, Krankheiten der Leber.
ten auch bestehen fetlige Veränderung und Pigmentirung derselben neben
einander.
Tritt bedeutendere Hyperämie der Lebereapillaren (gewöhnlich me-
chanischen Ursprungs) bei einer atrophischen, bereits in der Involution
begriffenen Leber ein, So nimmt dieselbe ‘ein mehr gleichmässiges rothes
oder rothbraunes Ansehen bei Verminderung ihres Volumens an, eine
Form, die gewöhnlich rothe Atrophie genannt wird und die Virchow
wohl mit Recht gegen Rokitansky und Wedl, welcher letziere sie zu
den Exsudalivprocessen rechnet, nicht als eigenihümliche Leberkrankheit
gelten lassen will.
Allein abgesehen von dieser Leberhyperämie in einer atrophischen
Leber unterliegt auch die gewöhnliche Form der Muskatnussleber, wie wir
sie soeben beschrieben, nicht selten einem Involulions- und Schrumpfungs-
’Pprocesse, der höchst wahrscheinlich in dem Drucke der durch die aus-
gedehnten Gefässe auf die Leberaeini ausgeübt wird undin gehinderier Er-
nährung derselben seinen Grund hat. Man siehtdiese Form nicht selten be-
sonders nach längerem Bestande, die Leber erscheint dann bei muscat-
hussähnlichem Aussehen verkleinert, ihr Ueberzug besonders gegen die
Ränder hin getrübt, verdickt uud sehnig, während die Oberfläche nicht
Selten leichi uneben, drusig und mit kleinen Granulationen bedeckt er-
scheint, welche leizieren aus weniger atrophischen und mehr prominiren-
den Leberstellen bestehen. Diese Form ist unendlich häufig mit Leber-
eirrhose verwechselt worden, worauf wir bei Gelegenheit. dieser noch zu-
rückkommen werden.
Man hat diesen Zusiand wohl die atrophische Form der Muskantuss-
leber genannt.
Die Ursache der Muskatnussleber beruht wie bereits oben bemerkt
wurde, auf mechanischer Hyperämie, vorgugsweise bedingt durch Krank-
heiten des Herzens und der Lunge. Bei den Fehlern der venösen Klap-
pen ist sie in der That eine so häufige Erscheinung, dass sie eben so
sehr zum Gesammibilde derselben gehört, wie der Hydrops und die
Schwellung der Iugularvenen und eben so wie diese, in länger dauernden
Fällen nicht leicht vermisst wird. Eben so ist sie häufige Folge chroni-
scher Lungenkrankheiten, namentlich des Emphysems.
SYMPTOME UND DIAGNOSE.
$. 30. Die physikalische Untersuchung zeigt Vergrösserung und
Consistenzzunahme der Leber. Selten zwar erscheint die Lebergegend
für den Gesiehissinn stärker aufgelrieben, allein ganz gewöhnlich fühlt
man unterhalb des rechien Rippenbogens eine glalle, beträchtlich
resistente Anschwellung, die sich oft 3 — 4 Querfinger gegen den Bauch-
raum herab, seibst bis zum Niveau des Nabels erstreckt. Die Ränder er-
scheinen stumpfer und schwer umstülpbar, die Ineisur zwischen rechtem
und linkem Lappen tiefer und deutlich markirt. Auch die Resultate der
Percussion geben eine ziemlich gleichmässige Vergrösserung des rechten
und linken Lappens. — Es hat mich häufig frappirt, dass in Fällen wo
im Leben das angeschwollene Organ bis iief unter den Rippenbogen mit
srösster Deutlichkeit zu fühlen und zu umgrenzen war, an derLeiche sich
‚doch die Leber hinter den Rippenbogen zurückgezogen und keineswegs
so bedeutend vergrössert zeigle, als sich dies nach den Resultaten der
Palpation und Percussion erwarten liess. Dasselbe ist übrigens auch bei
Milzgeschwülsien der Fall und wenn man bedenkt, dass in beiden Fällen
ein beträchtlicher Theil der Anschwellung eben auf Rechnung der die Or-