Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

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Muskatnussleber. 545 
gane erfüllenden Blutmenge kömmt, so wird man die nach dem Tode 
erfolgende, oft sehr beträchlliche Abnahme leicht erklärlich finden. 
Die soeben angegebenen Zeichen kommen in so ausgesprochener Weise 
nur bei den höhern Graden der Muskatnussleber vor, wie ich sie bei ei- 
ner grossen Menge von Herzfehlern oft genug im Leben und an derLeiche 
geiunden habe, bei den geringeren Graden hingegen, ist gewöhnlich nur 
eine eiwas vermehrte Resistenz im Epigastrium, oder allenfalls auch un- 
ter den rechten falschen Rippen, oder auch nur eine bloss durch genaue 
Percussion nachweisbare geringe Vergrösserung der Leber vorhanden. 
In den leichtern Fällen enisteht keinleterus, bei weitergediehenen hin- 
gegen mit beträchtlicher Volumzunahme der Leber ist steis mindestens 
eine gelbliche Färbung der Conjunetiva, in der Regel aber ein deutlich 
ausgesprochener, wenn auch nurleichter Ieterus vorhanden; höhere Grade 
desselben kommen allerdings bei der Muskatnussleber, wenn nicht ander- 
weilige Complicationen vorhanden sind, nicht vor. Den Gallenfarbstoff 
übrigens habe ich in den meistenFällen, sowohl im Harne, als in den an- 
gesammelten serösen Exsudaten der Körperhöhlen mit grösster Deutlich- 
keit nachweisen können. Da aber in Folge der die Muskatnussleber be- 
dingenden Herz- oder Lungenkrankheit gewöhnlich auch eine cyanolische 
Färbung wenigstens an einigen Körpertlheilen, namentlich am Gesieht und 
den Extremitäten sich geltend macht, so entsteht durch das Connubium 
der gelblichen und bläulichen Färbung ein eigenthümliches Gesichiseolorit, 
das so charaeteristisch ist, dass man bei einiger Uebung derart Herz- oder 
Lungenk:anke mit Muskainussleber fast auf den ersten Blick erkennt. — 
Die Ursache dieses Icterus ist wohl höchst wahrscheinlich in dem Drucke, 
den die feinsen Verästlungen ‘der Gallengänge durch die ausgedehnten 
und überfüllien Pfortaderzweige erleiden zu suchen. woraufschon die oben 
beschriebene gewöhnlich vorkommende gallige Tingirung der Leberzellen 
hindeutet. Immerhin kann aber auch in manchen Fällen durch andauern- 
den Druck derGefässe auf dieLeberläppchen auch die secretorische Ener- 
gie der leiziern gehemmt werden, woraus dann eine Anhäufung der Ga- 
lenbestandtiheile imBlute resultiren würde. In den grössern Gallengefässen 
hingegen zeigt sich keine Veränderung, auch die Fäcalstoffe sind hinrei- 
chend gallig gelärbt, wodurch sich diese Form des leterus von jenen un- 
terscheidet, die auf einer mechanischen Verengerung oder Verschliessung 
der grössern Gallengänge beruhen. 
Gewöhnlich ist in solchen Fällen auch wegen der erschwerten Cir- 
eulation im Gebiete der Pforiader, Aseites vorhanden, zugleich aber auch 
meist in Folge der Heız- oder Lungenkrankheit die ganze untere Körper- 
hälfte ödeniatös und desshalb an ihr die gelbliche Färbung meist weniger 
bemerklich. Ist bei einem Herfehler Aseites allein oder bei unbeirächtli- 
chım Oedem der unteren Extremitäten zugegen, so kann man gewöhnlich 
schon hieraus, wenn keine Complication von Seite des Bauchfells vor- 
handen, was selten der Fall ist, mit grössier Wahrscheinlichkeit auf Mus- 
kalnussleber schliessen. Bei den leichteren Graden fehlt Ascites, sowie 
Anasarca ofi vollkommen. 
Die subjecliven Beschwerden sind die bei der Leberhyperämie an- 
gegebenen: Gefühl von Schwere und Völle, drückender oder spannender 
Schmerz im rechten Hypochondrium, der aber in sehr vielen Fällen be- 
sonders des niederen Grades gänzlich fehlen kann. Dagegen ruft Druck 
auf die vorragende Leberfläche beinahe stets Schmerz hervor und der 
bereits vorhandene wird dadurch beträchtlich gesteigert. Manche Kranke 
vertragen die Lage auf der linken Seite nicht. Anderweitige Erscheinun- 
gen, so namentlich die oft vorhandenen gastrischen Erscheinungen, Hä- 
 
	        
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