Leberentzündung. 549
im allgemeinen meist eine rundliche Form, im Beginne gewöhnlich
nur eine unbedeutende Grösse haben. An solchen Stellen sieht man
nach Virchow ‚die einzelnen Leberacini in der Mitte enifärbt, die Ent-
färbung schreitet gewöhnlich peripherisch fort, während die Zellen zu ei-
ner körnigen, feinmoleculären in Essigsäure zum grössten Theile löslichen
Detritusmasse , zu einem albuminösen Brei zerfallen.“ Die übrigen Theile
des Organs befinden sich je nach der Menge solcher Enizündungsherde
in einem Zustande mehr oder weniger bedeutender Hyperämie, Schwel-
Jung und Lockerung. Die capillaren Galiengefässe sind nach Rokitansky
von eiweiss- und faserstoffigen Gerinnungen obstruirt. Reicht der Process
an die Peripherie, so erscheint die. peritonäale Hülse der Leber irübe,
verdickt, leicht ablösbar, häufig selbst entzündet und mit Exsudat bedeckt.
Bei dem Uebergange in Eiterbildung bemerkt man in dem entzünde-
ten Herde einzelne oder in Gruppen stehende kleine Eiterpunkte, die sich
nach und nach vergrössern, endlich zusammenfliessen und so einen Eiter-
herd: Leberabscess bilden. Mehrere kleine Leberabscesse fliessen in der
Regc! wieder zu einem grösseren zusammen.
Die Leberabscesse kommen häufiger im rechten als im linken Lap-
pen vor, ihre Grösse ist schr verschieden, sie können das Volumen ei-
nes Kindskopfs erreichen, ja fast einen ganzen Leberlappen einnehmen.
Der frische Leberabscess bietet eine unregelmässige unebene Höhle mit
zotligen Wandungen, die auf verschiedene Tiele von Eiter infiltrirt sind.
Ist alles entzündete Gewebe eilrig zerflossen, so ist der Abscess von
einem serös-infiltrirten, aufgelockerten und missfärbigen Parenchyme um-
geben und kann auf diese Weise lange foribestehen. Der Inhalt solcher
Abscesse besteht im Beginne aus gewöhnlichem oder nur wenig Galle
enthaltendem Eiter. In älteren Abscessen ist demselben gewöhnlich Galle,
die sich aus den allmählig zerstörten Gallengängen ergiesst, beigemischt,
der Eiter ist grünlich, missfärbig von stechend ammoniakalischem Ge-
ruche. Wegen Obturation der Bluigefässe kommt es sellen zu Blutungen
in die Abscesshöhle und hämorrhagischem Inhalt derselben.
Zeigt der Abscess Tendenz zur Heilung, so glältet sich zuerst seine
unebene und zotiige Wand, in seiner nächsten Umgebung entsteht reac-
tive Entzündung, durch welche auf der inneren Wand des Abscesses ein
Exsudat gesetzt wird, welches sich zu einer zellig- vasculösen Ausklei-
dung organisirt. Der auf diese Weise eingekapselte Eiter wird allmäh-
lig aufgesaugt, die Wandungen des Herdes nähern sich und verwach-
sen endlich zu einem schwieligen Streifen, in dem ein Rest des Eiters
als käsiges allmählig verkreidendes Concrement zurückbleiben kann *).
Häufiger zeigt der Leberabscess Neigung zur Perforalion. Diese ge-
schieht sehr selten frei in den Bauchiellsack, sondern wegen der ge-
wöhnlich stattfindenden Verklebungen und Anlöthungen der durch das
Andringen des Abscesses in Entzündung verseizien perilonäalen Hülse an
andere Organe, gewöhnlich in diese oder durch diese nach aussen. —
So entleert er sich nach Verklebung oder Verwachsung mit der
Bauch- oder Thoraxwand durch fistulöse Gänge nach aussen — oder
nach Durchbohrung des Zwerchfeils in den Pleurasack oder wenn die
*) Seit Dittrich auf die syphilit. Leberentzündung aufmerksam gemacht hat, dürfte
man ähnliche bei Seclionen nicht selten vorkowmende schwielige Narben und
käsige Coneremente in der Leber, um so mehr meist auf Rechnung jener selzen,
als wahre Leberabscesse bei weiten sellener vorkommen. Doch ist nicht zu läug-
nen, dass auch diese auf ähnliche Art heilen können.