630 Bamberger, Krankheiten der Leber.
aus einer Verbindung] von 3 Theilen Aether sulf. und 2 Theilen Ol. Tere-
binth. aether. Nach der ursprünglichen Vorschrift wurde nach einem vor-
bereitenden erweichenden Verhalten jeden Morgen 3jj—3j des Mittels ge-
nommen und dasselbe solange ‘fortgesetzt, bis ein Pfund der Mischung
verbraucht ist, worauf noch einige leichte Purganzen gegeben werden. Da
in der angegebenen Dosis das Mittel häufig nicht vertragen wird, so ist es
besser dasselbe zu 10—20 Tropfen 2—3mal des Tags zu geben.) Ich muss
gestehen, dass ich von dem Durande’schen Mittel in manchen Fällen gün-
stige Resultate gesehen habe, ohne desshalb von seiner Wirksamkeit be-
züglich der Auflösung der Gallensteine überzeugt zu sein.
Andere empfohlene Specifica, die keinen besondern Grad von Zu-
trauen verdienen, sind: die Salpetersäure (Richelmi), das Chelidonium,
die Electriecität (Hall) die Oxal- und Phosphorsäure (Carendeffez).
Obwohl wir über den Einfluss der verschiedenen Nahrungsmittel auf
die Bildung von Gallensteinen nichts Sicheres wissen, so müssen doch
spirituöse, fette und schwerverdauliche Speisen, Uebermass von Fleisch-
nahrung gemieden werden. Leichtverdauliche Speisen, Gemüse, Obst,
Obstkuren, mässige Bewegung im Freien zeigen gewöhnlich einen günsti-
gen Einfluss.
Bei einem Anfalle von Gallensteinkolik ist die erste Indication die
heftigen Schmerzen zu heben, diesem Zwecke entspricht vor allem das
Opium und seine Praeparate, weniger die übrigen Narcotica. Auch die
Inhalationen von Chloroform sind bei sehr heftigen Anfällen mit den nö-
ihigen Vorsichtsmassregeln zu empfehlen. Ruft die innere Anwendung
der Narcotica Erbrechen hervor, so können sie auch in Klystierform ap-
plieirt werden. Oertliche Bluteniziehungen sind nur dann indieirt, wenn
deutliche Erscheinungen von Hyperaemie der Leber, oder entzündlicher
Reizung vorhanden sind, besonders also wenn der Schmerz auf Druck
bedeutend verstärkt wird. Von allgemeinen Blutentziehungen möchten
wir abrathen, es ist nicht wohl einzusehen, was sie gegen die rein me-
chanischen Verhältnisse leisten können, und es sicher, dass die Wir-
kung der Narcotica eine weit verlässlichere ist. Unterstützt wird die Wir-
kung des Opium vorzugsweise durch warme Bäder, in denen man den
Kranken so lange als möglich verweilen lässt, durch einfache oder narco-
tische Cataplasmen und Einreibungen auf den Unterleib (Capit. Papav. Ol. Hyo-
scyam. Extr. Belladonn. ete.) einfache, erweichende und Oehiklystiere, denen
man einige Tropfen Tinet. anodyna, oder ein schwaches Inf. Herb. Nico-
tianae hinzufügen kann. Die von Portal, Bricheteau und Merat
empfohlenen Eisumschläge auf das Epigastrium und kalte Kilystiere
können versucht werden, wenn die angegebenen Mitiel keinen Erfolg
haben. Bei heftigem Erbrechen gibt man kohlensäurehaltige Wässer, Potio
Riveri, Eisstückehen, die Narcotica, äusserlich die Rubefacientia und Epis-
pastica. Treten Kleinheit des Pulses, Kälte der Extremitäten, Ohnmacht,
Convulsionen ein, so müssen Stimulantia: Aether, Wein, Moschus, Rei-
bungen und Frottirungen des Körpers, Einwicklungen in heisse Tücher
und Senfteige angewendet werden. Nach überstandenem Anfalle kann
man behufs der Entleerung des Darms von Faecalmasse und eiwa abge-
gangener Steine, ein leichtes Purgans anwenden, doch ruft dasselbe manch-
mal neuerdings Schmerz hervor, und man muss daher in der Anwendung
der Abführmittel vorsichtig sein.
Bei eintretenden Perforationen mit den Erscheinungen allgemei-
ner oder umschriebener Peritonitis muss die örtliche Antiphlogose je
nach dem Intensitätsgrade der entzündlichen Erscheinungen und der In-
dividualität des Kranken in verschiedenem Grade angewendet werden.