Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
632 Bamberger, Krankheiten der Leber. 
naue Untersuchung des übrigen Organismus lässt manchmal besonders bei 
Krebs, Tubereulose, Bydatidenbildung durch Auffindung ähnlicher pathischer 
Produkle in anderen Organen einen Wahrscheinlichkeitsschluss bezüglich 
der speciellen Art der die Verschliessung bedingenden Ursache zu. 
Um die Diagnose einer derarligen Impermeabilität der Gallenweze 
sicher zu stellen, muss man 1. die Gegenwart jener Erscheinungen, zu 
denen sie noihwendigerweise führt, oder unter Umständen führen kann, 
constatiren, und 2. alle Krankheiten des Lebergewebes auszuschliessen su- 
chen, die zu einem ähnlichen Symptomencomplex Veranlassung geben 
könnten. 
ad. 1. Die wesentlichsten Symptome der Impermeabilität der Gal- 
lengänge sind: 
a) Ieterus. Der Grad desselben ist stets ein so hoher, wie er 
bei andern’ Krankheiten der Leber kaum, oder nur dann vorkömmt, wenn 
die Entarlung derselben schon einen so hohen Grad erreicht hat, dass 
ihre Erkenniniss in der Regel keinen Schwierigkeiten unterliegt. Wo also 
ein hoher Grad von lcterus bei verhältnissmässig, nicht bedeutend geän- 
derten physicalischen Verhältnissen der Leber vorkömmt, spricht die 
Wahrscheinlichkeit stets für ein Leiden derGallenwege. Die Untersuchung 
der Faecalmassen ist hier stels von der grössten Wichtigkeit. Diese sind 
bei Impermeabilität vollkommen entfärbt, aschgrau, lehm- oder thonarlig, 
in der Regel sehr übelriechend, trocken und fest und zeigen bei der chemi- 
schen Untersuchung keine Gallenbestandiheile. Ausnahmen kommen nur 
dann vor, wenn die Verengerung entweder nicht bedeutend ist, oder sich 
abnorme Communicalionen zwischen dem über der Verengerung gelegenen 
Theil der Gallenwege und den Darmkanal gebildet haben. In dem Grade 
als die Faecalmassen entfärbt sind, zeigt der Harn einen desto reicheren 
Gehalt an Gallenfarbstoff. — Bei den Krankheiten des Lebergewebes hin- 
gegen sind die Exeremente fast niemals vollkommen farblos, weil selbst 
bei den am weitesten gediehenen Veränderungen desselben noch immer 
ein nieht unbeträchtlicher Theil seerelionsfähigen Gewebes übrig bleibt. 
b) Anschwellung der Leber, die ihren Grund theils in der be- 
deutenden Gallenstase, theils in gleichzeitiger Hyperaemie findet. Ihre Grade 
sind verschieden, manchmal ist sie selbst sehr bedeutend. In der Mehr- 
zahl der Fälle aber steht der Grad derselben nicht im Verhältniss. zu der 
Intensität der Erscheinungen, namentlich des leterus. Die Anschwellung 
der Leber ist eine vollkommen glatte, mit mässig vermehrier Consistenz, 
die Ränder scharf und ihre Unterscheidung hiedurch meist von der 
durch Hydatidenbildung, Krebs, Lebereirrhose bedingten gesichert. Bei 
längerer Dauer der Krankheit irilt nicht selten eine beträchtliche Ver- 
kleinerung der Leber mit auffallender Schlaffheit. des Organs ein. Budd 
will in solchen Fällen eine eben solche Zerstörung der Leberzellen wie 
bei der acuten Atrophie der Leber gefunden haben. Ich habe solche 
Fälle sehr häufig mieroscopisch zu untersuchen Gelegenheit gehabt, konnte 
mich aber von diesem Umstande niemals überzeugen, von jener vollkom- 
menen Zerstörung .der Parenchymzellen wie sie dort vorkömmt, habe ich 
hier kaum Andeutungen gefunden, die Leberzellen erscheinen meist von’ 
Gallenfarbstoff innig gefärbt, manchmal auch in mässigem Grade fettig ent- 
artet, aber fast überall in ihren Contouren wohl erhalten. Wenn ich nun 
auch die Richtigkeit jener Beobachtungen um so weniger in Abrede stel- 
len will, als sie auch von Virchow constalirt ist, so muss ich doch eine 
solche, wahrscheinlich durch Feitmeiamorphose entstehende Zerstörung 
des Lebergewebes in grosser Ausdehnung wenigstens für sehr selten hal- 
ten und glaube, dass in der Mehrzahl der Fälle die Verkleinerung des 
    
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