Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
638 Bamberger, Krankheiten der Leber. 
Von besonderer Wichtigkeit, besonders bezüglich des dadurch ent- 
stehenden Krankheitsbildes sind die weitern Metamorphosen des in der 
Pfortader gebildeten Gerinsels. In einem Falle wird dasselbe durch Ver- 
lust seiner wässrigen Bestandtheile und seines Haematins allmählig dich- 
ter, derber und blässer, verwächst mit der Venenwand, und schrumpft 
mit dieser in der Art zusammen, dass das Gefäss zuletzt nur einen der- 
ben fibrösen Strang darstellt. (Adhaesive Pfortaderentzündung.) Geschieht 
diess im Stamm der Pfortader, so staut sich das Blut in allen Wurzelve- 
nen derselben, und gibt ebenso zur Schwellung der Milz, zur Hyperae- 
mie des Peritonaeum und derDarmschleimhaut, und allen hieraus hervor- 
gehenden Veränderungen Veranlassung, wie diess bei der interstitiellen 
Leberentzündung, in Folge der Verschliessung der feineren Verzweigungen 
derselben geschieht, und dort beschrieben wurde. — Thifft dagegen der 
Process einen oder mehrere der grösseren Zweige derselben innerhalb 
der Leber, so sinkt das Gewebe der letzteren längs der Ausdehnung des 
schrumpfenden Gefässstammes ein und bedingt hierdurch eine gefurchte, 
lappige Beschaffenheit der Leber (Gelappte Leber). ‚Man findet“ 
nach Rokitansky’s Schilderung, „unter eingesunkenen oder narbig ein- 
gezogenen Stellen der Leberoberfläche ein zellig -fibröses, schwieliges Ge- 
webe angehäuft, das, wie eine nähere Untersuchung lehrt, immer nach 
einem grösseren oder kleineren Pfortaderaste hinzieht, und auf diesem 
aufsitzt.“ Je zahlreichere Aeste der Pfortader auf diese Weise obliterirt 
werden, desto unregelmässiger und gelappter erscheint die Leberoberfläche, 
indem sich zwischen grossen Protuberanzen tiefe Furchen und Einziehun- 
gen befinden; in weit gediehenen Fällen wird dieLeber dabei zugleich auf- 
fallend kleiner, sie verliert ihre platte Form und nimmt eine mehr kuglige 
Gestalt an. 
In einem zweiten Falle dagegen geht das Coagulum den Uebergang 
zu Eiter ein. (Suppurative Pfortaderenizündung.) Man findet das an 
die Gefässwände gewöhnlich locker angeheftete Coagulum in der Mitte 
bereits zu einer je nach dem Gehalte an Haematin mehr oder weniger 
röthlich gefärbten, eitrigen Pulpe zerfallen; im weitern Verlaufe ist der 
Pfropf bereits vollkommen zerflossen und das Gefässrohr oft bis weit in 
die Verzweigungen hinein, mit eitriger, selbst jauchiger Flüssigkeit erfüllt, 
die nicht selten zur Entstehung von secundären, um die Gefässverzwei- 
gungen gelagerten Abscessen im Lebergewebe Veranlassung gibt. Im con- 
creten Falle ist es manchmal selbst vom anatomischen Standpunkte schwer 
zu entscheiden, ob die Pfortaderentzündung durch einen Leberabscess, 
oder dieser durch jene bedingt ist, doch scheint das letztere Verhältniss 
jedenfalls das häufigere zu sein. Die innere Venenhaut erscheint in sol- 
chen Fällen gewöhnlich verdickt, aufgelockert, ihrer Glätte beraubt, röth- 
lich oder missfärbig, selbst ulcerirt und durchbrochen, in manchen Fällen 
. jedoch nicht wesentlich verändert. 
Im übrigen Organismus zeigen sich nicht, selten die Erscheinungen 
der Pyaemie: Abscesse, Entzündungen der serösen und Schleimhäute. 
So wie die Pyaemie Ursache der Pfortaderentzündung werden kann, so 
kann auch umgekehrt das eitrige Zerfliessen eines Pfropfs in der Pfortader 
zu allgemeiner Pyaemie führen. 
Endlich muss hier noch das eben so seltene, alsinteressante Vorkommen 
eines die Charactere der Krebsmasse darbietenden Coagulum in der Pfortader 
erwähnt werden. Wir meinen hier nicht sowohl jene Fälle wo benachbarte 
Krebsmassen die Häute der Pfortader durchbrechen nnd weiter in dieselbe hinein 
wuchern, sondern vielmehr die endogene Bildung von Krebselementen in der- 
selben. Vircho w hateinen solchenFallbeschrieben; ich selbst habe einen ganz 
  
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