8A Bamberger, Krankheiten der Mund- und Rachenhöhle.
hin ist derselbe gewöhnlich am mächtigsten, gegen die Spitze und Ränder
am dünnsten. Die Art seiner Ablagerung zeigt überdiess gewisse nicht
immer zu erklärende Eigenthümlichkeiten, so findet sich häufig die Mittel-
linie der Zunge von der Spitze an bis auf eine gewisse Weite frei, wäh-
rend die seitlichen und hinteren Theile stark belegt sind, oder es ist die
Mitte stark belegt, dagegen die Seitentheile und die Spitze frei u. Ss. w.—
Die mikroscopische Untersuchung des Zungenbeleges zeigt: sogenannte
Schleimkugeln, jüngere und ältere zum Theil fettig entartete Epitelialzel-
len, grössere streifige und gefaltete, aus verhornten zusammenhängenden
Epitelien gebildete Plaiten, die häufig von einer moleculären körnigen Sub-
stanz bedeckt sind, Feittröpfehen, Vibrionen, manchmal Blutkügelchen, Pig-
ment und fremdartige Beimischungen, endlich die zuerst von Höfle be-
schriebenen stäbchenartigen Körper, die von Kölliker für die abgestos-
senen Epitelialfortsätze der fadenförmigen Papillen erklärt wurden. sie
bestehen aus der epitelialen Grundlage, an welcher sich eine granuläre,
schmutzig gelbe Masse ansetzt, so dass oft die Oberfläche des Epitelialeylin-
ders gänzlich von derselben bedeckt ist. An dieser körnigen Masse be-
obachtet man häufig fadenförmige Anhänge, die von Kölliker undWedl
für Pilzbildungen gehalten werden.
$. 133. Da das Zungenepitelium beständig abgestossen wird und be-
sonders an den hinteren Theilen, die bei der mastieatorischen Bewegung
weniger beiheiligt, sind sich leicht ansammelt, so kommen Zungenbelege
auch bei vollkommen gesunden Individuen sehr häufig vor. Diess ist um
so mehr dann der Fall, wenn durch scharfe und reizende Speisen,
dureh Tabakrauchen ein die Abstossung des Epiteliums begünstigender
Reiz auf die Zungenoberfläche ausgeübt wird. Bei Krankheiten aller Art,
insbesondere bei acuten ist der Zungenbeleg desshalb eine so häufige Er-
scheinung, weil die abgestossenen Epitelien und die sich sedimentirenden
organischen Bestandtheile der Mundflüssigkeit in Folge der Verminderung
oder gänzlichen Aufhebung der masticatorischen Bewegungen, des Spre-
chens u. s. w. nicht entfernt werden und sich immer mehr .anhäufen. Bei
schweren fieberhaften Krankheiten, bei solchen die mit offenem Munde
athmen vertrocknet der Beleg und endlich auch die darunter befindliche
Schleimhaut durch den Einfluss der atmosphärischen Luft, es kömmt zu
Blutungen und Fissuren. Endlich muss man jene Fälle unterscheiden, wo
entweder entzündliche Zustände der Mundhöhle selbst vorhanden sind
oder in welchen bei Krankheiten verschiedener Art die Schleimhaut der
Zunge, häufig auch die eines grösseren Theiles der Mundhöhle von se-
eundärem acutem Catarıh ergriffen wird, dessen Grad übrigens meist ein
mässiger ist. Beim Typhus, Scarlatina und anderen fieberhaften Krank-
heiten zeigt sich dieser Zustand oft sehr deutlich an der beträchtlichen
Turgeseenz und Röthung der Zungenpapillen. Auch bei acuten catarrha-
lischen Zuständen der Athmungsorgane und der Gastrointestinalschleimhaut
geschieht es dann und wann, dass der Catarrh' sich bis auf die Schleim-
haut der Mundhöhle fortpflanzt und in Fällen der letzteren Art steht aller-
dings der Zungenbeleg zu der gastrischen Affection in einem gewissen
Bezuge. Zu weit gegangen wäre es aber, wenn man jeden stärkeren Zun-
genbeleg für das Product eines Mundhöhlencatarrhs erklären wollte.
‘Der Zungenbeleg an und für sich hat meist keine weiteren Folgen,
ist er aber bedeutender, so bedingt er einen faden, pappigen oder eckel-
haften Geschmack, die gustatorische Empfindung wird verringert oder
selbst ganz aufgehoben, durch weitere Zersetzung der sich anhängenden
organischen Substanzen verursacht er üblen Geruch aus dem Munde; ver-
wol
Fiss
us]
>