Full text: Potsdam ([Band 1])

SCHÜTZENHAUS 
  
  
  
58. Schützenhaus. Farbiger Steindruck. 
Ansicht vom Schützenplatz im Jahre 1830, bestand, stark verändert, bis 1929 
SCHÜTZENHAUS 1829—30 
Ein bürgerlicher Privatbau größeren Ausmaßes fällt 
noch in die Zeit Schinkels, das Schützenhaus. Es ist 
zwar ganz und gar ein Werk Zillers und hat, mehrfach 
umgebaut, jetzt einem Baublock des Beamtenwohnungs- 
vereins Platz gemacht, indessen kann man es als in 
Schinkels Geist geschaffen annehmen. Auch die Ober- 
baudeputation hat sich mit diesem außerhalb der Tore 
belegenen, zum größten Teil auf königliche Kosten 
ausgeführten Bau befaßt, die Leitung lag bei der 
Regierung, sicherlich hat Schinkel von den Plänen 
seines Freundes genaue Kenntnis gehabt, wenn er auch 
zufällig bei einer erhaltenen Rückäußerung seiner Be- 
hörde nicht mitunterzeichnet hat. 
Am 19. März 1829 reichte die Schützengilde dem Könige 
ein Gesuch ein, er möge die Gnade haben, einen Umbau 
des alten zweigeschossigen unzulänglichen Schützen- 
hauses vornehmen zu lassen. Der Herrscher antwortete 
am 28. März (Konzept von Albrecht): «Ich bin nicht 
abgeneigt, die Schützengilde zu Potsdam zum Umbau 
ihres Schützenhauses zu unterstützen, erwarte aber 
den gutachtlichen Vorschlag der Regierung.» Diese 
berichtete (20. April), daß der Bau aus schlechtem 
Material bestehe, das Haus schlecht konstruiert sei 
und im Holzwerk der Wurmfraß sitze. Beim Tanzen im 
zweiten Stock entstehe eine schwankende Bewegung des 
Gebäudes. 
müsse man auf 18700 Taler veranschlagen. Diese Bau- 
Die Kosten des deshalb nötigen Neubaus 
summe fand der König (Kabinettsorder vom 8. Mai) zu 
hoch. Der Bericht derOberbaudeputation vom 24. August 
besagt dann, daß die Kosten trotz Umarbeitung des 
Plans, den sie beifügt, noch 17000 Taler betragen wür- 
den. Darauf ergeht am 3. September 1829 ein Kabinetts- 
befehl, der erste Plan könne ausgeführt werden, 17000 
Taler würden nur bewilligt mit der Maßgabe, daß die 
eine Hälfte zum Etat von 1830, die andere zu 1831 komme, 
den Rest, 1700 Taler, müsse die Schützengilde aufbringen. 
Ende Oktober kamen die Pläne ins Ministerium. Dies 
bemerkte dazu, der Unterbau sei nach dem Entwurf 
des Bauinspektors gegen den Oberbau zu einfach aus- 
gefallen. Auch könne man es nicht angemessen finden, 
dem Tanz- und Eßsaale im zweiten Geschosse ver- 
«Die Konstruktion des 
Die Art 
der Dekoration sei auf einem besonderen Blatte an- 
schiedene Höhe zu geben.... 
Daches kann ebenfalls einfacher geschehen. 
gegeben, ebenso die Balkenlagen wie der Dachverband. » 
Die letzteren Äußerungen rühren von der Oberbau- 
Die Ziller- 
befinden sich im Stadtmuseum zu 
deputation, Eytelwein und Mathias, her. 
schen Entwürfe 
Potsdam, ein reicherer und ein vereinfachter, vom 
22. September 1829. Der weniger reiche kam zur Aus- 
führung. An der Hauptseite springen zwei von Dreiecks- 
giebeln gekrönte Vorbauten hervor, der zurücktretende 
Mittelteil weist fünf Achsen auf. Die beiden Eckvor- 
sprünge werden vor der Mitte des Gebäudes durch ein 
Gitter verbunden, hinter dem eine Grünpflanzung an- 
gelegt ist. Wie man sieht, ist die Kasinoschauseite in 
der Waisenstraße für den Schüler Schinkels maßgebend 
gewesen. Natürlich konnte bei den kleineren Verhält- 
nissen und den beschränkten Mitteln die Größe des 
Vorbildes nicht erreicht werden, aber die Grundformen 
des großartigsten Bürgerbaues der Stadt klangen vor- 
nehmlich genug nach. 
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