Full text: Potsdam ([Band 1])

DIE ST. NIKOLAIKIRCHE 
erhielt Anweisung, die gedachten Arbeiten in Gemein- 
schaft mit Schinkel zu unternehmen. 
Diese Anordnung wird wohl den Anlaß gegeben haben, 
daß die Potsdamer Bürgerschaft, wie ein späterer 
Bericht besagt, hoffte, die Bautätigkeit würde noch in 
diesem Jahr beginnen. Doch trotz aller gewollten und 
ausgesprochenen Beschleunigung sollte es erst Sep- 
tember 1830 zur Grundsteinlegung der neuen Nikolai- 
kirche kommen. Mancherlei Vorfragen waren zu klären, 
vor allem die der Basilikaform oder des Kuppelbaus, 
die vom König gewünschte Anfügung von Glocken- 
türmen und schließlich die Frage des vorläufigen Ab- 
schlusses des Bauwerks nach Genehmigung eines qua- 
dratischen Gewölbebaues. Der königliche und der kron- 
prinzliche Plan traten noch einmal in entscheidenden 
Wettbewerb, und Schinkel fiel die Aufgabe zu, die 
Schwierigkeiten auszugleichen und zu einer Lösung zu 
führen, die auch ihn selbst als Künstler befriedigte. 
Schinkel berichtete am 28. Februar 1829, am gleichen 
Tage also, als das Ministerium die Angelegenheit unter 
Hinweis auf die vorher erfolgten Bestimmungen des 
Königs der Potsdamer Regierung gegenüber zur Sprache 
brachte, an den Minister des Innern: 
«Euere Exzellenz verfehle ich nicht, pflichtmäßig davon 
in Kenninis zu setzen, daß des Königs Majestät unter 
mehreren, bereits vor Jahren von mir auf Allerhöchsten 
Befehl entworfenen Kirchenprojekten jeizt drei Pläne 
zu wählen geruht haben, von denen einer in Potsdam auf 
dem Platze vor dem Schlosse, wo ehemals die Nikolaı- 
kirche stand, zur Ausführung kommen soll, die beiden 
anderen aber hier |in Berlin] in der Oranienburger Vor- 
stadt, die eine zwischen dem Rosentaler und Hamburger 
Tore, die andere auf dem Wedding zur Ausführung ge- 
bracht werden. Seine Majestät haben mich mündlich durch 
den Geheimen Kabinettsrat Albrecht zu beauftragen geruht, 
die vollständigen Ausarbeitungen der Pläne mit den dazu 
nötigen Detailzeichnungen und Anschlägen unter meiner 
speziellen Leitung fertigen zu lassen, wobei mir vielerlei 
besondere Wünsche Seiner Majestät für die Modifikationen 
in den gewählten Plänen mitgeteilt wurden. » 
«Diese Angelegenheit hat sich bereits lange verzögert und 
deshalb wird, nachdem nunmehr die Allerhöchste Auswahl 
getroffen ist, die Beschleunigung gewünscht. Aus diesem 
Grunde und um dem Geschäfte gleich den gehörigen Gang 
zu geben, scheint es mir notwendig und zweckmäßig, daß 
diejenigen Baubehörden, welche späterhin mit der Aus- 
führung dieser Bauten zu tun haben werden, gleich in die 
Bearbeitung der Pläne und Anschläge eingreifen, mit mir 
über alle Punkte in Einverständnis treten und sich nach 
meiner Anweisung der Kontrolle der Kostenberechnungen 
unterziehen. Hierdurch wird nachher die Superrevision 
bei der Oberbaudeputation sehr erleichtert. Aus 
diesen Gründen habe ich hiermit an Euere Exzellenz die 
gehorsamste Bitte richten wollen: sowohl der hiesigen König- 
lichen Ministerialbaukommission, als auch der Königlichen 
Regierung zu Potsdam den Auftrag zu erteilen, die oben 
gedachten Arbeiten in Gemeinschaft mit mir und nach den 
von mir dafür nötigerachteten Anordnungen zu unternehmen 
nnd sich besonders auch in Betreff der dabei speziell zu 
beschäftigenden Mitglieder mit mir zu einigen. » 
  
  
  
  
  
  
  
  
18. Schinkels Entwurf zu einem der beiden Türme. 
Zeichnung nach Angabe Schinkels 1829 
Die beiden Schreiben zeigen den Eifer, mit dem man 
gesonnen war, die Befehle des Königs zur Ausführung 
zu bringen, sie lassen gleichzeitig die gehobene Stimmung 
des Meisters erkennen, der nun endlich wieder einmal 
vor größere Aufgaben gestellt wurde. Dem Geheimrat 
19 
 
	        
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