Full text: Potsdam ([Band 1])

DIE ST. NIKOLAIKIRCHE 
  
  
23. Entwurf nach der Zeichnung des Königs nach Schinkels Angabe, 1829 
von ziemlicher Höhe angenommen worden, sie haben 
vom Kirchendach an gerechnet drei Geschosse und 
darüber eine Kuppel. Die beiden unteren Stockwerke 
zeigen viereckigen Grundriß und in der Front je vier 
flache jonisierende Halbpfeiler, wie sie sonst bei Schinkel 
nicht üblich sind. Das oberste dritte Geschoß ist auf 
Grundlage eines Kreises auf die unteren in Form eines 
runden Mauerkerns aufgesetzt, und über ihm erhebt sich 
eine glockenförmige Kuppel, mit Schieferplatten gedeckt, 
auf der ein Engel steht. Da der Turm in drei Absätzen 
aufsteigt, und der Durchmesser des obersten Rundteils 
eine gewisse Größe innehalten mußte, um die gesamte 
Anlage nach Schinkels Meinung nicht kleinlich er- 
scheinen zu lassen, so war für die Aufstellung der Türme 
auf dem Kirchenhaus der eigentlichen Basilika kein 
rechter Raum mehr. Und nun erfolgt der versteckte, 
aber Erfolg versprechende Vorstoß in der Richtung des 
Kuppelunterbaus. Will man die vom König angestrebte 
Lösung wirksam durchführen, dann muß man notwen- 
digerweise das Kirchenhaus des zweiten für die even- 
tuelle Aufsetzung einer Kuppel bestimmten Plans 
wählen; denn nur dies bot neben der Vorhalle eine 
breitere Masse zur Basis für die Türme als die verhältnis- 
mäßig schmalere Südfront der Basilika. 
Dabei wird bei Schinkel, und wir müssen annehmen 
auch beim Kronprinzen, der Hintergedanke vorge- 
waltet haben, daß man den Aufbau der Türme in künf- 
tiger Zeit werde verhindern können, oder, wenn nicht, 
ihren späteren Ersatz durch eine Kuppel ermöglichen. 
Dem König war es Ernst mit seinen Türmen, und um 
die eigene Idee zu sichern, entschloß er sich, die breite 
Form des Unterbaus anzunehmen. Der Zentralbau war 
gegenüber der Langhausbasilika durch geschickte Taktik 
zum Siege geführt worden! Ganz einverstanden war 
der Herrscher mit der hohen Form der Türme in Schin- 
kels Plan nicht; mochten sie ihm nun zu anspruchsvoll 
oder zu kostspielig erscheinen, er setzte sich hin und 
zeichnete eigenhändig die Türme in abgekürzter Form. 
Sie hatten danach, wie ein früher in Potsdamer Privat- 
besitz vorhandener Plan aus Schinkels Büro zeigte, 
Rundform und nur ein hohes Stockwerk (Abb. 23). An 
die Wand des Rundteils lehnten sich korinthische Halb- 
säulen, die Kuppeln waren mit Schieferplatten abgedeckt. 
So ähnelten sie etwa den Türmchen auf dem von Schinkel 
erneuerten und ergänzten Berliner Dom und stimmten 
besser zum Unterbau als die dreigeschossigen Türme 
im «Upsala » stil. 
Der Meister konnte in ihnen nur eine Verunstaltung 
seiner großartigen Idee sehen und in ihrer Anlage nichts 
als ein wieder zu beseitigendes Provisorium erblicken. 
Als er dann den Bau begann, hat er keinen Augenblick 
daran gedacht, dies königliche Projekt zu verwirklichen. 
Die Kirche war ohne Türme als mächtiger Block im 
Stile des Gilly-Entwurfes vorläufig von ihm in Aussicht 
genommen. Doch sollte er sich geirrt haben, wenn er 
glaubte, daß Friedrich Wilhelm leicht auf seinen Lieb- 
lingsgedanken verzichten würde. 
Der Entwurf zur Kuppel von 1829, der ja durch die 
Entscheidung des Königs zugunsten einer Aufsetzung 
von Türmen ganz in den Hintergrund gedrängt worden 
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