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DIE ST. NIKOLAIKIRCHE
war, erfordert an dieser Stelle noch eine kurze Betrach-
tung, weil er später grundlegend für die Form des
Weiterbaus wurde. Schinkel hat sich bei seiner Aus-
führung den in jener erwähnten Bleistiftskizze nieder-
gelegten Gedanken des Kronprinzen zu eigen gemacht
und ihm die endgültige Form gegeben. Ein Unterschied
zur Skizze muß besonders hervorgehoben werden. Diese
zeigt in Anlehnung an den Urplan der Kuppel (Entwurf
VI von 1826) einen senkrechten Rundsockel für die
Kuppeltrommel. Diese Gestaltung könnte vom Pariser
Pantheon oder der Londoner Paulskirche, vielleicht
unbewußt, ihren Ausgang genommen haben. Nun aber
hatte sich der Meister 1828/29 entschlossen, den Trom-
melbau auf fünf Stufen, wie der Durchschnitt zeigt, zu
setzen. Die vorgesehenen Pilaster der Zeichnung an
dem Aufsatzstock über der Trommel sind übernommen,
ebenso die Tempelform der Laterne mit dem Engel auf
der pyramidalen Spitze. Dazu tritt dieüberhöhte Kuppel-
linie. Der Grundriß von 1829 weistin der Apsis drei Fenster
auf, die im Aufriß nicht kenntlich sind, der Querschnitt
durch die Kirche zeigt vielmehr fortlaufende Wandmale-
reien. Auch der Aufriß der Seitenansicht der Apsis läßt
keinerlei Fenster erkennen. Die Änderung während der
Entstehung der Entwürfe ist nicht mehr erklärlich.
DER AUFBAU DER KIRCHE 1830 —1835
Die ersten Baujahre 1830—1832
Die Potsdamer Kirchengemeinde, die den Baubeginn
schon für 1829 erwartet hatte, bat durch ihre Vertreter
am 20. März 1830, der Bau möge doch in diesem Jahre
noch vorgenommen werden. In der Tat entschied sich
der König in diesen Tagen, und Schinkel, kaum davon
unterrichtet, schrieb sogleich am 27. März an Persius:
«Geehrtester Freund, ich beeile mich, Sie davon in
Kenntnis zu setzen, daß die Potsdamer Kirche nunmehr
genehmigt ist und die desfallsige Order bald an die König-
liche Regierung erlassen wird. Damit aber keine Zeit zu
vorläufiger Einleitung und Materialien Bestellungen zu
verlieren, habe ich in beikommendem Schreiben an den
Herrn Regierungsrat Rediel auch diesen in Kenntnis ge-
setzt, und ersuche Sie, das Schreiben selbst abzugeben, um
gleich mit ihm über den Gegenstand weitere Rücksprache
zu nehmen.» Am 29. März bereits des Jahres 1829, als
der Bau bevorzustehen schien, hatte Schinkel an Basse-
witz geschrieben: «Für die Funktion eines Bauinspektors
würde es mir sehr lieb sein, den Herrn Architekten Persius
angestellt zu sehen, den ich als einen geschickten und um-
sichtigen Mann bei mehreren Bauausführungen kennen
gelernt habe und welcher jetzi von Seiner Königlichen Hoheit
dem Kronprinzen nicht beschäftigt wird, so daß er seine
ganze Zeit dem Bau der Kirche würde widmen können. »
Persius wurde nunmehr zum Bauleiter bestimmt.
Amtlich genehmigte der König durch eine Kabinetts-
order vom 10. April 1830 den Wiederaufbau der Nikolai-
kirche. In dieser Order heißt es, — sieist an den Minister
«Ich habe Zeich-
nungen bis auf einige Abänderungen, welche der Ge-
von Schuckmann gerichtet: diese
heime Rat Schinkel noch machen wird und weshalb ihm
die Zeichnungen zurückgegeben sind, genehmigt.» Die
Kosten würden mit Einrechnung der Kosten der beiden
Türme, welche die Kirche erhalten soll, und für die zwei
Berliner Kirchen 543987 Taler betragen.
haltene Konzepte zeigen, daß eine Bauzeit von vier
Einige er-
Jahren in Aussicht genommen war.
Am 15. April 1830 teilte der Finanzminister von Motz
dem Kultusminister mit, daß die Generalstaatskasse
Anweisung erhalten habe, die in diesem Jahre fällige
Rate von 100000 Talern zu zahlen.
statt der für ihn von der Regierung beantragten zwei
Persius wurde
26
Taler Diäten täglich eine «angemessene Remuneration »
nach vollendetem Bau zugesichert.
Die feierliche Grundsteinlegung fand am 3. September
1830 auf dem in Aussicht genommenen Bauplatz in
Potsdam statt.
Stelle, wo sich später über ihm die Haupttür erheben
sollte.
verschlossen, die Bibel, die Landesagende, eine auf den
Der Stein fand seine Stätte an der
In ihn eingelegt waren, in bleierne Kästchen
Bau Bezug habende Urkunde und einige Münzen. Nun-
mehr konnte der Bau beginnen, der Baugrund erwies
sich als baufähiger guter Sandboden, er war in keiner
Weise wie etwa bei der Garnisonkirche sumpfig.
Über den Fortgang der Arbeiten sind wir aufs ein-
gehendste durch die 55 Bauberichte von Persius aus
den Jahren 1830 bis 1837 unterrichtet. Als Bauleiter
hat er das Vertrauen, das Schinkel in ihn setzte, voll-
kommen gerechtfertigt. Persius meldet in seinem ersten
Baubericht (7. September 1830), daß sich das Ausgraben
der alten Fundamente wegen heftigen Regenwetters bis
zum 21. August verzögert habe; man mußte vielen
Bauschutt hinwegräumen, mehrere alte Fundament-
pfeiler wegbrechen und sei dann auf guten Bau-
grund in einer Tiefe von 111, Fuß gestoßen. Die
erste Schicht des ersten Banketts wurde am 22. August
gelegt, hierbei waren 115 Fuß Grundwasser durch
Im Laufe des
arbeitete man an den Banketts, also dem unteren Teil
Pumpen zu bewältigen. September
der Grundmauern. Nach einer besonderen Anweisung
Schinkels sollten im zweiten und dritten Bankett Luft-
«um dem Austrocknen der
Die
Banketts wurden im Oktober und November fertig-
züge angelegt werden,
bedeutenden Mauermassen zu Hilfe zu kommen. »
gestellt. Die Fundamentmauern führte man mit Zu-
stimmung Schinkels, es handelte sich um die der Em-
poren und des Altarplatzes, aus ersparten Bruchsteinen
auf. Der oberste Bauleiter hatte ferner angeordnet, dab
die Lage der Kirche nicht nach der Lage des Rathauses,
sondern nach der Höhe des Dammes, welcher an der
Kirche vorüberführen würde, festgestellt werde, und
zwar 15 Zoll höher als die bisherige Krone des Dammes
«vor dem Mittel des Obelisk». Während des Winters
bearbeiteten die Kondukteure Junker und Gebhardt die
vielen (43) nötigen Detailzeichnungen.