DIE ST. NIKOLAIKIRCHE
ein. Die Weiterarbeit im folgenden Monat (Mai) betraf
die Versetzung von 129 Kragsteinen am oberen Haupt-
gesims, bis zu ihrer Höhe brachte man dann das Mauer-
werk der vier großen Pfeiler und die Hintermauerung
der großen Gewölbe. An der Altarnische erreichten
Mauerwerk und Sandsteinpfeiler an der Außenseite eine
Höhe von 18 Fuß, die Einwölbung der Nischenkuppel
konnte beginnen. Im Laufe des Juni fanden die seit
April im Gange befindlichen Arbeiten am Portikus ihren
Fortgang. An der Altarnische stieg die äußere Ring-
mauer bis zur Höhe des Architravs, die Pilaster konnten
vermauert und die Viertelkugel bis zu 2/; ihrer Höhe
eingewölbt werden. Die Nichteinhaltung des Bauplans,
der für diesen Monat noch weiteres vorsah, war durch
die mangelnde Anfuhr des Sandsteins infolge des nied-
rigen Wasserstandes der Jahre 1832 und 1833 bedingt.
Langsam rückten die Arbeiten im Juli vor, immerhin
kamen Altarkuppel und Vorhalle zustande. August 1833
schlossen sich die Bearbeitung des Hauptgesimses und
seine weitere Versetzung an, sowie die Anlage des großen
Hauptgiebels. Die Gewölbzwickel wurden im Innern
nahezu fertig. Diese Tätigkeit setzte sich zum Teil noch
in den September fort. Die Aufmauerung des großen
Giebelfeldes und die sechs Widerlagmassen auf den
großen Tonnengewölben, gegen die die Streben des
Dachwerks gestellt wurden, das Rüsten des Daches
nahmen den ganzen Monat Oktober in Anspruch. Die
Richtfeier fand nicht am 31. Oktober, wie Persius der
Regierung unterm 24. gemeldet hatte, sondern nach
seinem Briefe an Schinkel am 4. November statt.
Am 4. November 1833 schrieb Persius an Schinkel:
«Euer Hochwohlgeboren wünschten eine Übersicht der
Geldmittel, welche für die Anfertigung der korinthischen
Kapitäle der Emporensäulen der Kirche disponibel
sind: Für die 18 Säulenkapitäle in Stukko auszuführen,
angenommen zu 25 Talern — 450 Taler, für 8 Pilaster-
kapitäle desgleichen und wegen der geringen Anzahl in
bezug auf die Modellkosten zu 30 Talern — 240 Taler, in
Summa 690 Taler. Da die Arbeiten des Steinmetzen für
den Kern und die Bearbeitung des Abakus dieser Ka-
pitäle besonders im Anschlage berechnet sind, so ist die
obige Summe für eine Ausführung des Laubes und der
Schnörkel in Zinkguß disponibel und ohne Zweifel auch
ausreichend. Soeben wird am Bau die Krone dem
vollendeten Dachwerk aufgestellt, und der Zimmermann
beginnt seine Richtfeier ganz nach Handwerksgebrauch
und Gewohnheit. Die Königliche Regierung hat den
Arbeitern am Bau bei dieser Gelegenheit ein Douceur
von 80 Talern zu bewilligen geruht.» Ende November
1833 mußte man die Arbeiten einstellen, nachdem man
noch zwei Drittel des Daches mit gegossenen Zinkplatten
der Firma Geiß in Berlin, die hier zum erstenmal zur
Verwendung kamen, eingedeckt hatte. Das übrige
Drittel wurde mit Brettern gesichert.
Den Neubeginn der Bautätigkeit kündet der Bau-
bericht vom 5. Mai 1834 als im April erfolgt an. Anfang
Mai standen dann im Innern schon zwölf Säulen und
vier Pilaster mit Basen und Kern für die Zinkguß-
kapitäle. Die Abgleichung des großen Kuppelkranzes
konnte im Laufe des Monats April vorgenommen wer-
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den, und Schinkel bestimmte zum Schluß des inneren
Kuppelgewölbes eine Holzkonstruktion, wodurch auf
die höchsten Ortes (also wohl vom Kronprinzen) aus-
gesprochene, in der Folge zu gewärtigende Ausführung
des geplanten größeren Kuppelbaus Rücksicht ge-
nommen werden sollte. Im Mai waren sämtliche
24 Säulen und Pilaster, sowie der Verband der hölzernen
Kuppel vollendet. In den folgenden Monaten setzten
sich die Arbeiten fort; sowohl am äußeren wie am
inneren Bau entfaltete man die lebhafteste Tätigkeit.
Zunächst kamen die Gesimse und Friesbalken an den
Emporen zur Ausführung, dann begann man mit dem
Versetzen der Pfeiler an der großen Eingangspforte
(Juni 1834) und richtete die hölzerne Kuppeldecke und
schritt mit dem Verschalen und Putzen vor. Weiterhin
wurden (Juli) die noch fehlenden fünf Säulen und die
Pilasterkapitäle an der Vorhalle versetzt, auch kam das
sroße Akroterium für das Kreuz nebst zwei knienden
Engeln an den Ecken auf das sroße Giebelfeld. Die
hölzerne Kuppeldecke gelangte zur Vollendung, das
Rohren zum Putzbewurf begann. Zur Eingangspforte
innen wurden die Werkstücke versetzt, das sroße Fen-
ster an der westlichen Seite war fertig und das der
östlichen im Vorrücken. Der Putz der Kuppeldecke
ging im August vor sich, ebenso die Vollendung des
großen Ostfensters. Das Hauptgesims an der südlichen
und östlichen Front folgte nach und erfuhr weitere
Bearbeitung im September. Man fuhr mit den Arbeiten
am. Haupttor fort und versetzte die noch fehlenden
Gesimse.
Im Innern näherten sich die Putzarbeiten, vornehm-
lich an den Zwickeln und Tonnen, ihrem Ziele und
kamen schließlich zu Ende. Der Anstrich nahm mit
dem Ziehen der Kämpferbogen und Streifen an den
Gewölben seinen Anfang. Den Oktober über dauerte
dann das Versetzen des Hauptgesimses an der Vorhalle
und das Aufmauern des Giebelfeldes, ferner das Ver-
setzen der kleinen Giebelfelder und eines Teils seines
steigenden Gesimses. Dazu traten die Verlegung der
hölzernen Deckenbalken und die Verankerung der Eck-
säulen mit dem Hauptbau. Im Innern war der Bewurf
sämtlicher Gewölbe mit Ausschluß der Altarnische, der
Wandflächen und Teile oberhalb des Hauptgesimses der
größeren Ordnung vollendet. Das große vergoldete
gußeiserne Kreuz erhob sich nunmehr auf der Spitze
des großen Giebelfeldes, ein Zeichen, daß der Außenbau
seinem Ende nahe war. Vor Eintreten des Frostwetters
Mitte November waren auch die Arbeiten am Zinkdache
bereits beendet. Im Innern brachte man die noch
erforderlichen Werksteine ein, sie fanden Verwendung
als Türfaschen und -schwellen. Auf dem Bauplatze
waren die Platten und Figuren zur großen Inschrifttafel
in Arbeit. In Aussicht genommen waren die An-
fertigung der übrigen Skulpturen und Zinkgußskulp-
turen zum inneren Bau, die Ausführung der Orgel und
der Guß der Glocken.
Am 29. Januar 1835 folgte der Vertrag mit dem
Glockengießer Thiele. Ihm lag die Lieferung von drei
Glocken ob, die erste 34, die zweite 26, die dritte
13 Zentner schwer. Der Preis, der festgesetzt wurde,