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DIE ST. NIKOLAIKIRCHE
an den Tag gelegt hat. Was das frühere Ew. Königlichen
Majestät untertänigst vorgelegte Projekt für den Weiter-
bau der St. Nikolaikirche betrifft, wonach an den vier
Ecken der Substruktion des Kuppelbaues Glockentürm-
chen aufgeführt werden sollten, so erlaube ich mir, das-
selbe hier nochmals ganz untertänigst zur Sprache zu
bringen. Die Hinzufügung dieser Glockentürmchen er-
scheint vorzugsweise aus technischen Rücksichten wün-
schenswert, indem es durch innerhalb derselben anzu-
bringende Treppen, auf denen man bis zur Höhenregion
des Kuppelbaus gelangen könnte, zulässig wird, die für
die jetzigen Treppenanlagen innerhalb der Widerlager-
massen vorhandenen Exkavationen zum großen Teil
durch Mauerwerk zu füllen, wodurch die Stabilität und
Resistenz dieser Widerlager auf eine erwünschte Weise
vermehrt werden würde. »
Aus den Ausführungen, die Persius in seinem Bericht
macht, läßt sich deutlich erkennen, wie sorgsam im Ein-
verständnis mit den Absichten des königlichen Bau-
herrn die charakteristischen Merkmale des Schinkel-
schen Bauentwurfs gewahrt bleiben sollten. Nur wo es
ganz unbedingt aus technischen Gründen notwendig war,
wich man ab. Schon die Kabinettsorder vom 1. Mai 1843
hatte die Verwendung von Infusorienstein, d. h. Sep-
tarienton für die innere Kuppel in Aussicht genommen,
Persius griff diesen Gedanken für die technische Her-
stellung der Ziegel auf. Schinkel hatte, wie sein Plan
zeigt, über der steingewölbten Innenkuppel einen großen
hölzernen Dachstuhl mit Kaiserstiel vorgesehen, die
Außenkuppel hat man sich in Holzkonstruktion mit auf-
gelegtem dünnen Kupferblech zu denken (vgl. Abb. 27).
Statt dieser Holzkonstruktion nahm man nunmehr
gußeiserne Rippen in Aussicht, die indessen die äußere
Erscheinung der Schinkelkuppel in keiner Weise ver-
änderten. Anders ist das bei den vier Ecktürmen. Sie
mußten die blockhafte Erscheinung des Unterbaus er-
heblich beeinträchtigen und den Gedanken an eine
Großheit dieses Teils im Sinne Friedrich Gillys ver-
wischen. Doch kann man sich den wohlerwogenen Grün-
den des Bauleiters nicht ganz verschließen, tatsächlich
bedurften die kühnen Gewölbespannungen wohl einer
stärkeren Sicherung, ganz abgesehen davon, daß man
auf diese Weise die Unzuträglichkeiten des bisherigen
Geläuts beseitigte und dadurch den Eindruck der Kirch-
lichkeit erheblich verstärkte. Der König verschloß sich
diesen Gründen nicht. Zunächst bewilligte er durch Er-
laß vom 10. Juli 1843 die veranschlagten 200000 Taler
für den Hauptbau.
Dieser wurde im August 1843 begonnen. Zuerst er-
folgte die Abnahme des Daches und die Ausmauerung
der Treppen- und alten Glockenräume. Im Herbst des
gleichen Jahres genehmigte der König (Bericht Prüfers
vom 8. Juni 1843) den Bau der vier Ecktürme, den Per-
sius ja bereits im Mai auf Grund eines älteren Plans an-
geregt hatte und « hiermit eo ipso » die diesfälligen Mehr-
kosten. Am 21. September 1844 gab später das Ministe-
rium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangele-
genheiten die Anschläge und Zeichnungen vom 18. März
1844 an Persius zurück, «nachdem dieselben von der
Königlichen Oberbaudeputation revidiert und die erste-
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ren auf den Gesamtbetrag von 271000 Talern festge-
stellt worden sind, die noch erforderlichen 71000 sollen
zu Beginn des sechsten Baujahres bei Sr. Majestät dem
König beantragt werden.» Sie wurden dann tatsächlich
am 20. Dezember 1847 durch Erlaß aus Charlottenburg
bewilligt.
Die Bauaufgaben faßt der sachkundige Prüfer kurz
und klar folgendermaßen zusammen: 1) Die Errichtung
von vier Türmen, um dadurch die Ecken des Gebäudes
zu verstärken, das früher stattgefundene Überweichen
der Widerlagpfeiler zu verdecken und zugleich ange-
messene Räumlichkeiten zur Unterbringung der Treppen
und Glocken zu gewinnen. 2) Die in den Widerlagpfei-
lern befindlichen Treppen- und Glockenräume, soweit
solche durch die Ecktürme entbehrlich würden, auszu-
mauern. 3) Den Unterbau durch nachträgliche Einbrin-
gung von Ankern gegen alle weiteren Bewegungen ge-
hörig sicherzustellen. 4) Über den alten Gewölben,
die nicht genügend Tragfähigkeit gezeigt hatten, ein
Tonnengewölbe und neue Pendentifs auszuführen und
hierauf den Kuppelbau zu errichten, sowie endlich
3) die alten Tonnengewölbe durch teilweise Abtragung
des oberen Bogens etwas zu entlasten und hierdurch zu-
gleich mehr Raum zur Aufstellung der Lehrbogen für die
neuen Tonnengewölbe zu gewinnen.
Diese Angaben werden im einzelnen bestätigt durch
ein ausführliches Gutachten, von Persius verfaßt, das
die Oberbaudeputation am 7. Juli 1844 dem Kultus-
minister von Eichhorn einreichte: « In konstruktiver Be-
ziehung kommt bei diesem Bauwerk vorzugsweise die
Tragfähigkeit des Grundes in Rücksicht auf stärkere Be-
lastung der Eckpfeiler des Gebäudes und die Wider-
standsfähigkeit der letzteren gegen den beträchtlich
wachsenden Schub der Gewölbe in Betracht. Die bereits
früher während des Baues der Kirche namentlich beim
Ausrüsten der Gewölbe über den Kreuzarmen entstan-
denen Risse sind zwar weniger unzureichender Wider-
standsfähigkeit der Eckpfeiler für den Stand der Ruhe
als der stoßweisen Wirkung der Gewölbe bei dem gleich-
zeitig und plötzlich erfolgten Ausrüsten derselben bei-
zumessen; es erfordert diese Erscheinung gleichwohl um
so mehr zu großer Vorsicht auf, als seit jener Zeit in den
Mauern zwischen den Eckpfeilern wieder Sprünge, wenn
auch nur von geringer Breite bemerkbar geworden sind,
welche es zweifelhaft ließen, ob ihr Entstehen fortwir-
kendem Schub der Gewölbe oder ungleichmäßiger Kom-
pression des Grundes beizumessen sei. Nach den von
dem p. Persius vorgenommenen Untersuchungen und
mitgeteilten Ergebnissen ist indessen letzteres der Fall.
Obschon die verhältnismäßig weit stärker als die Mittel-
partien lastenden Eckpfeiler des Gebäudes ein bedeuten-
des Zusammenpressen und Setzen des Grundes und hier-
durch jene Sprünge bewirkt haben, so ist der Grund
gleichwohl nach wiederholten Untersuchungen von so
guter Beschaffenheit, daß eine fortdauernde nachteilige
Wirkung desselben durch Kompression desselben nicht
zu erwarten, vielmehr anzunehmen ist, der verhältnis-
mäßig zum vorhandenen Gebäude nicht sehr gewichtige
Kuppelbau werde von den Fundamenten ohne Nachteil
getragen werden können.