Full text: Potsdam ([Band 1])

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DIE ST. NIKOLAIKIRCHE 
hiernach, sofern die massive Herstellung des Kuppel- 
baus Bedingung ist, die zur Erreichung des Zweckes zu 
Gebote stehenden Mittel fast erschöpft. Wir möchten 
nur empfehlen, die zu 2) gedachten Anker nach der An- 
deutung in der Zeichnung beim Anschlage außer den 
gußeisernen Widerlagplatten noch mit langen, durch 
abwärtsgehende Hilfsarme gehaltenen Splinten von 
Schmiedeeisen zu versehen, um ihnen noch mehr Wirk- 
samkeit zu geben, sofern der Einbringung sich nicht zu 
große Schwierigkeiten entgegenstellen; auch möchten 
die die Scheitelpunkte der Gewölbe verbindenden diago- 
nalen Anker zweckmäßig sein, welche, obgleich in dem 
Anschlage noch nicht berücksichtigt, nach mündlicher 
Mitteilung des p. Persius anzubringen in der Absicht 
liegt. Zu bemerken bleibt ferner, daß der das Wider- 
lager der Kuppel bildende Tambour behufs möglichster 
Verminderung des Gewichtes nur ein Zwölftel des 
Durchmessers zur Mauerdicke erhalten, jedoch durch 
fünf eingelegte eiserne Reifen widerstandsfähiger ge- 
macht, der Schub durch Anwendung spezifisch leichter 
Ziegel und schnell bindenden Zements vermindert wer- 
den soll. 
Die Zulässigkeit so geringer Widerstandsstärken hängt 
wesentlich von der Sorgfalt bei der Ausführung und von 
der Güte der Materialien ab, in welcher Beziehung hier 
das überhaupt Erreichbare erwartet werden darf; dessen- 
ungeachtet halten wir es für ratsam, auch den Tambour 
ganz in hydraulischem Kalk unter Vermauerung von 
Bandeisen nach der bekannten in England häufig ange- 
wandten Art auszuführen und die Kuppelin dem Unter- 
teil mit einem eingemauerten, ringförmigen starken 
Anker mit Splinten in den Verbindungspunkten der 
Glieder zu versehen und hierdurch die einzelnen Teile 
der Kuppel zu einem zusammenhängenden Körper zu 
vereinigen, welcher des Widerlagers nicht bedarf. Von 
kleinen ungleichmäßigen Pressungen abgesehen, welche 
sich auch ferner wieder durch Mauersprünge bemerkbar 
machen werden und bei einem Bau von so ungewöhn- 
licher Konstruktion und bedeutenden Abmessungen nie 
ganz zu vermeiden sind, darf das Gelingen des Baues 
unter Anwendung dieser Vorsichtsmaßregeln zwar als 
sehr wahrscheinlich angesehen, kann aber mit voller 
Sicherheit wohl nicht verbürgt werden. Aus diesem 
Grunde bleibt es nach den Erläuterungen vorläufig un- 
entschieden und von dem Verhalten des Bauwerks nach 
Errichtung des Tambours abhängig, ob die denselben 
umgebenden Säulen von Sandstein oder, weniger lastend, 
von Eisen mit einem Zinkmantel herzustellen seien. Es 
erscheint dieses Verfahren als das einzig sichere. 
Wir raten deshalb in ähnlicher Weise auch mit dem 
Tambour und der Kuppel selbst als der am meisten 
lastenden Teile zu verfahren; zu diesem Zweck, nachdem 
das Gebäude bis zum Plateau hergestellt, respektive die 
Türme vollendet sein werden, die Mauern und Gewölbe, 
dem Gewicht des noch aufzuführenden Tambours nebst 
Säulenstellung, massiver und Schutzkuppel entspre- 
chend, auch ähnlich verteilt zu belasten und in diesem 
Zustande eine angemessene Zeit hindurch sorgfältig zu 
beobachten. Dieses Verfahren wird um so mehr An- 
wendung finden können, als Seine Majestät der König 
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nach dem Bericht des p. Persius die Dauer der Bauaus- 
führung nicht, wie in dem Plane angenommen, auf 5 
sondern auf 6 Jahre festgesetzt haben. Wahrscheinlich 
wird das Verhalten der Widerlager die Zulässigkeit der 
planmäßigen Ausführung des Kuppelbaus außer Zweifel 
stellen, im anderen Falle würde es nötig werden, auf 
eine leichtere, wenngleich weniger monumentale Kon- 
struktion des Tambours und der Kuppel überzugehen, 
welche eventuell für den Tambour in gußeisernem Fach- 
werk und Ausmauerung respektive Verblendung mit 
Mauerziegeln, in betreff der Kuppel aber in einem guß- 
eisernen Gerüst und innerlicher Auskleidung mit Tafeln 
von Zinkguß erfolgen könnte. 
Hinsichtlich der im Erläuterungsbericht in Frage ge- 
stellten teilweisen Ausmauerung der Ecktürme bemerken 
wir, daß die Ausmauerung der hinteren beiden Türme 
bis zur Höhe des Plateaus wohl nützlich sein, jedoch die 
Kommunikation mit den oberhalb darin befindlichen 
Glocken erschweren und daher gleich der Ausmauerung 
der unteren Teile der vorderen Türme nur bis zur Höhe 
der Emporen erfolgen und der Zugang von den letzteren 
aus zu bewirken sein möchte. Das dazu nötige Durch- 
brechen der Verbindunssöffnungen diagonal durch die 
Ecken der Widerlagspfeiler wird jedoch mit Vorsicht 
geschehen müssen. 
Die äußere Form des Kuppelbaus ist in der Haupt- 
sache dem ursprünglichen nicht vollständig zur Ausfüh- 
rung gekommenen Plane des verstorbenen Oberlandes- 
baudirektors Schinkel entsprechend angenommen und 
Allerhöchsten Orts bereits genehmigt. Es unterliegt das 
Projekt in dieser Beziehung daher unserer Beurteilung 
nicht, wie wir überhaupt auch voraussetzen müssen, daß 
es in der Allerhöchsten Intention liege, in diesem Falle 
von der allgemeinen Bestimmung in der Allerhöchsten 
Kabinettsorder vom 4. April 1842 abzugehen, nach wel- 
cher die diesseitige Prüfung von Bauten dieser Kategorie 
nicht vor, sondern nach der Ausführung stattfinden soll. 
Bei Durchsicht des Anschlages hat sich übrigens nichts 
Wesentliches zu bemerken gefunden. Die aus der vor- 
geschlagenen Modifikation der Verankerung hervorge- 
henden Mehrkosten würden aus dem Extraordinarium 
zu bestreiten sein; wir haben daher den Anschlag vor- 
behaltlich etwa eintretender anderweiter Konstruktion 
des Tambours und der Kuppel ungeändert auf den Ge- 
samtbetrag von 271000 Talern festgesetzt.» Unterzeich- 
net ist das Aktenstück von Schmid, Busse, Soller, Stüler 
und Persius als Mitgliedern der Oberbaudeputation. 
Bemerkenswert an diesen Ausführungen ist vor allem, 
daß das Festhalten an der äußeren Erscheinung der 
Kuppel nach dem Schinkelschen Urplan wieder als rich- 
tunggebend bei der ganzen Anlage betont wird. Gewisse 
Änderungen in der technischen Behandlung der Ent- 
lastung sind später noch eingetreten. Von einer Berei- 
fung der Trommel konnte man absehen, statt der Zink- 
eisenkonstruktion der Säulen wählte man deren Aus- 
bohrung in Sandstein, und die geplante Eindeckung des 
gußeisernen Kuppelgerüstes wurde durch Belag und 
Einspannung von dünngehämmertem Kupferblech er- 
setzt. 
  
 
	        
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