40. Russische Kirche.
Alter Steindruck
SONSTIGE KIRCHLICHE ARBEITEN
BILDERWAND UND AUSSENGITTER AN DER RUSSISCHEN KAPELLE
Eine Anzahl russischer Soldaten, durch das Yorcksche
Korps zu den Preußen gelangt, lebte, dem ersten
Garde-Regiment als Sängerchor einverleibt, in Potsdam.
Als Zar Alexander 1825 gestorben war, beschloß König
Friedrich Wilhelm III., die Sänger in russischen Block-
häusern zu einer Siedlung zu vereinigen, die er dem
Freunde zu Ehren Alexandrowka nannte. Die Ka-
pelle, die der Russischen Kolonie beigegeben werden
sollte, war zuerst im Schnittpunkte der Arme des
Wegekreuzes der Kolonie geplant, dann aber entschloß
man sich an höchster Stelle, sie auf eine Anhöhe zu setzen.
Im Mai 1826 trafen die vom Petersburger Hofe in Aus-
sicht gestellten Risse ein, und der König beauftragte den
Hauptmann und Kommandeur der Garde-Pionierabtei-
lung Snethlage mit der Bauausführung, sein Bauführer
sollte der künstlerisch begabte, später als Archäologe in
Mainz bekannte Ingenieurleutnant von Motz werden.
Die Grundsteinlegung der Kapelle erfolgte am 11. Sep-
tember 1826 in Gegenwart Friedrich Wilhelms III.
Der Grundstein liegt jetzt unter der westlichen Ein-
gangstreppe, hier sollte ursprünglich die Stelle des Altars
sein. Indessen die Bodenverhältnisse bedingten dann
eine Verschiebung des ganzen Baus nach Osten.
Die Kapelle stellt im Grundriß ein Quadrat dar. Die-
ser quadratische Bau wird von einer Kuppel überstiegen,
die innen von vier sehr kräftigen dorisierenden Säulen
getragen wird. Durch diese Einrichtung ergeben sich
für den Innenraum die vier Kurzarme im Sinne des
griechischen Kreuzes, die mit Gewölben geschlossen sind.
Neben dem Hauptturm mit der Kuppel, der mit Pi-
lastern und Bogenstellungen verziert ist, erscheinen nach
russischer Sitte vier in gleicher Weise geschmückte
Nebentürme als bloße Verzierung. Die Trommelfenster
der Hauptkuppel dienen der Erhellung des Innenraums.
Die Kuppeldächer wurden mit Weißblech gedeckt und
hellgrün gestrichen, auf die Spitzen kamen stark ver-
goldete Kugeln mit dem Kreuz. Die Eingangstüren
weisen Spitzbogen auf. Diese stehen auf seitlichen
Wandsäulen, die ein zierliches Palmettenkapitäl be-
sitzen. Diese Kapitäle bestehen aus gebranntem Ton,
wie das weiter bei einer Reihe von Zierfriesen der Fall
ist, die z. T. auch aus Sandstein gefertigt oder in Gips
angelegt sind.
Bei der Ausstattung des Innenraumes sollte besondere
Sorgfalt angewandt werden, und bei dieser Gelegenheit
wurde Schinkels Mithilfe erbeten. Über das Ikonosta-
sion, die Bilder- und Scheidewand Aller-
heiligstem und dem Laienraum, hatte bereits am
13. Juli 1827 der Staatsrat Chambeau vor Kaiser und
Kaiserin in Petersburg Vortrag gehalten mit dem Er-
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