Full text: Potsdam ([Band 1])

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DIE RUSSISCHE KAPELLE 
gebnis, daß die Wand einfacher sein könne als auf dem 
ursprünglichen Plane, aber doch neun bis elf Figuren zur 
Darstellung erfordere. Man müsse wenig beschäftigte 
Künstler aussuchen und diese noch antreiben, wenn die 
beabsichtigte Arbeit in der bestimmten Zeit geliefert 
werden solle. Die ganze Angelegenheit hänge auch von 
dem zur Verfügung stehenden Raume für die Scheide- 
wand ab, für die das Maß erbeten werde. So Chambeau 
an den Generaladjutanten von Witzleben. Diesem 
sandte dann Snethlage am 2. August 1827 auf Anfor- 
derung eine genaue Zeichnung des Innenraumes von der 
“gegenwärtigim Bau begriffenen » Kapelle. Der General- 
adjutant schrieb am 9. August 1827 an Chambeau, der 
König sei sehr erfreut, daß die Kaiserin die Anfertigung 
befehlen werde und überlasse ihr, wieviel Bilder gewählt 
werden sollten. Die Heiligen Alexander Newski und 
Elisabeth würden aber wegen der Beziehung auf das 
verstorbene erlauchte Paar (Kaiser Alexander I. und 
dessen Gemahlin Elisabeth) nicht fehlen dürfen. 
Am 24. Oktober 1827 wurden aus Petersburg zwei 
Pläne, Grundriß und Durchschnitt der neuen Kapelle 
angefordert, es sollten danach auf Befehl des Kaisers 
Nikolaus die nötigen Verzierungen des Innern ange- 
fertigt werden. Witzleben sandte die Zeichnungen ein, 
und die beabsichtigte Arbeit an der inneren Aus- 
schmückung im Entwurf konnte im Dezember begonnen 
werden. 
Am 20. Januar 1828 benachrichtigte der General- 
adjutant des Kaisers, von Diebitsch, den Generaladju- 
tanten von Witzleben, daß der Herrscher zwei Entwürfe 
für das Altargestell habe machen lassen, eins sei im alten 
Kirchenstil gehalten, das andere zeige eine Form nach 
dem Vorbilde der in den russischen Militäransiedlungen 
bestehenden Kirchen. Demzufolge hatte man eine 
reichere und eine einfachere Gestaltung zur Wahl 
gestellt, von denen wohl die erstere ausgewählt wurde. 
Diesen Entwurf erhielt Schinkel zu einer endgültigen 
Begutachtung (Abb. 41). 
Schinkel lieferte sein Gutachten am 1. Juni 1828 an 
den General von Witzleben. Zu den einzelnen «Bemer- 
kungen » fügte Witzleben dann Zusätze gemäß den beim 
Vortrag vor dem König gefällten Entscheidungen. 
Schinkels Meinungen und Witzlebens Zusätze haben 
folgenden Wortlaut: 
«Euer Hochwohlgeboren beehre ich mich hierbei die 
beiden Zeichnungen der Russischen Kapelle wieder zurück- 
zureichen. Auf der einen habe ich eine Papierklappe auf- 
geheftet, auf welcher angegeben ist, wie der obere Aufsatz 
mehr in Übereinstimmung mit dem unteren Teile zu brin- 
gen ist; eine besonders beiliegende Bleistiftzeichnung gibt 
an, wie das Ganze mehr Einfachheit und Ruhe in der An- 
ordnung gewinnen könnte, und ein gleichfalls angefügtes 
Blatt gibt noch Aufschlüsse über die von mir vorgeschla- 
genen Veränderungen. 
Bemerkungen über die Altarwand (Ikonostasis) in der 
Russischen Kapelle. 
1) Das Gesims über den ganz vergoldeten Säulen und 
der Aufsatz über dem Bogen scheinen zu leer und nicht in 
Übereinstimmung mit der reichen Vergoldung der Säulen 
und den über und unter den Bildern angebrachten Ver- 
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zierungen. Auf einer angehefteten Papierklappe ist an- 
gegeben, wie diese oberen Teile mehr in Übereinstimmung 
mit den unteren gebracht und die architektonischen Mängel 
vermieden werden können. 
ad 1) Die Verzierungen auf der Klappe, d. i. die Friese 
und die beiden Pilaster wollen Seine Majestät geneh- 
migen. 
2) Wahrscheinlich soll die Tafel unter dem obersten 
Kreuze mit einem Bilde oder einer Inschrift ausgefüllt 
werden, wenn dies nicht der Fall sein sollie, so wäre sie 
unnütz, und an dieser Stelle könnien die Stufen des Auf- 
satzes durchgeführt werden. 
ad 2) Die Stufen bleiben, wie sie in der Original- 
zeichnung sind, doch können die Verzierungen am 
Untersatz des Kreuzes wegbleiben. 
3) In der Anordnung der Bilder und Türen zwischen 
den Säulen herrscht eine unangenehme Willkür der Höhen, 
indem keine architektonische Linie gehörig durchgeführt 
ist, sondern die Bilder und die Füllungen bald höher, bald 
niedriger aufhören. In der beiliegenden Umrißzeichnung 
ist angegeben, wie in diese Partie mehr Einheit gebracht 
werden kann. 
ad 3) Soll bleiben wie im Entwurf. 
4) Nach dieser Zeichnung würden die Ornamente über 
und unter den Bildern fortfallen, dagegen aber leichte 
Verzierungen im Zusammenhange fortlaufend statt der 
einzelnstehenden Rosetten im Fries über den Säulen und 
am oberen Aufsatz angebracht werden. 
ad 4) ist genehmigt. 
3) Wirklich runde Säulen möchten sich vielleicht im 
Vergleich mit den dicht davor stehenden starken massiven 
Säulen der Kapelle kleinlich ausnehmen, es wäre daher 
geratener, nach der Angabe auf der Bleistifizeichnung 
leichte Pilaster anzubringen, welche nur flach vortreten. 
ad 5) ist ebenfalls genehmigt. 
6) Im ganzen sind die Säulen auch in zu kurzen und 
schwerfälligen Verhälinissen gehalten. Wenn der Sockel 
unter den Säulen fortgelassen wird, wie die Bleistiftzeich- 
nung angibt, so bekommt das Ganze ein weit höheres An- 
sehen, ohne daß die wirkliche Höhe eine Anderung erleiden 
darf. 
ad 6) kann nicht genehmigt werden, da Stufen hin- 
aufführen; dagegen können die Säulen bis auf das 
Niveau der Tür hinuntergehen, wie sub b angedeutet 
ist. 
7) In betreff der Farbe und der Vergoldung lassen sich 
mehrere Anordnungen von guter Wirkung denken: Am 
reichsten, zugleich aber sehr einfach und sehr vorteilhaft 
für die Bilder der Wand würde die Anordnung sein, wo 
das Ganze in einer zarten, dem matten Golde ähnlichen 
Farbe gehalten wäre und die hervortretenden Teile an Glie- 
derungen, Gesimsen, Kapitälen, Ornamenien p- p. wirk- 
lich vergoldet würden. 
Ganz angenehm stände auch ein gedämpftes Weiß in 
allen Flächen gegen die hervortretenden Teile von wirk- 
licher Vergoldung, etwa so wie der obere Aufsatz auf der 
angehefteten Klappe angibt. 
ad 7) Dieser zweite Vorschlag ist genehmigt.
	        
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