Full text: Potsdam ([Band 1])

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DIE RUSSISCHE KAPELLE 
42. Russische Kapelle. Gitter 1830 
Eckpfeiler und Lanzen 
reichen Wirkung erheblich bei. Die grüne, lichte Farb- 
gebung steht vorzüglich zu dem gesdämpften Weiß der 
abgesetzten Teile. 
Keinen Erfolg konnte Schinkel für die Bilderanord- 
nung erzielen, die von Petersburg aus feststand; ins- 
besonders störend wirkt hier das Mißverhältnis der 
Bildergröße auf den Türflügeln und ihre Hochsetzung 
gegenüber den oberen Grenzlinien der Hauptbilder in 
den Seitenteilen. Die Unterbrechung der Stufen am 
oberen halbkreisförmigen Aufsatz, die Schinkel als 
nicht passend empfand, mußte ebenfalls bleiben, weil 
die Bildtafel davor von vornherein im Plan war. Die 
beiden Türflügel enthalten in ihrem oberen größeren 
Teil zusammen, wenn sie geschlossen sind, ein Bild der 
Verkündigung, im unteren die vier Evangelisten. Links 
der Tür erblickt man das Bild der Gottesmutter, rechts 
der Tür den thronenden Christus mit der Weltkugel. 
An den Seitenwänden kommen je zweimal die Bilder 
des Heiligen Alexander Newski und der Heiligen 
Elisabeth vor. Sie sind als Namenspatrone gewählt 
worden, der Heilige aber noch besonders als Patron der 
aus dem Militärstande stammenden Siedler. 
Die Ausführung und die Besorgung der Bilder nahm 
bei der Schwierigkeit der Verbindung mit Petersburg 
noch das ganze Jahr 1828 und den Anfang von 1829 
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in Anspruch. Die Einweihung erfolgte dann am 10. Sep- 
tember 1829. König Friedrich Wilhelm III. war dabei 
zugegen. 
Die Kapelle war zunächst nicht von einem Gitter 
umgeben; da der Raum ringsum zu einem Kirchhof 
bestimmt war, erschien eine Umzäumung notwendig. 
Darüber geben die Akten der Potsdamer Regierung 
Nachricht, ferner Berichte von Persius über die Er- 
bauung der Nikolaikirche, schließlich ein Schreiben 
Schinkels an den Regierungs- und Baurat Redtel in 
Potsdam unterm 27. März 1830: 
«Zugleich haben Seine Majestät befohlen, um die kleine 
Kirche der Kolonie Alexandrowka bei Potsdam ein Gitter 
machen zu lassen und nach dem eben erhaltenen Schreiben 
des Herrn Generals von Witzleben soll dies zugleich ins 
Werk gerichtet werden, ich weiß keinen andern Rat, als daß 
diese Arbeit von seiten der Königlichen Regierung unter 
Ew. Wohlgeboren Aufsicht ausgeführt werde, weil doch 
Jemand zuweilen auf der Baustelle anwesend sein muß, 
den Sie aus den Baubeamten der Regierung vielleicht am 
leichtesten auszuwählen imstande wären. Da die Sache 
eilig ist, so bin ich so frei, hierbei den genehmigten An- 
schlag und eine kleine skizzierte Zeichnung zu senden und 
bitte mir zu sagen, ob noch eine besondere Autorisation für 
diese Ausführung nötig wäre oder ob die Ausführung auf 
meine Rechnung gleich erfolgen kann, wobei ich bemerke, 
daß die Rechnungen durch mich an den Herrn General 
von Wiützleben zur Zahlungsanweisung gelangen könnten. 
Notwendig wird es indes, daß vorher der Platz der Kirche, 
welcher in der Skizze nur ganz ungefähr angenommen 
worden ist, und die Anordnung des Gitters etwas genauer 
aufgetragen werde, weil sich dann erst der genaue An- 
schlag wird anfertigen lassen, von dem ich wünschte, daß 
er dem hierbei kommenden Überschlage möglichst nahe 
käme. Das Gitter in Eisenguß von vier Fuß Höhe enthält 
vier Eingänge mit Giüttertüren, welche an Sandsteinpfeiler 
von der in der Zeichnung angegebenen Form angebracht 
werden, und mit gleichen Pfeilern werden die vier Ecken 
des Gitters befestigt. » 
Die zwölf Sandsteinpfeiler besitzen einen Sockel und 
als Schaft eine runde gedrungene Säule. Darauf sitzt 
ein Knauf, der in eine Spitze ausläuft. Die dicken 
zwiebelartigen Knäufe sollen wohl dem russischen Stil 
des ganzen Baus entsprechen. Das Gitter besteht aus 
Lanzen mit viereckigen Spitzen, wir dürfen dabei wie 
bei den Husarenställen an eine Anspielung auf das 
Militärische denken. Die Lanzen werden unten durch 
einen durchgezogenen Querstab, oben durch zwei der- 
gleichen zusammengehalten. Zwischen den beiden 
oberen parallelen Querstäben ist durch kleine kreuzweis 
gelegte Stäbe eine besondere Schmuckvergitterung in 
Form eines Frieses hergestellt worden. Hundertacht 
Lanzen, von zwei Pfeilern an den Ecken gehalten und 
von zwei Türpfeilern unterbrochen, bilden eine Seite des 
Gitters, so daß im ganzen 432 Lanzen vorhanden sind, 
die einen hinreichenden Schutz für den Kirchhof 
bilden (Abb. s. 0.). 
 
	        
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