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PREDIGER-WITWENHAUS
57. Prediger-Witwenhaus.
Die 1827 neugeschaffene Schauseite
PREDIGER-WITWENHAUS
In der Form eines großen Potsdamer Bürgerbaus
geschaffen wurde das Predigerwitwenhaus in der Breiten
Straße 25. Bei diesem Gebäude nahm die öffentliche
Meinung Schinkel als Urheber an, manchmal hat man
ihm auch nur die Erneuerung der Fassade zuschreiben
wollen. Den Akten des Magistrats über die Immediat-
bauten entnehmen wir, daß in den Jahren 1826-1827
ein Neubau stattgefunden hat.
Wie das frühere Witwenhaus ausgesehen hat, wissen
wir (Abb. 56). Das Gebäude, um 1672 sicher noch nicht
vorhanden, wird 1676 etwaentstanden sein: der Architekt
war nach einer alten Nachricht, die aber glaubwürdig
scheint, Joachim Ernst von Blesendorf. Ein Vorderhaus
mit großem Mansarddach, das aber nur nach hinten ganz
in die Erscheinung trat, stand im Zuge der Straße, die
vordere Fassade war hochgezogen und wies in der Mitte
einen Dreiecksgiebel mit dem Kurzepter auf. Der Hof
war von niedrigen zweigeschossigen Gebäuden umge-
ben; im hinteren Quergebäude lagen Betsaal und Stube
der Geistlichen im Ober- und Untergeschoß.
Am 30. Januar 1824 bereits bemerkt die Regierung
zu Potsdam dem König gegenüber, eine wiederholte
Untersuchung habe ergeben, «daß keine Reparatur
mehr anwendbar, sondern mit Gefahren verknüpft
ist, die nur der Neubau zu beseitigen vermag.» Eine
Erweiterung auf 23 Witwenstuben müsse stattfinden.
Die Kosten würden 19980 Taler betragen. Die Ober-
baudeputation untersuchte auf Befehl des Königs den
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Zustand des Hauses und schlug unter anderem gerade
Giebel an der Stelle des Walmdaches vor, für das
Seitengebäude aber ein Pultdach. Die Regierung be-
antragte, die altertümliche Verzierung im Giebelfelde
(das Kurzepter) beizubehalten, es sei demgemäß ein
Risalit vorzulegen (an den Geheimen Kabinettsrat
Albrecht, 9. August 1826). Der Bischof Eylert meldet
am 17. August 1826, daß der Grundstein heute feierlich
gelegt worden sei. Am alten Bau scheint keine Inschrift
gewesen zu sein, die neue vom König angeordnete trägt
das irrtümliche Baujahr 1666 weiter. Die Bauleitung
des Gebäudes lag wie der Entwurf vermutlich in den
Händen des Fachbearbeiters der Regierung, des Re-
gierungs- und Baurats Redtel. Die römisch-dorischen
Pfeiler im Neringstile, die sich über die ganze Schauseite
erstrecken, rühren also von ihm her.
Schinkel hat daher mit diesem Bauwerk nichts zu tun,
er wurde später nur bei einer Frage der Fassadenaus-
schmückung zu Rate gezogen. Es handelte sich um die
vom Könige gewünschte Anbringung einer in Berlin
gekauften älteren Büste des Großen Kurfürsten.
Darüber berichtete der Oberbaudirektor unterm 31.März
1832 an Albrecht:
«Die einzig mögliche Stelle ist, wenn die Büste in einer
Nische angebracht würde, wie dergleichen Büsten an dem
schönen Palast Gravina in Neapel vielleicht von Seiner
Majestät bemerkt worden sind. »