Erste Temperaturstufe: Kühle Witterung, niedrigste
Tagestemperatur zwischen +5° und 0°C. Bei Betonieren
über + 5°C sind keinerlei Bedenken vorhanden. Nach Versuchen
von Kreüger (s. B. u. E. 1922, S. 74) erhärten Mörtel und Beton
ganz normal, wenn sie vor Beginn der Frosteinwirkung 2 Tage
eine Temperatur von +4 bis +6°C gehabt haben. Da bei
chemischen Vorgängen die Reaktionsgeschwindigkeit stark von
der Temperatur abhängt, ist es wohl erklärlich, daß das
Abbinden und Erhärten bei niederen Temperaturen stark ver-
langsamt wird. Nach Versuchen von Geßner (B. u. E. 1925,
S, ı6r) sollte man bei Verwendung von Portlandzement und
besonders bei hochwertigen Zementen für je 2 Tage, deren
mittlere Tagestemperatur unter + 5°C liegt, einen ganzen Tag
den üblichen Ausschalungsfristen zuzählen, also die Erhärtungs-
zeit in der hier betrachteten Temperaturstufe nur mit 50%
bewerten.
Durch Abdecken mit Säcken, Brettern, Planen u. dgl. sollte
daher jeder Eisenbetonbau in den ersten Tagen warm gehalten
werden, damit das Anmachewasser soviel als möglich im Innern
verarbeitet wird und beim Eintritt kalter Witterung dem Froste
entzogen ist,
Zweite Temperaturstufe: Vorübergehender leichter
Frost vono°C bis— 3°C, wie er infolge Ausstrahlung häufig
in den Morgenstunden auftritt, auch wenn das Tagesmittel über
dem Gefrierpunkt liegt. Während sich bei Temperaturen dicht
über 0°C das Abbinden des Zementmörtels und der Fortschritt
der Erhärtung stark verzögern, ohne daß aber die chemischen
Vorgänge unterbrochen werden, kann bei Temperaturen unter
o°C dieser Erhärtungsvorgang des Betons durch das Festwerden
des überschüssigen Wassers ganz aussetzen und eine mechanische
Auflockerung des Gefüges eintreten. Erhöhte Vorsicht muß vor
allem bei der Festlegung der Ausschalungsfristen angewendet
werden (s. $ı3). Die Regeln für die Bauausführung lauten:
1. Gefrorene Baustoffe dürfen nicht verwendet werden.
2. Das kalte Anmachewasser ist anzuwärmen, jedoch nur so
stark, daß es beim Zusetzen zum trockenen Betongemenge die
Temperatur von höchstens +40°C, also die eines sehr warmen
Bades hat. Bei stärkerer Erwärmung liegt die Gefahr vor, daß
der Zement zum Schnellbinder werden kann.
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