Full text: Erläuterungen zu den Eisenbeton-Bestimmungen 1932

    
Erste Temperaturstufe: Kühle Witterung, niedrigste 
Tagestemperatur zwischen +5° und 0°C. Bei Betonieren 
über + 5°C sind keinerlei Bedenken vorhanden. Nach Versuchen 
von Kreüger (s. B. u. E. 1922, S. 74) erhärten Mörtel und Beton 
ganz normal, wenn sie vor Beginn der Frosteinwirkung 2 Tage 
eine Temperatur von +4 bis +6°C gehabt haben. Da bei 
chemischen Vorgängen die Reaktionsgeschwindigkeit stark von 
der Temperatur abhängt, ist es wohl erklärlich, daß das 
Abbinden und Erhärten bei niederen Temperaturen stark ver- 
langsamt wird. Nach Versuchen von Geßner (B. u. E. 1925, 
S, ı6r) sollte man bei Verwendung von Portlandzement und 
besonders bei hochwertigen Zementen für je 2 Tage, deren 
mittlere Tagestemperatur unter + 5°C liegt, einen ganzen Tag 
den üblichen Ausschalungsfristen zuzählen, also die Erhärtungs- 
zeit in der hier betrachteten Temperaturstufe nur mit 50% 
bewerten. 
Durch Abdecken mit Säcken, Brettern, Planen u. dgl. sollte 
daher jeder Eisenbetonbau in den ersten Tagen warm gehalten 
werden, damit das Anmachewasser soviel als möglich im Innern 
verarbeitet wird und beim Eintritt kalter Witterung dem Froste 
entzogen ist, 
Zweite Temperaturstufe: Vorübergehender leichter 
Frost vono°C bis— 3°C, wie er infolge Ausstrahlung häufig 
in den Morgenstunden auftritt, auch wenn das Tagesmittel über 
dem Gefrierpunkt liegt. Während sich bei Temperaturen dicht 
über 0°C das Abbinden des Zementmörtels und der Fortschritt 
der Erhärtung stark verzögern, ohne daß aber die chemischen 
Vorgänge unterbrochen werden, kann bei Temperaturen unter 
o°C dieser Erhärtungsvorgang des Betons durch das Festwerden 
des überschüssigen Wassers ganz aussetzen und eine mechanische 
Auflockerung des Gefüges eintreten. Erhöhte Vorsicht muß vor 
allem bei der Festlegung der Ausschalungsfristen angewendet 
werden (s. $ı3). Die Regeln für die Bauausführung lauten: 
1. Gefrorene Baustoffe dürfen nicht verwendet werden. 
2. Das kalte Anmachewasser ist anzuwärmen, jedoch nur so 
stark, daß es beim Zusetzen zum trockenen Betongemenge die 
Temperatur von höchstens +40°C, also die eines sehr warmen 
Bades hat. Bei stärkerer Erwärmung liegt die Gefahr vor, daß 
der Zement zum Schnellbinder werden kann. 
    
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