Full text: Erläuterungen zu den Eisenbeton-Bestimmungen 1932

  
    
AS. 2E ZE 1 u 2. 
Feststellen der geringsten Abmessung brauchen vollständig um- 
schlossene Hohlräume nicht abgezogen zu werden (z. B. bei Kasten- 
querschnitten). 
3. Schwinden. Bei statisch unbestimmten Tragwerken ist 
dem Einfluß des Schwindens auf die statisch unbestimmten Größen 
durch die Annahme eines Temperaturabfalls Rechnung zu tragen. 
Dieser ist anzunehmen bei 
a) Rahmen und rahmenartigen Tragwerken zu 15° 
b) Betonbogen und Gewölben 
mit wenigstens 0,5°/, Gesamtbewehrung zu 15° 
mit weniger als 0,50/o Gesamtbewehrung zu 20°. 
Als bewehrte Betonbogen und Gewölbe gelten nur solche, 
deren Längsbewehrung oben und unten mindestens je 4 cm? auf 
1m Gewölbebreite und zusammen mindestens 0,1°/o beträgt. 
Zu $16 Ziffer 1 und 2.  Aenderungen des Beton- 
volumens werden entweder durch Temperaturänderungen ver- 
ursacht oder durch Aenderungen des Feuchtigkeitsgehaltes des 
frischen Betons infolge Austrocknen oder Quellen. Unter 
gewöhnlichen Hochbauten sollen hier vor allem die Eisen- 
betongerippe mehrgeschossiger Gebäude oder auch einfache 
Gebäude mit massiven Decken (Eisenbeton- oder Steineisen- 
decken) in Verbindung mit einzelnen Säulen verstanden werden. 
Bei solchen „gewöhnlichen Hochbauten‘“ brauchen die Tempe- 
raturschwankungen und das Schwinden zwar in der statischen 
Berechnung nicht berücksichtigt zu werden, etwaigen schädlichen 
Einflüssen muß jedoch durch die Anordnung von Trennungs- 
fugen*) vorgebeugt werden, als deren gegenseitiger Abstand im 
allgemeinen 30 bis 40 m zu empfehlen ist. 
Eine besondere Stellung hinsichtlich der Temperatur- 
schwankungen und des Schwindens nehmen die statisch un- 
bestimmten Rahmen und Bogen ein, sowie die Dächer mit 
besonders geringer Plattendicke. Bei Rahmen**) und Bogen- 
bindern bewirken die Temperaturschwankungen eine bestimmte 
Formänderung, der man auch auf rechnerischem Wege nachgehen 
kann, so daß man wohl in der Lage ist, durch geeignete bauliche 
Ausbildung und Bemessung dieser Wirkung Rechnung zu tragen. 
Bereits nach den Eisenbetonbestimmungen 1925 $ 19 Ziff. 4, 
Spalte a) brauchte für Rahmen bei gewöhnlichen Hochbauten 
das Schwinden und die Wärmewirkung nicht berücksichtigt zu 
*) Diese verwickelte Frage ist ausführlich behandelt in Kleinlogel, 
Bewegungsfugen im Beton- u. Eisenbetonbau, Berlin 1926, Wilh. Ernst& Sohn. 
**) Gehler, Der Rahmen, 3. Aufl., S. 280, Berlin 1925, Wilh. Ernst 
& Sohn. 
  
    
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