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ſammelte, der Dom mit den Grabmälern mehrer Biſchöfe, namentlich dem des Fürſten Pri-
mas Dalberg und den {snen Glasmalereien, welche König Ludwig 1. 1830 herſtellen ließ,
die St.-Peters- und die Dreifaltigkeitskirche, der Ditmarſche Palaſt und die vormaligen
Neichsabteien St.-Emmeran, Nieder- und Obermünſter. Die erſtere Abtei beſteht aus einer
großen Menge von Gebäuden, die gleichſam eine Stadt für ſich ausmachen, enthält das Grab
Kaiſer Ludwigs des Kindes und des Aventinus und die neue fürſtliche Gruftfkapelle mit
Glasmalerei und dient jezt dem Fürſten von Thurn und Taxis zum Wohnſize. Nächſtdem
gibt es in R. mehre öffentliche Bibliotheken, von denen die konigliche und die Thurn - und
Taxis\{he Erwähnung verdienen; einige Kunſtſammlungen, z. B. eine Gemäldeſammlung
und ein treffliches Muſeum mathematiſch-phyſikaliſher Inſtrumente im Thurn- und Taxis?
ſen Palaſt; ferner eine Sternwarte, eine botaniſche Geſellſchaft, einen hiſtoriſchen Verein für
die Oberpfalz, ein vereinigtes katholiſches und proteſtantiſches Gymnaſium, ein katholiſch-
theologiſches Prieſterſeminar und eine Gewerbſchule. Die Gewerbe beſtehen hauptſächlich in
einer Fayencefabrik, Wachsbleiche, Türkiſchgarnfärberei, einer Lichter- und Seifefabrif, in
bedeutenden Bierbraiereien und Branntweinbrennereien und in Fabriken von Gold-, Silber-,
Stahl - und Meffingwaaren. Für die Nunkelrübenfabrikation, die Seidenzucht und die
Donaudampficiffahrt wirken hier drei Actienvereine; auch wurde 1846 die Erbauung eines
großen Freihafens begonnen. Übrigens treiben die Bewohner ſtarken Schiffbau ſowie Spe-
ditionshandel mit Holz, Getreide und befonders mit Salz, da N. die Hauptſalzniederlage des
Königreichs iſt. Uber die Donau führt nach der am linken Ufer liegenden Stadt am Hof
eine ſteinerne von Heinrich dem Stolgen 1135 —46 erbaute Brücke, welche 15 große Bogen
hat, 1091 F. lang und 23 F. breit iſt. Der Strom bildet hier zwei kleine, mit angenehmen
Spaziergängen verſehene Inſeln, Ober- und Niederwörth, welche durch dieſe Brücke ver-
bunden werden. Bei der Stadt iſt das Denkmal des Aſtronomen Keppler, welches ihm 1817
Dalberg errichten liéß, und auf dem hohen felſigen Thalrand der Donau zwei Stunden unter-
halb R. erhebt ſich dieWalhalla (\. d.). — R. iſt eine der álteſten Städte Deutſchlands. Von
den Römern erbaut und Reginum genannt, war fiefchon im 2. Jahrh. n. Chr. ein Handels-
plag. Unter den Agiloffingern murde fie die Hauptſtadt Baierns; nach der Entſegung dieſer
Dynaſtie aber, unter dem unmittelbaren Schuge der deutſchen Könige, der Verwaltung eines
Grafen untergeordnet und erhielt fo, gleich andern Städten, in welchen fich anfehnliche Han-
delsgeſellſchaften fanden, die Benennung einer königlichen Stadt. Bereits 740 foll daſelbſt
das Bisthum geſtiftet worden ſein, deſſen Sprengel nachmals mehre Drtſchaften in Baiern
und in der Oberpfalz, zuſammen 6 OM. , umfaßte. Kaiſer Friedrich 1. befreite die Stadt
aufs neue von der Botmäßigkeit, welcher die Herzoge von Baiern ſie unterworfen hatten, und
erhob ſie zur freien Stadt. Jm J. 1542 nahm daſelbſt die Reformation ihren Anfang. Im
Dreißigjährigen Kriege wurde die Stadt 1633 vom Kurfürften Marimilian von Baiern einge-
nommen, in denſelben Jahre von Bernhard von Weimar wieder erobert, 1634 aber wieder.
an die Kaiſerlichen verloren. Bon 1663 an war fie, bis zur Auflöſung des deutſchen Reichs-
verbandes im J. 1806, mit einer nur zweimaligen Unterbrehung 1713—14 und 1740—
44, der fortwährende Sig des Reichstags. Außer der Stadt und dem Bifchofe hatten auch
der dafige Abt von St.-Emmeran und die Abtiffinnen von Ober- und Niedermünfter Sig
und Stimme beim Deutſchen Reichstage. Jm J. 1803 wurden die freie Stadt und das
DBisthum zwieinem Fürftenthume erhoben, durch den Reichsdeputationsreceß dem Kurfürſten
von Mainz, Karl von Dalber g (\. d.), als Kurerzkanzler zugetheilt und der vormalige erz-
biſchöfliche Stuhl zu Mainz auf die Domkirche zu R. übertragen. Jn Folge ſeines Beitritts
zum Rheinbunde wurde der Kurerzkanzler Dalberg 1806 fouverainer Fürft und Herr von
R. und erhielt den Titel Fürſt Primas; als er aber 1810 von Napoleon zum Großherzog
von Frankfurt erhoben wurde, kam das Fürftenthum nebft der Stadt an Baiern. Ungemein
litt Die Stadt bei der fünftägigen Schlacht in ihrer Nähe vom 19.—24, Apr. 1809, mo
StadtamHofganz und von®. 134 Häufer abbrannten. Vgl. Gemeiner, „Chronik der Stadt
und des Hochſtiſts R.“ (4 Bde., Negensb. 1819), welche die Zeit von 1A30— 1525 umfaßt.
Regent heißt das Staatsoberhaupt, welchem nicht als Beamteten, wie einem Director
oder Präfidenten, ſondern als Monarchen die oberſte Leitung der Staatsangelegenheiten
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