Negiftraturwiſſenſ chaft Regnard
ſich ein großer Vorzug des Organiſten. — Auch ſpricht man bei der Singſtimme von ver-
ſchiedenen Regiſtern, womit man die verſchiedenen Lagen der Töne oder der Gattungen
der Stimme bezeichnet. Jede menſchliche Stimme nämlich bringt ihre muſikaliſchen Töne auf
zwei ſehr merklich verſchiedene Arten hervor. Die eine Art, die ſogenannte Bru ſtſtimme,
gibt die tiefern Töne an, hat einen vollern Klang und ſcheint dem Gefühle nah aus der
Tiefe der Bruſt hervorzukommen; die andere Art, die ſogenannte Ko pfſtimme, bringt die
höhern Töne hervor, hat einen zartern, feinern Klang und ſcheint nur in der Kehle zu ent-
ſtehen. Dieſe beiden Gattungen von Stimmen begreift man in der Kunſtſprache unter dem
Namen Regiſter der Stimme, weil eine jede von ihnen gleichſam eine beſtimmte Klang-
art hervorbringt. Der Geſangsunterricht hat namentlich darauf hinzuarbeiten, die Verſchie-
denheit beider auszugleichen und die Übergänge unmerklich zu machen.
Regiftraturwifjenfchaft ift der Inbegriff derjenigen Negeln, nach denen ein, haupt»
ſächlich aus gerichtlichen Acten beſtehendes Archiv , ſowie die Sammlung der laufenden Ac-
ten zu ordnen und zu erhalten iſt. Sie bildet eine Unterabtheilung der Archivwiſſenſchaft.
(S. Archiv.) Überfichtlichkeit, fowie eine dem Jnhalte der Acten moglichſt entſprechende
Dispoſition derſelben find die hauptſächlihſten Geſichtspunkte , die hierbei leiten müſſen.
Bal. Nebe, „Uber Archivpraxis der Untergerichte// (Dresd. 1 843).
Neglement heißt in der Militairſprache diejenige Vorſchrift, welche theils die Befehle
zu Ausführung des in den Garniſonen vorkommenden Dienſtes jeder Art, theils die Beſtim-
mung der beim Exerciren zu befolgenden Vorſchriften, und endlich auch das Verhalten ein-
zelner Truppenabtheilungen vor dem Feinde enthält. Die Reglemente zerfallen daher in
mehrfache Unterabtheilungen, melche zumeilen vereinigt, oft aber vereinzelt erfcheinen, und
für die Truppen ald Kriegsgefege (f. d.) gelten. — Bistveilen bezeichnet man mit R e-
glement auch die Geſchäftsordnung ſtändiſcher Verſammlungen , die in Deutſchland ge-
wöhnlich Landtagsordnung genannt wird.
Regnard (Jean Franc.), nah Molière einer der beliebteſten franz. Luſtſpieldichter,
wurde 1647 zu Paris von wohlhabenden Altern geboren und ging fehr jung, aus Trieb, die
Welt zu ſehen, auf Reiſen. Nach kurzem Aufenthalt in Jtalien, wo er als Spieler viel Glüd
gehabt hatte, fchiffte er fich 1678 auf einem engl. Schiffe nach Marſeille ein, wurde unter-
wegs von Seeräubern gefangen und nah Algier in die Sklaverei gebracht. Als Feinfchmeder
in der Kochkunſt wohlerfahren, gewann er dadurch die Liebe ſeines neuen Herrn, die ſich aber
in Haß verwandelte, als er ſehr bald anfing, mit den Frauen des Hauſes ziemlich vertraut zu
werden. Gerade zur rechten Zeit langte das erwartete Löſegeld an, und mit einer reizenden
Provenzalin, die er in Bologna kennen lernte und die mit ihm die Sklaverei getheilt hatte,
deren Gatte aber in Algier no als Sklave bleiben mußte, ging er nun nah Paris, wo er
bald darauf die Nachricht von des Regtern Tode erfuhr. N. glaubte das Ziel ſeiner Wünſche
erreicht zu haben, als plöglich der Todtgeglaubte erſchien. Aus Derdruß über die getäufchte
Hoffnung verließ er Paris und ging über Holland nad) Dänemark und Schweden, wo ihn
Karl XII. ſehr wohl aufnahm und zu einer Entde>ungsreiſe nah Lappland ermunterte.
R. unternahm ſie in Geſellſchaft zweier Landsleute, Fercourt und Corberon , beſchiffte den
Bottniſchen Meerbuſen und ging über Torneà bis an die Küſte des Eismeers, kehrte dann
nah Sto>holm zurü>, reiſte 1683 über Danzig nach Polen, Ungarn und Deutſchland und
kam nah einer dreijährigen Abweſenheit wieder in Paris an, geheilt von ſeiner Liebe und
ſeinem Hange zum Reiſen und zum Spiel. In der Gegend von Dourdan im Seineet-Dife-
departement , wo er ſich einen Ritterſig und die Stelle eines Lieutenant des eaux et forêts
et des chasses de la forêt de Dourdan faufte, zu der er ſpäter den Poſten eines Grand-
bailli der Provinz Hurepoix hinzufügte, lebte er fortan den Wiſſenſchaften und den Freuden
eines heitern und geiſtreichen Umgangs mit ausgezeihneten Menſchen. Auf ſeinem Land-
gute Grillon verfaßte er die Beſchreibung ſeiner Reiſen und den größten Theil ſeiner Luſt-
ſpiele, von denen Voltaire ſagt: „Wem R. nicht gefällt , der iſt nicht werth, Molière zu be-
wundern.“ Er ſtarb am 5. Sept. 1709. Von feinen 25 Stüden haben ſich einige der beſſern,
3. B. „Les Ménechmes“/ (1705) und „Le légataire universel/ (1708), noch jest auf der
franz. Bühne erhalten. Ein nachgelaffenes Stüd, „Les vendanges, wurde 1823 zum
erſten Male auf dem Theätre francais, jedoch ohne großen Beifall, gegeben, Von den zahle
“ruhe