Full text: Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler der Stadt Frankfurt a.O. (Band 6, Teil 2, Beiheft)

Bor: und frühgefchichtliche Funde find innerhalb des Stadtfreifes Frankfurt 
ausfchließlich auf das Iinfe Dderufer beſchränkt, das mit ſeinen Berghängen und den 
vorgelagerten überſ<hwemmungsfreien Terraſſen dicht an den Strom herantritt. Der 
den Überſchwemmungen ausgeſeßte Talboden des rechten Ufers hat bisher noch keine 
Spuren von der Anweſenheit des Menſchen in vorgeſchichtliher Zeit geliefert. Am 
rechten Ufer treten die Funde erſt wieder am Fuße der Sternberger Hochfläche auf, 
der aber ſchon außerhalb der Kreisgrenze im Kreiſe Weſtſternberg liegt. Allerdings 
wird auf dem rechten Ufer ein ſlaviſcher Ort Zliwiz oder Zbirviz genannt (Die Kunſt- 
denkmäler der Stadt Frankfurt aD. ©. XID, von dem aber bisher noch keine 
Überrefte aufgefunden worden find. 
Die Beſiedelung des heutigen Stadtkreiſes reiht bis in die jüngere Steinzeit, 
das 3. oder 4. Jahrtauſend vor Chr. zurück. Abgeſehen von verſchiedenen Einzelfunden 
liegt eine der Kultur der Bandkeramik angehörige Anſiedelung auf der Hochfläche 
weſtlich von Gronenfelde dicht an der Booßener Grenze. Ebenfalls auf der Hochfläche, 
im oberen Teile der Sophienſtraße bei der Sophienziegelei, iſt die Fundſtelle zweier 
facettierter Steinhämmer, die das Vorhandenſein von Gräbern aus der Kultur der 
Schnurferamif vermuten laffen. 
Auch die Funde aus der älteren Bronzezeit halten ſich no<h auf der Hochfläche, 
nämlich eine Nadel aus der zweiten Periode der Bronzezeit (ungefähr 1700—1400 
vor Chr.) von der Mendeſchen Ziegelei weſtlich vom ſtädtiſhen Krankenhaus und Urnen- 
gräber der dritten Periode (1400—1200 vor Chr.) beim Gurſch-Stift. Die Tekt- 
genannten fegen ſich in der Nachbarſchaft (Luiſenſtraße, alter Friedhof) fort in die 
jüngere Bronzezeit (1200—800 vor Chr.). In dieſer Zeit ſteigt die Beſiedelung zum 
Ufergelände hinab, wo Gräber in der Gubener Straße, in der Fiſcherſtraße und am 
Anger, alſo in der ſüdlichen Vorſtadt vorliegen. 
Auf dem Boden der Altſtadt treten Funde erſt im Beginne der Eiſenzeit um 
800 vor Chr. auf, nämli<h Urnengräber auf dem Markt und in den anliegenden 
Teilen der Oder- und JIunkerſtraße. Es iſt die Kultur des Göriger Gefäßtypus, die 
auch auf der Hochfläche dur<h mehrere Funde hinter der Artilleriekaſerne, bei Roſen- 
garten und auf dem Galgenberge vertreten iſtz ihr häufiges Vorkommen nicht nur bei 
Frankfurt, ſondern auch im ganzen Kreiſe Lebus läßt eine ſtarke Beſiedelung während 
des erſten Abſchnittes der Eiſenzeit (800—500 vor Chr.) und im Beginne des zweiten 
erkennen. Während des zweiten Abſchnittes, der Latene-Zeit (500 vor Chr. bis 
Chriſti Geburt), geht die Bevölkerung offenbar ſehr zurück; ſie hat im Kreiſe Frankfurt 
nur einige Gräber beim Gurſch-Stift und Anſiedelungsreſte vom Ende der Epoche 
hinter der Artilleriekaſerne hinterlaſſen. Die Spärlichkeit der Funde hängt wohl mit 
einem Bevölferungswechfel zufammen, der jeßt die Germanen in das Land führte. 
 
	        
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