Bor: und frühgefchichtliche Funde find innerhalb des Stadtfreifes Frankfurt
ausfchließlich auf das Iinfe Dderufer beſchränkt, das mit ſeinen Berghängen und den
vorgelagerten überſ<hwemmungsfreien Terraſſen dicht an den Strom herantritt. Der
den Überſchwemmungen ausgeſeßte Talboden des rechten Ufers hat bisher noch keine
Spuren von der Anweſenheit des Menſchen in vorgeſchichtliher Zeit geliefert. Am
rechten Ufer treten die Funde erſt wieder am Fuße der Sternberger Hochfläche auf,
der aber ſchon außerhalb der Kreisgrenze im Kreiſe Weſtſternberg liegt. Allerdings
wird auf dem rechten Ufer ein ſlaviſcher Ort Zliwiz oder Zbirviz genannt (Die Kunſt-
denkmäler der Stadt Frankfurt aD. ©. XID, von dem aber bisher noch keine
Überrefte aufgefunden worden find.
Die Beſiedelung des heutigen Stadtkreiſes reiht bis in die jüngere Steinzeit,
das 3. oder 4. Jahrtauſend vor Chr. zurück. Abgeſehen von verſchiedenen Einzelfunden
liegt eine der Kultur der Bandkeramik angehörige Anſiedelung auf der Hochfläche
weſtlich von Gronenfelde dicht an der Booßener Grenze. Ebenfalls auf der Hochfläche,
im oberen Teile der Sophienſtraße bei der Sophienziegelei, iſt die Fundſtelle zweier
facettierter Steinhämmer, die das Vorhandenſein von Gräbern aus der Kultur der
Schnurferamif vermuten laffen.
Auch die Funde aus der älteren Bronzezeit halten ſich no<h auf der Hochfläche,
nämlich eine Nadel aus der zweiten Periode der Bronzezeit (ungefähr 1700—1400
vor Chr.) von der Mendeſchen Ziegelei weſtlich vom ſtädtiſhen Krankenhaus und Urnen-
gräber der dritten Periode (1400—1200 vor Chr.) beim Gurſch-Stift. Die Tekt-
genannten fegen ſich in der Nachbarſchaft (Luiſenſtraße, alter Friedhof) fort in die
jüngere Bronzezeit (1200—800 vor Chr.). In dieſer Zeit ſteigt die Beſiedelung zum
Ufergelände hinab, wo Gräber in der Gubener Straße, in der Fiſcherſtraße und am
Anger, alſo in der ſüdlichen Vorſtadt vorliegen.
Auf dem Boden der Altſtadt treten Funde erſt im Beginne der Eiſenzeit um
800 vor Chr. auf, nämli<h Urnengräber auf dem Markt und in den anliegenden
Teilen der Oder- und JIunkerſtraße. Es iſt die Kultur des Göriger Gefäßtypus, die
auch auf der Hochfläche dur<h mehrere Funde hinter der Artilleriekaſerne, bei Roſen-
garten und auf dem Galgenberge vertreten iſtz ihr häufiges Vorkommen nicht nur bei
Frankfurt, ſondern auch im ganzen Kreiſe Lebus läßt eine ſtarke Beſiedelung während
des erſten Abſchnittes der Eiſenzeit (800—500 vor Chr.) und im Beginne des zweiten
erkennen. Während des zweiten Abſchnittes, der Latene-Zeit (500 vor Chr. bis
Chriſti Geburt), geht die Bevölkerung offenbar ſehr zurück; ſie hat im Kreiſe Frankfurt
nur einige Gräber beim Gurſch-Stift und Anſiedelungsreſte vom Ende der Epoche
hinter der Artilleriekaſerne hinterlaſſen. Die Spärlichkeit der Funde hängt wohl mit
einem Bevölferungswechfel zufammen, der jeßt die Germanen in das Land führte.