A.
A iſt der reinſte und vollſte Laut in der menſchlichen Sprache, der gewichtigſte der drei
Grundvocale a, i, u. Er herrſcht in den älteſten Sprachen (z. B. dem Sanskrit) als Grund-
ton vor und gibt der Kede Fülle und Kraft. Durch ſeine Verbindung mit den beiden übrigen
Grundvocalen entwideln fich in den indogermanifchen Sprachen die Zwifchenlaute € umd >,
die echten Diphthongen ai und au und dadurch die zarteften Schattirungen und Modificatio-
nen der Grumdbedentungen der Wurzeln. In den neuern Sprachen verflacht fi das a in
der Aussprache oft zu ë oder geht durh Trägheit des Sprachorgans in den dumpfen Laut ö
über. So ſ{<hwinden z. B. das lat, und das althochdeutſche a in der Endung der Nomina
im Franzöſiſchen und Neuhochdeutſchen in e zuſammen, während im Engliſchen ſowie im Dä-
niſchen (aa) und Schwediſchen (à) in mehrern Fällen der Buchſtabe a faſt wie o geſprochen
wird. Eine ähnliche Lautwandelung zeigt ſich im Namen des a in den drei ſemit. Diglekten,
dem Hebräiſchen, Arabiſchen und Syriſchén: alef, elif, olaf. In dem Altindiſchen ſowie in
ſämmtlichen davon abgeleiteten Alphabeten nimmt das Schriftzeichen für den Vocallaut a die
erſte Stelle ein; das phöniz. und alle übrigen ſemit. Alphabete beginnen zwar aud) mit dem
Buchſtaben a, doch gilt in dieſen das Schriftzeichen a nicht für den Vocallaut a, fondern für
einen leichten Hauchlaut, und kann als Conſonant mit allen übrigen Vocalen bezeichnet und
verbunden geſprochen werden. Im Phöniziſchen führt dieſer erſte Buchſtabe des Alphabets den
Namen aleph, d. h. Stier, mit Bezug auf die älteſte Geſtalt deſſelben, welche die rohen Züge
eines Stierkopfs darſtellt. Mit Annahme des phöniz. Alphabets gingen nun zwar auch die
phöniz. Buchſtabennamen mit über (aus aleph bildete ſich der grieh. Name alpha für a), doch
verloren einzelne Schriftzeichen ihren urſprünglichen conſonantiſhen Werth und wurden in
ihrer neuen Heimat zu Vertretern der Vocallaute. So auch das alpha, welches ſeitdem zum
Schriftzeichen für den Vocal a geworden ift. Die nexern abendl. Alphabete geben dieſem Buch-
ſtaben keinen beſondern Namen, ſondern begnügen ſih mit der Angabe des bloßen Lautes a. —
A wird oft als ſymboliſches Zeichen gebraucht und bedeutet dann das Erſte, das Urſprüngliche,
das Beſtimmte. So bezeichnet man in der Logik mit A irgendeinen Gegenſtand des Denkens,
ein Ding überhaupt. Die Formel A=A heißt dann ſoviel als: Jedes Ding iſt ſich ſelbſt
gleich. A und Z (im Griechiſchen A, alpha, und Q, omega) bedeutet den Anfang und das
Ende, das Erſte und das Letzte, und drückt in dieſem Sinne den Begriff des Allumfaſſenden, des
Ewigen aus (vgl. Offb. Joh. 1, 8). In der Algebra iſt a einer der Buchſtaben, mit denen
man bekannte Größen bezeihnet, Auf Münzen bedeutet A, daß die Münze in der erſten Münz=
ſtätte des Landes geprägt worden: ſo auf preuß. Münzen in Berlin, auf öſterr. in Wien, auf
franz. in Paris. Franz. Münzen mit AA ſind in Met, der zweiten Münzſtätte, geſchlagen.
In Rechnungen und Preisbeſtimmungen heißt à (niht der bloße Buchſtabe, ſondern die franz.
Präpoſition, entſtanden aus dem lat. ad) ſoviel als: das einzelne für dieſen oder jenen Preis,
z- D. 10 Ctr. à 5 Thlr. will ſagen: jeder einzelne dieſer Centner koſtet 5 Thlr. — A wird
ferner bei vielen, meiſt lat. Wörtern und Redensarten als Abkürzungszeichen gebraucht, wo es
dann der Anfangsbuchſtabe des abgekürzten Wortes iſt. Beſonders häufig ſteht a. für anno,
z- B. in den Formeln a. c. für anno currente (im laufenden Jahre), a. d. für anno domin:
(im Jahre des Herrn), a. p. für anno praeterito (im vergangenen Jahre), a. a. C. n. oder *
a, a. Chr. n. für anno ante Christum natum (im Jahre vor Chriſti Geburt), a. p. C. n. oder
a. p. Chr. n. für anno post Christum natum (im Jahre nah Chriſti Geburt), a. f. für auni
futuri (künftigen Jahres), a. o. c. für anno orbis conditi (im Jahre der Erſchaffung der
Welt), a. m. für anno mundi (im Jahre der Welt), a. u. fiir anno urbis (bei röm. Gefdicht-
ſchreibern: im Jahre der Stadt, d. i. Roms), Außerdem ſteht in juriſt. Schriftſtücken a. a. für
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Converſations - Lexikon. Elfte Auflage. 1.