112 Abulfaradſh Abulie
Gefangenen befand ſi< Muſtapha ſelbſt. Am 2. Aug. fiel auh die Feſte von A. wiederum
in die Hände der Franzoſen. Der Sieg der Franzoſen bei A. war glänzend; doch ward Bo-
naparte durch Nachrichten, die er aus Europa erhielt, zur Rückkehr nah Frankreich beſtimmt,
den Oberbefehl in Aegypten an Kleber übertragend.
Abulfaradſ<h, \. Barhebräus.
Abulfeda (Emad- eddin Ismail), ein als Schriftſteller berühmter moslem. Fürſt, aus
der kurd. Dynaſtie der Ejjubiden entſproſſen, der auch der berühmte Saladin angehörte, ward
zu Damaskus 1273 (im Jahre der Hedſchra 672) geboren und zeichnete ſich ſhon als Jüng-
ling in mehrern Feldzügen gegen die Kreuzfahrer durch Tapferkeit aus. Seine Abſtammung
gab ihm Erbanſprüche auf das Fürſtenthum Hamat in Syrien, das unter ägypt. Oberhoheit
ſtand. Nach mancherlei Hinderniſſen erhielt er im Oct. 1310 vom Sultan Malek = en -Naſ-
ſer das Fürſtenthum Hamat, das er erſt als Statthalter, dann ſeit 1312 als Malik und
ſpäter als Sultan bis an ſeinen Tod behielt. Er blieb fortwährend ein treuer Bundesgenoffe
des ägypt. Sultans, den er öfter in Aegypten beſuchte, und ſtarb 26. Oct. 1331. A. war
ein großer Freund der Wiſſenſchaften und hät mehrere wichtige Werke in arab. Sprache hinter-
laſſen, darunter namentlih Annalen, die bis 1328 reichen und von denen Fleiſcher die « Hi-
storia anteislamica» (%pz. 1831), Neisfe aber das ganze Werk mit Ausſhluß der anteisla-
mitiſchen Geſchichte unter dem Titel « Annales moslemici» (5 Bde., Kopenh. 1789 —94)
herausgegeben hat. Obgleich zum größten Theile nur eine Compilation aus frühern arab. Ge-
\chichtswerken liefert es doc, da es in einer verhältnißmäßig ſpätern Zeit verfaßt ward, über
die mohammed. Dynaſtien eine ſo weit reichende Ueberſicht, wie man ſie nicht häufig findet. Sein
Stil ift ganz einfa und ungeſhmüdct. Ein zweites wichtiges Werk A.'s iſ eine Geographie,
welche vollſtändig von Schier (Dresd. 1842) und nah anderm handſchriſtlichen Material von
Keinaud und Guin de Slane (2 Bde., Par. 1837—40) herausgegeben und von Reinaud
ins Franzöſiſche überſegt und vortrefflich erläutert (2 Bde., Par. 1848) wurde. Die Annalen
des A. ſind auch in das Urdu (3 Bde., Delhi 1846) übertragen worden. Außerdem hat A.
über Rechtsgelehrſamkeit, Mathematik, Logik und Medicin geſchrieben.
Abulghâſi- Behader, Khan von Khiwa oder Khowaresm, ſtammte aus der Familie des
Dſchingis-Khan und wurde 1605 geboren. Er beſtieg 1644 den Thron, dankte aber zu Gun-
ſten ſeines Sohnes kurz vor ſeinem Tode ab und ſtarb 1663. Nach ſeiner Abdankung ver-
faßte er eine genealog. Geſchichte der Türken in dem oſttürk. Dialekte, den man gewöhnlich
dſchagataiſh nennt. Dieſes Werk, das in neun Bücher zerfällt, enthält eine im ganzen ſehr
authentiſche Geſchichte der Nachkommen des Dſchingis - Khan, von den älteſten Stammſagen
bis auf die Zeit der Abdankung des A. herab. Das Werk wurde erſt von einigen hwed. Of-
fizieren, die nah der Schlacht bei Pultawa in ruſſ. Gefangenſchaft gerathen waren, in das
Deutſche überfegt und danach in der «Histoire généalogique des Tatars» (2 Bde., Leyd. 1726)
franzöſiſch bearbeitet. Eine neue deutſche Ueberſetzung beſorgte Meſſerſchmid («Geſchlehtsbuch
der mungaliſch-moguliſchen Khanen », Gött. 1780), eine ruſſiſche Sablukow (Kaſan 1852);
das Original wurde zuerſt (unter dem Titel «Historia Mongolorum et Tartarorum») 1825
in Kaſan gedru>t.
Abul-Kaſim (Khalaf ben-Abbas), einer der berühmteſten arab. Aerzte, gewöhnlich Albu-
kaſis bei abendl. Schriftſtellern genannt, war aus Zahera bei Cordova gebürtig, lebte in
letzterer Stadt längere Zeit hindurch als Arzt und ſtarb daſelbſt 1106 oder 1107. Er iſt
der Verfaſſer eines berühmten medic. Werks («Al-tassrif»), welches das Geſammtgebiet der
ärztlichen Wiſſenſchaft umfaßt und ſchon frühzeitig in das Hebräiſche und Cataloniſche über-
tragen ward; eime lat. Ueberſeßung von Grimm («Liber medicinae theoricae», Augsb. 1519;
Wien 1532) ift unvollſtändig. Ein Abſchnitt aus demſelben, welcher die Chirurgie enthält
und für das Beſte gilt, was über dieſen Zweig der Medicin aus der Araberzeit auf uns ge-
kommen iſt, wurde bereits im 15. Jahrh. ins Lateiniſche überſetzt und im Texte mit lat. Ueber-,
tragung von Channing (« Albucasis de chirurgia », 2 Bde., Oxf. 1778) herausgegeben.
Abulie, d. i. Willenloſigkeit, bezeichnet in der Medicin eine Form von Geiſteskrankheit,
welche gewöhnlih mit Melancholie zuſammen vorkommt. Solche Kranke fiten da und Klagen,
daß ſie nichts arbeiten und zu keinem Entſchluß kommen können u. ſt. w., während ſie doh die
Nothwendigkeit der Entſchließung und des Handelns einſehen. Dadurch unterſcheidet ſich dieſe
Willenloſigkeit von der der Blödſinnigen, denen Begriff der Dinge und Einſicht in ihren Zu-
ſtand abgehen. Leichtere Grade der Willenloſigkeit und Beſtimmbarkeit dur jeden Einfluß
bezeihnet man als Charakterſhwäche.