Full text: A bis Arad (Band 1)

     
Abyſſinien 
die Hochebene Woggera, bis zu 8000 F. hoch, die Hochlandſchaften Godſham und Schoa, bis 
zu 8500 F. hoch, und vor allem die Hochebene von Samen (Semien), welche mit 10000 F. 
die bedeutendſte Erhebung hat. Die Hochlandſchaften im S. der Thalfurche des Abai, wie 
Enarea, Kafa und Guráâgue, ſind noh nicht erforſcht, ſcheinen aber niht unter 8000 F. an- 
uſteigen. In allen dieſen Hochebenen, die der Bodengeſtaltung A.s einen ſo eigenthümlichen 
Charakter verleihen, erheben ſih wiederum unzähliche iſolirte Felsmaſſen mit kahlen, ſenkrechten 
Wänden, in der Yorm von Pyramiden, Pfeilern und oft auch von Tafelbergen, welche ins- 
geſammt den Namen Amba führen, oft faum zugänglich, bisweilen aber auf ihrer Oberfläche 
ziemlich ausgedehnt, wohlbewäſſert und mit reicher Vegetation bede>t ſind. Außerdem thürmen 
ſich über den Hochflächen Berggipfel in Form runder, domartiger Maſſen, geneigter oder um- 
geſtürzter Kegel, ſowie Baſalte in Geſtalt von ungeheuern Orgeln. Mehrfach gruppiren ſich dieſe 
meiſt trachytiſchen und baſaltiſchen Maſſen zu anſehnlichen, wie es ſcheint, iſolirten Gebirgen, 
deren Gipfel theilweiſe in die Schneegrenze, ſelbſt in die Eisregion hineinreichen. Durchaus 
alpiniſchen Charakter trägt das ausgedehnte Samen-(Semien-) Gebirge auf dem gleichnami- 
gen Plateau, in welchem ſich der Râs (Gipfel) Detſchem 13869, Boahit 13477, Silke 10290, 
Abba-Jared 14077 und der Râs Dazam bis 14409 F. erhebt. Ueber dieſes Gebirge führen 
aus Tigre nah Amhara die Päſſe von Selli in 11912 und der von Sawana in 9115 F. Höhe, 
während auf dem fich ſüdweſtlich anlehnenden Hochlande von Woggera die Straße von Adowa 
nah Gondar über den 8259 F. hohen Lamalmonpaß führt. Den Oſten des abyffin. Hod)- 
landes, deſſen Plateaux eine Höhe von 7 800 — 10000 F. erreichen, krönt eine von N. nah 
S. geſtre>te Randkette, deren Gipfel 9 —13000 F. hoch find. Dieſelbe fällt jäh nach der 
Samhara und weiter fitdlich nach der weiten, waldreichen Thalſenkung des Hawäſch ab, welche 
voû jeher eine natürliche Grenze gegen die Länder der Adâl gebildet hat. Andere Gebirgsketten 
umſchließen die im Mittel 6600 F. hohe Plateaulandſchaft, auf welcher in einer Höhe von 
5732 F. der von geprieſenen Landſchaften umgebene Tſanaſee liegt. Im S. dieſes Sees lagert 
auf dem Plateau von Godſcham das Talbawahagebirge mit. ciner Erhebung von 11000 F., 
während im O. in der Berglandſchaft Begemeder die Maſſe des Kollogebirgs vielleicht die 
höchſte des ganzen Landes iſt. 
A. verdankt ſein eigenthümliches Gepräge einer großartigen vulkaniſchen Thätigkeit, deren 
Herd es in der ſpätern Tertiärzeit war. Die Plateaux in Tigre beſtehen vorherrſchend aus 
Sandſtein und darübergelagerten kalkigen Bildungen. In Schoa herrſchen trachytiſche Geſteine, 
durchbrochen und überde>t von Baſalten. Letztere nehmen auh an der Bildung im nördl. und 
weſtl. Ainhara weſentlichen Antheil, beſonders an dem Plateau von Woggera und an dem Sa- 
mengebirge, das ganz aus baſaltiſchen Geſteinen beſteht. Dieſe vulkaniſchen Bildungen zeigen 
feine Spur von Kraterbildung und Lavaſtrömen;; dagegen finden ſich in den Gebieten rings 
um dieſelben, ſelbſt bis zu den Küſten des Rothen Meeres hin, Vulkankegel und Lavaſtröme. 
Gegenwärtig iſt die einſt großartige plutoniſche Thätigkeit erloſchen bis auf die der Thermen 
im Innern und ſeltener Eruptionen an den Küſten des Rothen Meeres (Vulkan von Edd). 
Der Dftabfall der abyffin. Sochplatte ift etwa zwölfmal ſo ſtark als der allmähliche Abfall 
in W. zum Nil hin. Den eigentlichen hohen Kern des Landes umzieht in N. und NW., wahr- 
ſcheinlih aber auh in SW. und S., eine ganz eigenthümliche, ſumpfige, mit den dichteſten 
Urwaldungen bede>te und von unzählichen Elefanten, Raubthieren und Reptilien erfüllte, aber 
ebendeshalb nur ſhwach beſiedelte Zone, die Kolla (d. i. heißes Land) genannt, welche ſehs 
bis ſieben Tagereiſen breit iſ und ſih zu den waſſerreichen Landſchaften Walkait und Wal- 
dubba herabſenkt. Ganz verſchieden von dem Hochlande ſind in ihrer Natur die in ND. und 
O. vorliegenden Landſchaften. An den Fuß des öſtl. Randgebirgs lehnen ſih zunächſt die 
heißen, einförmigen, waſſer- und pflanzenarmen Ebenen des Landes der Adâl, während in NO. 
der ſteile Hochlandsrand ſo ſchnell aus der am Meere hingeſtre>ten, nur zu einigen hundert 
Fuß anſchwellenden, aus ſandigen oder felſigen Flächen beſtehenden Samhara emporſteigt, daß 
man auf der Straße von Maſſaua nach dem Innern, bei dem Dorfe Halai, welches direct kaum 
10 M. von der Küſte entfernt iſt, ſih ſchon in einer Höhe von mehr als 8000 F. befindet. 
Mit Ausnahme des äußerſten Südoſtens, der ſih nah dem Indiſchen Ocean zu abdacht, 
geht die allgemeine Neigung der abyſſin. Hochlandsplatte nah NW. und W., ſodaß A. in 
der Hauptſache dem Stromgebiet des Nil zufällt. Die Hauptwaſſeradern des Landes ſind 
Nebenflüſſe des Nil, die freilih ſämmtlich erſt in weiter Entfernung von den weſtl. Grenzen 
des Landes, innerhalb des Sudan und Nubiens, den Hauptſtrom erreichen. Dem äußerſten, 
noh unerforſchten Süden A.s8 gehört der Oberlauf des Sobât oder Telki an, welcher wahr- 
  
   
  
   
   
  
  
   
   
   
   
  
  
   
   
   
  
  
   
   
  
  
  
   
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
  
  
   
   
   
  
  
  
   
   
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.