Full text: A bis Arad (Band 1)

   
134 Accommodationsvermögen Accoramboni 
gemäß die reine Idee zu gewinnen und zu wahren. Uebrigens hat eine ernſtere Forſchung vieles, 
was der ältere Rationalismus unter dem Titel von A. an jüd. Zeit- und Volksvorſtellungen 
beiſeitewarf, in ſeiner tiefern Nothwendigkeit für das chriſtl. Bewußtſein würdigen gelehrt; 
anderes dagegen, auh in dem perſönlichen Vortrage Jeſu, auf die ſymboliſche und bilderreiche 
Darſtellungsweiſe des Morgenlandes, die nicht ohne weiteres zum Dogma geſtempelt werden 
dürfe, zurückgeführt. Die Frage, wie weit auh Jeſus ſelbſt in Dingen, die nicht unmittelbar 
mit dem Mittelpunkte des religiös-ſittlichen Bewußtſeins zuſammenhängen, die Anſchauungen 
ſeiner Zeit und ſeines Volks getheilt habe, wird natürlih na dem theol. Standpunkte immer 
in verſchiedener Weiſe beantwortet werden. Doch ſcheint auch bei ſehr innig <riſtl. Gemüthern 
die Erkenntniß immer allgemeiner ſih Bahn zu brechen, daß der religiöſen Bedeutung der Per- 
fon Jeſu dur das Zugeſtändniß kein Abbruch gethan wird, in manchen Sticken ſeines Lehr- 
vortrags ſeien Bild und Begriff zu einer Einheit zuſammengegangen, deren Trennung für uns 
unabweisbar iſt, auh ohne daß er ſie in ſeinem perſönlichen Bewußtſein vollzogen hätte. 
Accommodationsvermögen iſt die Einrichtung des Auges, dur welche wir im Stande 
find, je nah Bedürfniß, bald in größerer, bald in geringerer Entfernung deutlich zu ſehen. 
Daß man in der That nicht alle vor ſich liegenden Dinge zu gleicher Zeit deutlih wahrnimmt, 
lehrt ein einfacher Verſuch. Bli>t man z. B., einige Schritte von einem Fenſter entfernt, nah 
dem Fenſterkreuz, hält aber aud) zugleich einen Finger etwa 6—8 Zoll vom Auge entfernt, 
ſo wird man, wenn man die Auſmerkſamkeit auf den Finger richtet, das Fenſterkreuz nur ganz 
unbeſtimmt und verwaſchen wahrnehmen, während umgekehrt, wenn man das Fenſterkreuz 
fixirt, der Finger undeutlich erſcheinen wird. Das Auge anbequemt oder accommodirt fic alſo 
offenbar bald fir die Nähe, bald für die Ferne. Um den hierbei im Auge ftattfindenden Bor- 
gang zu erklären, muß daran erinnert werden, daß die Conſtruction des Auges einer joges 
nannten Camerasobfcura ähnlich ift, die man z.B. erhält, wenn man in das rumde Loch eines 
geſchloſſenen Fenſterladens eine geſchliffene, in der Mitte di>ere Glaslinſe, ein ſogenanntes 
Brennglas, ſet. Hält man in dem ſonſt dunkeln Zimmer ein weißes Papier in einige Ent- 
fernung von der Linſe, ſo iſt daſſelbe nicht nur hell beleuchtet, ſondern man ſieht auch darauf 
eine farbige, naturgetreue, verkleinerte, aber von oberſt zu unterſt und rechts zu links verkehrte 
Abbildung der vor dem Fenſter befindlichen Gegenſtände. So iſt es auh im Auge. Man hat 
dort auch eine Oeffnung, die Pupille. Hinter dieſer befindet ſich auh eine optiſche Linſe, die 
Kryſtallinſe, und dieſe entwirft in einiger Entfernung davon, auf der über die hintere Jnnen- 
wand des Augapfels ausgebreiteten. Nervenhaut oder Nethaut, wie die Linſe der Camera- 
obſcura auf dem Papierblatte, eine verkleinerte, umgekehrte Zeichnung der Außenwelt. Aber 
nicht alle äußern Gegenſtände, ſondern nur die in einer beſtimmten Entfernung liegenden fieht 
man in der Camera - obſcura auf dem Papierblatte mit gehörig ſcharfen Conturen abgebildet, 
alle nähern und entferntern undeutlih und verwaſchen. Will man die nähern Gegenſtände 
deutlich abgebildet ſehen, ſo muß man das Papierblatt etwas weiter vom Fenſterladen und der 
Linſe entfernen, und ſollen ſich die entferntern ſcharf auf dem Papiere abbilden , ſo muß man 
mit ihm näher an die Linſe heranrü>en. Man kann aber auch das Papierblatt ruhig in der- 
ſelben Entfernung laſſen und durch Einſeßen einer ſtärker gekrümmten di>ern Linſe in den 
Laden von den nähern Gegenſtänden, dur< Einſetzen einer ſchwächer gekrümmten, flachern 
Linſe von den fernern Gegenſtänden ein ſcharfes, deutliches Bild auf dem Papierblatte erhalten. 
Zm Auge hilft ſich die Natur auf ganz ähnlihe Weiſe. Denn durch die Heinen Muskeln, 
welche die Kryftallinfe an ihrem Rande umgeben und feſthalten, wird dieſelbe beim Sehen 
naher Gegenſtände etwas mehr nach vorn zu geſchoben und von der Netzhaut entfernt, zugleich 
aber auch durch einen verſtärkten Dru> auf ihren Nand ihre Vorderfläche etwas mehr gewölbt, 
als dies beim Fernſehen der Fall iſt. Dies nennt man das A. des Auges. Ein normales Auge 
kann ſi für Entfernungen von 6—8 Zoll bis in unendliche Ferne accommodiren. Ein Auge, 
deſſen A. ſür die Nähe mangelhaft iſt, nennt man weitſichtig (presbyops), und es muß in die- 
ſem Falle beim Sehen in die Nähe der zu geringen Krümmung der Kryſtallinſe durch ein 
vorgehaltenes, in der Mitte di>eres Linſenglas (Convexbrille) abgeholfen .werden. Ein Auge, 
das fich nur für die Nähe accommodiren kann, nennt man kurzſichtig (myops), und man muß 
bei folchen Augen beim Sehen in die Ferne die zu ſtarke Krümmung der Kryſtallinſe durch in 
der Mitte vertieſt geſchliffene Linſengläſer (Convexbrillen) corrigiren. 
Accompaguement (in der Muſik), #. Begleitung. 
Accoramboui (Virginia; irrthümlih Vittoria), eine dur< ihr Schidſal bekannt gewor- 
dene Italienerin, die in der lezten Hälfte des 16. Jahrh. lebte. Sie war die Gemahlin des 
    
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
   
  
  
   
   
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
	        
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