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144 Achenthal Achenwall
daß er niht nur den neuen Stoff raſh und ſicher bewältigt, ſondern daß die ſüdl. Natur ihn
noh zu höherm Streben angeſpornt hatte. Muth und Vertrauen auf ſeine Kraft führten ihn
ſogar zu einem Griffe über die Grenzen der Malerei hinaus, indem er den Verſuch wagte, die
unverhüllte Sonnenſcheibe ſelbſt mit auf die Leinwand zu bringen. Bald darauf malte er das
Innere der Lambertuskirche zu Düſſeldorf, wo das Sonnenlicht ſo \riedlih und klar darin ſieht.
1847 fehrte der Künſtler nah Deutſchland zurück. A. umfaßt mit gleichem Glück die nordiſche
und die ſüdl. Natur, ſowie alle Jahres- und Tageszeiten, die großartigſten Scenerien und die
einfache idylliſche Landſchaft. Er iſt kein lyriſches Gemüth, vielmehr tritt überall bei ihm die
Objectivität hervor. Nur durch die ſeltene Macht ſeiner Technik kann man die große Menge
ſeiner von aller Manier freigehaltenen und ſtets mit gleichem Fleiße ausgeſührten Bilder er-
klären. Außer dem ſchon angeführten Gemälde finden fi von ihm in der neuen Pinakothek
zu München: die Pontiniſchen Sümpfe, die Strandung eines Schiffe; im Städel’fchen In-
ſtitut zu Frankfurt: Pernau an der Oſtſee; im Befit des Kaiſers von Rußland: ein. Winter-
bild; in der Galerie von Karlsruhe: der Untergang des Schiffes Präſident zwiſchen Eis-
bergen; in der ſtädtiſchen Galerie zu Düſſeldorf: Hardangerfjord bei Bergen; im Muſeum zu
Philadelphia: die Cyklopenfelſen (eine große Marine); im Beſit des Königs der Belgier: ein
Seeſturm; in der Wagener’fchen Galerie in Berlin: eine waldige Sumpflandfchaft. Außer
dem Pinſel handhabt A. mit großem Geſchick die Radirnadel, und man findet ihn in Reini>'s
« Liederbuch » ſowie in vielen andern derartigen Publicationen düſſeldorfer Künſtler vertreten.
Noch ſei erwähnt, daß A. einen trefflichen Humor beſitzt und das Talent, ſeinen Wißt in die
Spite ſeines Stifts zu legen. — A. (Oswald), jüngerer Bruder des vorigen, geb. 2. Febr,
1827 in Düſſeldorf, bildete ſi<h auf der Akademie, dann bei ſeinem Bruder und auf Reiſen
in Italien zu einem ausgezeihneten Landſchaftsmaler aus. Doch beſchränkt er ſih haupt-
ſächlih auf Italien und neigt ſih der idealiſtiſhen Naturauffaſſung zu, weshalb auch ſeine
Arbeiten viel Compoſition aufzeigen. Es iſ ſelten ein beſtimmter, dur<h Naturſchönheit oder
geſchichtlihe Erinnerung ausgezeichneter Punkt, den er malt, ſondern er ſchildert lieber, wie die
Sonne des Südens untergeht, der Mond auſſteigt, die Waſſer dort rauſchen und die Wälder
dunkeln, wie das Volk an der Stadtmauer Boccia ſpielt oder ſeine Kirchenfeſte im Sabinergebirge
feiert. Namentlich vermag A. den ganzen Reiz des ital. Lebens und Himmels in der Abend-
dämmerung wiederzugeben. An Productivität ſteht er ſeinem Bruder kaum nah. Seit März
1863 iſ er Profeſſor und Lehrer der Landſchaftsmalerei an der düſſeldorfer Akademie.
Acheuthal, ein langes Pfarrdorf mit 1100 E. im nördl. Tirol, im Kreiſe und 41/, M,
nordöſtlich von der Stadt Innsbru>, an der Landſtraße, die bei Jenbah aus dem Innthale
gegen Norden nah Baiern führt, liegt maleriſ<h an dem Waſſerfalle der Achen, welche
nördlich aus dem ſchmalen, 2 St. langen, tiefblauen, von hohen Felsgeſtaden umſchloſſenen
Achenſee dur das hochromantiſche Achenthal fließt und rechts in die Jſar mündet. Dem
See zunächſt erhebt ſih der Rabenſpiß im Weſten, das Gemsjoch im Oſten. Er iſt der ſchönſte
unter den wenigen Seen Tirols und der größte im nördl. Theil des Landes. Während des
Erdbebens zu Liſſabon 1755 fiel das Waſſer des Sees plöulih um 4 F. und erreichte erſt
nah 24 St. feinen gewöhnlichen Stand wieder. Die zwiſchen Buchau am Südende ‘und A.
am Nordende des Sees an dem ſteilen Abhange des Gemsjochs hinziehende, oft in Felſen ge-
ſprengté und durch Brücken verbundene Straße ift mitunter fo eng, daß die Begegnung zweier
Fuhrwerke große Verlegenheit erzeugt. Ueber den Achen paß gelangt man weiterhin zu den
Badeorten Kreuth, Tegernſee, Holzkirchen und ſo nah München.
Acheuwall (Gottfr.), ein Förderer der Statiſtik, geb. 20. Oct. 1719 zu Elbing, ſtudirte
1738—43 in Jena, Halle und Leipzig, und wurde 1746 Privatdocent zu Marburg. Hier
trug er unter anderm auh Statiſtik vor, von der er ſi damals jedoch erſt einen beſtimmten
Begriff zu bilden anfing. 1748 begab er ſih nah Göttingen, wo er ſhon im Nov. deſſelben
Jahres außerord., 1753 aber ord. Profeſſor der Philoſophie und endlich 1761 ord. Profeſſor
der Rechte wurde. Mit königl. Unterſtützung unternahm er im Intereſſe ſeiner Wiſſenſchaſt
1751 und 1759 Reiſen nah der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden und England, durd)
die fich ſein Bli> erweiterte. Er ſtarb 1. Mai 1772. - Neben der Statiſtik lehrte A. auch Ge-
ſchichte, Natur = und Völkerreht, und hat über dieſe Wiſſenſchaften Lehrbücher veröffentlicht,
die ihrer Zeit geſhäßt waren. A. wird gewöhnlich als der Begründer der Statiſtik und Er-
finder des Namens dieſer Wiſſenſchaft betrachtet, über die er fich in dem « Abriß der neueſten
Staatswiſſenſchaft der vornehmſten europ. Reiche und Republiken » (Gött. 1749) und in den
«Staatsverfaſſungen der europ. Reiche» (Gött. 1752 u. öfter) ausſpricht. Es geſchieht dies
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