Full text: A bis Arad (Band 1)

  
Acht (Zahl) Ahterſeldt 
dem modernen Staatsbegriffe weihen. In den Proceßordnungen der deutſchen Territorien iſt 
demnach die A., ausgenommen einige wenige Länder des ſächſ. Rechts, völlig verſhwunden. 
Die Reichsgeſetgebung jedoh hat ſih noch bis zum 18. Jahrh. mit der A. beſchäftigt, und 
erft mit der Wahlcapitulation Karl’s VI. (1711) kam ein langjähriger Competenzſtreit in Be- 
zug auf die A. zum Austrag. Während bis dahin zuweilen der Kaiſer, zuweilen aber auh 
der Katfer und die Kurfürften die A. ausgefprochden hatten, mußte fi nunmehr der Kaiſer 
verpflichten, zu jeder KeichSacht vorher die Genehmigung der Stände einzuholen. Seitdem 
fonnte auh feine Keichsacht mehr in Vollzug geſetzt werden. Unter den frühern Fällen von 
Aechtungen find hervorzuheben: die des Herzogs Heinrich von Batern (976), Heimidh’& des 
Löwen (1180), des Pfalzgrafen Otto von Wittelsbad) (1208), des Kurfürften Johann Friedrich 
von Sachſen (1547), des Kurfürſten Friedrich von der Pfalz mit ſeinen Bundesgenoſſen (1619). 
Die Ietsten eigentlichen Achtserflärungen waren 1706 die gegen den Kurfürſten von Baiern 
und deſſen Bruder den Kurfürſten von Köln, welche auh nad) dem 1702 gegen Frankreich 
erklärten Neichsfriege von der Verbindung mit diefer Macht nicht abgelaſſen hatten. Die 
en gegen Friedrich d. Gr. (1758) jcheiterte an dem Widerfpruche der Reichsftände, 
<t iſt in der natürlichen Reihenfolge der Zahlen die erſte, wel<he als dritte Potenz 
(Kubus, Kubikzahl) einer unter ihr liegenden auſtritt, nämlich der Zahl 2, daher auh zugleih 
das Doppelte der zweiten Potenz (Quadrat) von 2. Dieſe Verhältniſſe machen die Zahl 8 
ſehr bequem für die Eintheilung von Maß, Münze und Gewicht. Bei den alten Völkern ſtand 
die Zahl 8, ohne Zweifel auf Grund ihrer eigenthümlichen arithmet, und geometr. Verhältniſſe, 
in beſonderm Anſehen, In derſelben Weiſe, wie wir zu ſagen pflegen: « Aller guten Dinge 
ſind drei », brauchten die Griechen in einer gleichen Redensart (&ravT xr) die Zahl 8. 
Dieſelbe ſoll mit Bezug auf das Grabmal des Steſichoros entſtanden ſein, das aht Säulen, 
aht E>en und acht Stufen hatte. Nach der biblifchen Erzählung von der Sündflut blieben 
acht Menſchen (Vater und Mutter, drei Söhne und drei Schwiegertöchter) übrig. Schon in 
der Aſtrologie der Chaldäer dienten die acht ODerter des Himmels zur nähern Beſtimmung der 
Weltgegenden, und die Griechen bildeten die Hauptwinde auf einem Octogon ab. Die Baus 
kunſt des Alterthums ſcheint die uralte Bedeutſamkeit der Zahl 8 zu beſtätigen. Die Gal- 
lier gaben ihren Tempeln häufig achte>ige Geſtalt; in der älteſten Zeit des Chriſtenthums 
hatten die Tauffteine und die Orte, an denen fie ſtanden (die Baptifterien, Tauffapellen), oft 
eine ahte>ige Geſtalt. In der kirchlichen Baukunſt des frühern Mittelalters, bis ins 10. Sahrh,, 
war das Achte> oder Octogon neben der Baſilika eine der beiden Hauptgrundformen für kirch- 
lihe Bauwerke. Einen achte>igen, auf einem Säulenkreiſe oder Pfeilern ruhenden Mittelbau, 
von einem concentriſchen, aber niedrigernUmgang umgeben, zeigen noch jezt mehrere gottesdienſt- 
lihe Gebäude aus jener Zeit, wie z. B. der Dom zu Aachen. Die Anwendung der achte>igen 
Geſtalt in der Baukunſt möchte ſich leicht aus der Nützlichkeit in Bezug auf Raumerſparniß, der 
Regelmäßigkeit der Geſtalten und der Entſtehung dieſer Formen dur< Abſtumpfung der ſchar- 
fen Kanten von vierſeitigen Säulen ergeben. — Ein Achte> oder Octogon in der Stereo- 
metrie ift ein Körper, welcher acht Eden oder Winkel hat; zu den verſchiedenen Formen deſ- 
felben gehört auch der einfache Kubus mit fech8 quadratifchen Seiten. — Achtort nennen die 
Steinmeßen die in- und übereinandergezeichneten Grundriffe einer aus zwei ſich durchlreugen- 
den Grundquadraten conſtruirten goth. Spibſäule in ihren verſchiedenen Geſchoſſen. 
Athterfeldt (Joh. Heinr.), kath. Theolog, bekannt als Vertreter des Hermeſianismus, geb. 
17. Juni 1788 zu Weſel, erhielt ſeine Vorbildung auf dem dortigen Gymnaſium und zu Em: 
merich, ſtudirte dann zu Köln und zu Münſter, trat nah empfangener Prieſterweihe 1813 in 
die Seelſorge und ward zu Anfang 1814 als Pfarrkaplan nach Wejel berufen. 1817 verlieh 
ihm das preuß. Cultusminiſterium im Einklange mit dem Fürſtbiſchof von Ermeland eine 
theol, Profeſſur an der philoſ. -theol. Lehranſtalt zu Braunsberg, wo er ein «Lehrbuch der 
riſtkath. Glaubens- und Sittenlehre» (Braunsb. 1825) und einen Auszug daraus als «Ras 
tehismus der riſtkath. Lehre für das Bisthum Ermeland » mit fürſtbiſhöfl. Genehmigung 
veröffentlichte, Im Herbft 1823 erhielt A. den Auftrag, das Klerikalſeminar zu Braunsberg 
zu reorganiſiren. Er unterzog ſi dieſem Geſchäfte und blieb faſt ein Jahr hindurch Vorſtand 
der Anſtalt. 1826 wurde er als Profeſſor an die kath. - theol. Facultät der Univerſität Bonn 
verſetzt und zugleich zum Inſpector des kath. Convictorinm ernannt. Hier traf er mit ſeinem 
frühern Lehrer, dem Profeſſor Hermes, und ſeinem Studienfreunde Profeſſor Clemens von 
Droſte-Hülshoff zuſammen, mit denen er bis zu ihrem Tode in den freundſchaftlichſten Ber- 
hältniſſen und gemeinſamem wiſſenſchaſtlichen Streben verharrte. Nach Hermes’ Tode (1831) 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
	        
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