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Acute Krankheiten Adair 175 
iſt unter Umſtänden die Anwendung dieſes Reizes ſehr heilſam, in der Hand des Laien kann 
er ebenſo oft Schaden bringen. 
Acute Krankheiten, d. h. hitzige, ihrer Natur nach längſtens binnen mehrern Wochen 
verlaufende und mit Fieber verbundene Erkrankungen, z. B. Maſern, Scharlach, Poten, 
Lungenentzündung, Schnupfen. Die ältere Medicin unterſchied ihre Krankheitsarten nach die- 
ſem Kennzeichen in zwei Hauptklaſſen, acute und <hroniſche (d. h. langwi-rige, fieberloſe). Die 
neuere Medicin hat eingeſehen, daß jener Unterſchied als Eintheilungsprincip niht Stich hält, 
weil faſt alle Krankheiten bald mit einem acuten, bald mit einem langwierigen Verlauf be- 
obachtet werden (z. B. higige und ſhleihende Entzündung). Ebenſo hat die neuere Medicin 
bei vielen Uebeln, wo man es bisher niht wußte, eine acut verlaufende Form derſelben Krank- 
heit neben einer <roniſchen unterſcheiden lernen, z. B, acute Tuberculoſe, acuten Krebs, acute 
Bright'ſche Nierenkrankheit, acutes Lungenödem. 
Acutus, |. Accent. 
Adagio, langſam, mit Bequemlichkeit, iſt unter den Hauptgraden der muſikaliſchen Be- 
wegung der zweite und fteht zwijchen dem Largo, Grave und Andante, In den größern Wer- 
fen der Inſtrumental- und Kammermuſik findet ſih gewöhnlich der zweite oder dritte Sa mit 
dieſem Namen bezeichnet; er dient als nothwendiger Contraſt gegen die raſche und ſtürmiſche 
Bewegung der ihm vorausgehenden und folgenden Säte. Das A. muß in einer fehweren, 
langen Taktart geſchrieben ſein, um einestheils fingbare, empfundene Cantilenen zu ſchaffen, 
anderntheils um einer lebhaſten Figuration Raum zu gönnen. Dieſe lebhafte Bewegung in 
feinen begleitenden Figuren ift darum nöthig, weil ein fortgeſeztes ruhiges Einherſchreiten 
Monotonie erzeugen würde. Der gute und richtig empfundene Vortrag eines A. ift der ſicherſte 
Prüfftern der Leiftungen des Muſikers und Sängers. Es muß hier alles zuſammenwirken: 
Ihöner, vollendeter Ton, richtiges Verſtehen der Cantilene bis in ihre kleinſten Phraſen, ſorg= 
fältiges Abmeſſen der dynamiſchen Effecte. Die wunderbarſten A. finden ſih in den Werfen 
unſerer ältern Meiſter Haydn, Mozart und Beethoven, doh unterſcheiden fie fich ihrem Cha- 
rafter nah bedeutend nah der Individualität der genannten Tondichter. Die neuere Zeit hat 
mehr Glüd in dem Schaffen der raſhen Muſikſäge. 
Adair (Sir Robert), engl. Diplomat, wurde 24. Mat 1763 geboren. Sein Vater war 
Leibchirurg Georg's IL, feine Mutter eine Tochter des Grafen von Albemarle. Er ſtudirte 
in Ööttingen, bexeifte den Continent und fehloß fich dann feinem Verwandten Fox an, welcher 
damals an der Spige der Oppoſition ſtand. Als 1789 die Eroberung von Otſchakow einen 
Bruch zwiſchen England und Rußland herbeizuführen drohte, wurde A. von Fox, der das 
Verfahren Pitt's in dieſer Angelegenheit misbilligte, mit einer geheimen Miſſion nah Peters- 
burg geſandt, wo er von Katharina Il. mit Auszeichnung aufgenommen ward. 1802 trat er 
für Appleby ins Parlament und ging, nahdem Fox Miniſter des Auswärtigen geworden, int 
April 1806 als außerordentlicher Geſandter nah Wien, um den dortigen Hof für eine neue 
Coalition gegen Frankreich zu gewinnen, Die Erſchöpfung Oeſterreichs machte es dieſem un- 
möglich, ſih von neuem in einen Kampf zu verwi>eln, und A. begnügte ſi, Oeſterreich zu 
einer freundſchaftlichen Neutralität zu beſtimmen, Obwol bald darauf die Tories wieder ins 
Amt kamen, war doch das diplomatiſche Talent A.'s ſo anerkannt, daß dieſe ihn 1808 nad 
Konſtantinopel ſchi>ten, um das durch die Expedition Ductorth’S nad den Dardanellen unter- 
brochene gute Vernehmen mit der Pforte wiederherzuſtellen. Seine Miſſion gelang vollkommen ; 
er ſchloß 5. Jan. 1809 einen Friedens-= und Freundſchaftsvertrag mit der Türkei. Nach ſeiner 
Rückkehr aus Konſtantinopel 1811 lebte er viele Jahre hindurch in England ohne Theilnahme 
an den öffentlichen Angelegenheiten, obwol in fteter Verbindung mit den Häupter der Whig- 
partei. Als dieſe im Nov. 1830 die Negierung übernahm und die Ereigniſſe in Belgien eine 
diplomatiſche Intervention hervorriefen, ward A. zum Geſandten in Brüſſel auserſehen, wo 
er dem neuen Könige Leopold die erſprießlichſten Dienſte leiſtete, indem er den Prinzen von 
Oranien, der die belg. Armee 10. Aug. 1831 aufs Haupt geſchlagen und den König ſelbſt in 
Löwen eingeſchloſſen hatte, zu einem Waffenſtillſtand bewog, infolge deſſen die Holländer fid) 
hinter ihre Övenge zurüüczogen. 1835 legte A. feines vorgeritcten Alters wegen den Gefandt- 
ſchaftspoſten nieder, wurde in den Geheimen Kath aufgenommen und erhielt eine Penſion von 
2000 Pfd. St. jährlid. Er ftarb in London 3. Oct. 1855. Ueber feine Sendungen nad) 
Oeſterreich und der Türkei veröffentlichte ex intereffante Details in dem «Historical memoir 
of a mission to the court of Vienna in 1806» (Lond. 1844) und in «The negotiations for 
the peace of the Dardanelles 1808 — 9» (Lond. 1848).