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Adam (von Bremen) 179
Erde als Mannweib geſchaffen; ſein Haupt reichte bis zum Himmel und der Glanz ſeines An-
geſichts übertraf die Sonne. Ihn fürchteten ſelbſt die Engel des Himmels, und alle Geſchöpfe
eilten, ihn anzubeten. Da ließ der Herr, um vor den Engeln ſeine Macht zu beweiſen, auf A.
cinen Schlaf fallen und nahm von allen Gliedern deſſelben etwas hinweg, und befahl beim Er-
wachen dem A., die abgenommenen Theile auf dem Erdboden zu zerſtreuen, damit die ganze
Erde von ſeinem Samen bewohnt werde. A. verlor dadurch ſeine Größe, allein ſeine Vollkont=
menheit blieb. Und Gott {huf dem A. cin Weib, die Lilith (d. i. Nachtgeſpenſt), die Mutter
der Dämonen; doch ſie entfloh durch die Luft, und der Herr {huf ihm aus ſeiner Rippe die
Eva. Im ſchönſten Schmu ſührte Gott ſie dem A, zu, und Engel ſtiegen vom Himmel herab,
ſpielten auf himmliſchen Inſtrumenten, und Sonne, Mond und Sterne tanzten den Reihen.
Dott ſelbſt ſegnete das Paar und gab ihnen ein Mahl auf einem Tiſche von Edelgeſtein, wobei
Engel die köſtlichſten Speiſen bereiteten. Die Herrlichkeit des A. reizte die Engel zum Neid,
und dem Seraph Sammael gelang die Verführung, Das glüdliche Baar ward aus dem Pa=
radieſe in den Ort der Finſterniß verſtoßen und wanderte nah nnd nach durch die Erden bis
zur ſiebenten, Tebhel, die wir jezt bewohnen, — Nach dem Koran bereitete Gott den Körper
ſeines Statthalters auf Erden aus tro>enem Thon und den Geiſt aus reinem Feuer. Alle
Engel bezeugten dem neuen Geſchöpf ihre Ehrfurcht, nur Eblis nicht, der deshalb aus dem
Paradieſe verſtoßen wurde, das nun A. erhielt. Im Paradieſe ward Eva erſchaffen. Aus
Rache verführte Eblis die Menſchen, und ſie wurden auf die Erde herabgeſtürzt. Des reuigeu
A, erbarmte ſih Gott und ließ ihn in einem Gezelte an der Stelle, wo dann der Tempel zu
Mekka errichtet ward, durch den Erzengel Gabriel die göttlichen Gebote lehren, die A. treu
befolgte, worauf er auf dem Gebirge Arafat nah 200 Jahren die Gattin wiederſand. Nach
ſeinem Tode wurde er auf dem Berge Abukais bei Mekka begraben. Die ſpätern Sagen der
Juden und Mohammedaner finden ſih am ausführlichſten in Eiſenmenger's «Entde>tes Juden-
thum » (Frankf. 1700) und in Herbelot’s «Bibliothèque orientale ».
Im Neuen Teſtament wird A. als Urheber der Sünde und des Todes angeführt (Röm. 5, 14)
and ihm Chriſtus als der zweite Adam, als der Urheber des Lebens und der Unſterblichkeit
entgegengeſetzt. In dem Emanationsſyſtem der chriſtl. Gnoſtiker und Manichäer ſowie in der
Gnoſis der Zabier (Mandäer) gilt A, als einer der erſten und heiligften Xeonen. In der chriſtl,
Kunſt des Mittelalters haben A. und Eva im Paradieſe ſowie -der Apfelbaum als Symbol der
Erbſünde häufig Anwendung gefunden. Gemeiniglih werden A. und Eva nadt, mit Feigen-
blättern umgürtet, neben dem Baıme der Erkenntniß dargeſtellt. Namentlich finden ſich dieſe
Figuren als ſtehende Verzierungen auf den Zaufbeden von Meffing und Silber. aus dem 14.
und 15. Jahrh. In dem ſogenannten Paradieſe (der Vorhalle vor dem Hauptportal) größerer
goth. Kirchen werden A. und Eva in gleicher Weiſe mit oder ohne Baum der Erkenntniß ab=
gebildet. Dagegen find öfter an der Außenſeite des Chors A, und Eva, erſterer a>ernd, lettere
ſpinnend, mit einem Kinde angebracht. In der Literatur des Mittelalters iſt die Geſchichte
AS und Eva’s oder des Sündenfalls ſchon frühzeitig, wie namentlih in Frankreich, als Stoff
zu Myſterien und andern Dichtungen benutzt worden. Die ältere chriſtl. Literatur kennt auh
fogenannte Adambiicher, von denen das der Aethiopier am bekannteſten iſt (deutſch von Dill=
mann, Gött. 1853). Daffelbe gibt eine Phantafievolle Ausmalung des Lebens und der Ver-
hältniſſe der erſten Menſchen unter Einflechtung dogmatiſcher Anſichten vom Urzuſtande, vom
Falle und von der Erlöſung, an welche ſich die weitere Geſchichte der Menſchen zunächſt bis auf
Noah's Tod und dann in <ronifenartiger Darſtellung bis auf Chriſti Geburt anſchließt.
Adam von Bremen, Domherr und Scholaſticus oder Magister scholarum daſelbſt, fum,
wahrſcheinlih von Erzbiſchof Adalbert aus Oberſachſen berufen, 1067 nah Bremen, wo ex
um 1076 ſtarb. Er ſchrieb hier unter dem Titel «Gesta Hammaburgensis ecclesiae ponti-
ücum» (font «Historia ecelesiastica» genannt) meiſt nah Urkunden und alten Aufzeichnungen
eine Geſchichte des Erzbisthums Hamburg von 788 bis zum Tode des Erzbiſchofs Adalbert
(1072), die zugleich werthvolle Beiträge zur Geſchichte der nordiſchen Reiche und beſonders der
uordflawiſchen Völker enthält. A. verdankte dieſe Nachrichten theilweiſe den mündlichen Mit-
theilungen des dän. Königs Svend Eſtrithſon, den er bald nach feiner Ankunft in Bremen auf
einer feiner Mifftonsceifen beſuchte. Das dem Erzbiſchof Liemar (1072—1101) gewidmete
Werk iſt die einzige bedeutende Quelle aus jener Zeit für die Geſchichte des Nordens und ſchon
deshalb von großer Wichtigkeit. Außerdem empfiehlt es ſich durch richtige Auffaſſung der Be-
richte, dur lichtvolle Darſtellung und eine den Alten niht ohne Glück nachgebildete Sprache,
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