Full text: A bis Arad (Band 1)

228 Ad pias causas Adraſtus 
Ad pias causas, d. i. zu fromnien Zween, iſt eine Formel, welche dem zu frommen oder 
milden Zwecfen beſtimmten Gelde eine juriſt. Perſönlichkeit verleiht, ſodaß dieſes Vermögen 
nun ſelbſt zum Träger von Rechten, alſo auh fähig wird, neue Rechte zu erwerben. Ob zu 
dieſex Beſtellung noh eine landesherrl. Beſtätigung erforderlich ſei, oder ob es genüge, die 
Stiftung zur bezeichnen und fie dadurch ſchon befähigt werde, die ihr etwa teſtamentariſch zuge- 
wieſenen Gelder zu erwerbén, war früher Gegenſtand langen Streites unter den Juriſten, der 
in neueſter Zeit im allgemeinen dahin beendigt worden, daß die Willenserklärung des Teſtators 
genügt. Außer einer Neubeſtellung kann aber auch Geld ad pias causas in der Weiſe verwandt 
werden, daß man es einer Privatperſon zuweiſt unter der Auflage, daſſelbe nur zu dieſem 
Zwe>e zu verwenden, oder daß man das Vermögen einer bereits beſtehenden, die gewünſchte 
Richtung verfolgenden Stiftung zuwendet. Auch dieſes war aber nach altem röm. Recht nicht 
zuläſſig, weil man ſolchen Stiftungen exbréchtlihe Erwerbsfähigkeit nicht beilegte. Mit dem 
Eindringen des Chriſtenthums wurden dieſe ſeinem Geiſte und der Neigung der Kirche ent- 
ſprechenden Stiftungen mehr begünſtigt, und das neueſte röm, Recht geſtattet ihnen ſogar, thre 
Anſyrüche 10 Jahre länger als gewöhnliche Nechtsfubjecte zu verfolgen. ; 
Adrammele<h (d. h. herrlicher König), ein Gott der Aſſyrier. Nach dem Charakter ſeiner 
Verehrung, bei welcher Menſchen verbrannt wurden, zu ſchließen, iſt er mit dem Moloch zu 
vergleichen und entweder der Sonnengott ſelbſt oder irgendein anderer vergötterter Himmels- 
förper. Die ſpätern Rabbinen geben ihm willkürlich die Geſtalt eines Pferdes oder Maul- 
thiers. — Außerdem heißt A. ein Sohn des aſſyr. Königs Sanherib, der in Verbindung mit 
feinem Bruder Sarezer, im Tempel des Nisroch, 697 v. Chr., ſeinen Vater ermordete. Beide 
Brüder mußten nah vollbrachter Greuelthat nah Armenien entfliehen. 
Adramytti, bei den Türken Edremid, eine Stadt in der Liwa (Kreis) Kaleh-Sultanich 
des türk. Ejalets Chodawendikfar, liegt im Hintergrunde des nach ihr benannten Golfs unter 
rieſigen Platauen und Cypreſſen verſte>t und zählt 8000 E., darunter jedoh nur ſehr wenige 
Griechen. Faſt jede Straße iſt von einem kleinen Fluſſe durchſtrömt, und in der Mitte der 
Stadt befindet fich ein großes, von hohen Platanen umgebenes Baſſin, aus deſſen Tiefe fort- 
während Waſſer emporquillt, Der Handel des Plates iſt von keiner großen Bedeutung mehr. 
Im Alterthum hingegen wax Adramyttium, namentlich ſeit den Zeiten des pergameniſchen 
Reichs, ein blühender Hafen und Handelsplat, von welchem fich jedoh nicht die geringſten 
Neſte erhalten zu haben ſcheinen. Nach dem Ausbruche des griech. Freiheitskriegs machte in 
dem Golf von W. ein griech. Brander den erſten glü>lichen Verſuch, indem dur ihn 27. Mai 
1821 ein türf, Kriegsfchiff in die Yurft geſprengt wurde. 
Adraften (griech. Adrafteia, d. i. die Unentfliehbare), eine griech. Göttin, welche als die 
Dienerin der ewigen Gerechtigkeit und Rächerin alles Unrechts, der fein Sterblicher entgehen 
fann, der Nemeſis (\. d.) nahe verwandt iſt und daher auch von einigen Dichtern, wie von 
Antimachos und Kallimachos, letzterer völlig gleihgeſezt wird. Urſprünglich war die A. eine 
fleinaſiat. Gottheit, die mit dem Cult und dem Mythus der Kybele oder Großen Mutter 
verknüpft war. Als die A. in das Pantheon der Griechen überging, ſuhte man ihrem ur- 
ſprünglich aſiat. Namen dur Anlehnung an eine grieh. Wortwurzel einen paſſenden Sinn zu 
verleihen oder ihm durch Ableitung von einem Heros Adraſtos zu erklären. Dargeſtellt wurde 
die A. wie eine Sinnende und Gedankenvolle. Als Attribute finden fich ihr das Maß oder 
der Zaum oder das Zoch beigegeben, um anzudeuten, daß ſie die Göttin der weiſen Beſchrän- 
fung und Mäßigung ſei. In andern ihrer Bilder erſcheint ſie beflügelt, mit Rad und Greifen- 
wagen, womit ihre unentrinnbare Geſchwindigkeit angedeutet werden ſoll. Herder wählte den 
Namen « Adraſtea » für eine Zeitſchrift, in der ſih auch, ſowie in feinen « Zerftreuten Blät- 
tecn,» geiſtvolle Erörterungen über dieſe Göttin finden. Sonſt führt in der grieh. Mytho- 
logie den Namen A. noh eine Nymphe, die Tochter des Königs Meliffeus in Kreta, welche 
mit ihrer Tochter Îda den Zeus erzog. — A. hieß au eine Stadt und Landſchaft in Myſien 
am Granifos, mit einem Tempel und Orakel des Apollon Aktäos und der Artemis. 
Adraſtus (grie<. Adraſtos), der Sohn des Talaos und der Lyſimache, war König von 
Argos, wurde aber von Amphiaraos vertrieben, und floh zu ſeinem mütterlichen Großvater, 
Polybos, nah Sikyon, wo er nach dem Tode deſſelben den Thron beftieg und die Nemeiſchen 
Spiele einführte. Später fühnte ev ſich mit dem Amphiaraos wieder aus, gab dieſem ſeine 
Schweſter Eriphyle zur Gattin und kehrte nah Argos zurü. Seine Gemahlin war Amphi- 
thea, mit der er den Aegialeus und Kyanippos, die Argeia, Deïpyle und Aegialeia erzeugte. 
Von den beiden älteſten Töchtern vermählte er, um einem Orakel nachzukommen, welches ihm 
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
   
   
  
    
   
  
   
  
  
   
  
  
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
   
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