Full text: A bis Arad (Band 1)

240 Advocati ecclesiae Aelſt (Stadt) 
bei jedem Landes-Juſtizcollegium einen aus 6—10 Mitgliedern beſtehenden Ehrenrath. Das 
hannov. Geſe vom 8. Nov. 1850 vereint ſämmtliche Anwälte eines Obergerichts\prengels 
zu einer Advocatenkammer und läßt aus ſämmtlichen Kammern einen Diseiplinarräth hervor- 
gehen. “Im Königreich Sachſen hat die Advocatenordnung vom 3. Juni 1859 ſämmtliche A. 
eines jeden Appellationsgerichtsbezirks zu Advocatenvereinen verbunden. Aus dieſen Ver- 
einen bilden fich wieder Advocatenkammern, denen, wie allen den gleichartigen, wenn auch 
anders benannten Organiſationen, die Aufgabe zufällt, das Recht der Selbſtaufſicht und der 
Selbſtdisciplinirung zu üben. 
Advocati ecelesiae, j. Kirdyenvögte. 
Advocatus diaboli heißt bei dem Unterſuchungsproceſſe, der dem Acte der «Heiligſprehung» 
(Kanoniſation) in der Fath. Kirche vorhergeht, und in dem ermittelt werden foll, ob ſeit der 
«Seligſprechung» (Beatification) des Betreffenden mindeſtens zwei Wunder dur<h Mitwirkung 
des Seligen oder durch deſſen Fürbitte bei Gott geſchehen ſind, derjenige Promotor fidei, wel- 
cher von Amts wegen Zweifel und Bedenken gegen diefe fraglichen Wunder zu erheben hat. 
Im Gegenſage hierzu führt der von dem Orden oder dem Staate, dem der Beatificirte ange- 
hörte, aufgeſtellte Procurator, weil er die angeregten Bedenken zu beſeitigen und die Würdigkeit 
des zu Kanoniſirenden zu vertheidigen hat, den Namen Advocatus Dei. 
Adynamie (grieh.), im gewöhnlichen Sinne Mangel an wirkender Kraft, Zuſtand der 
Kraftloſigkeit, der Shwäche. Die ältere Medicin, die eine von den übrigen Naturkräften ganz 
verſchiedene Lebenskraft annahm, gebrauchte das Wort A. insbeſondere, um das Schwinden 
und den Mangel jener Lebenskraft auszudrücen. Man bezeichnete namentlich den Schwäthe- 
zuſtand als adynamiſ<, den Fieberkrankheiten mit Blutzerfegung und bedeutende Säfte: 
verluſte nah fich ziehen. "Seitdem die Wiffenfchaft zu der Anſchauung gelangt, daß alle 
Lebensvorgänge dur dieſelben Kräfte vermittelt werden, die in der geſammten Natur wirkſam 
ſind, kann weder von den Aeußerungen einer beſondern Lebenskraft noh von deren Gegentheil, 
dem Zuſtande der A., mehr die Rede ſein. 
Adyton (griech. ; lat. Adytum, d. i. das Unzugängliche) hieß der innerſte Raum der griech. 
ZTenipel (die Cella), in welchem die Statue des Gottes, dem der Tempel geweiht, aufgeſtellt 
war und der nur vom Prieſter betreten werden durfte. 
Addon, die Tochter des Bandareus, war die Gemahlin des Zethos und Mutter des Itylos. 
Neidifch auf die vielen blühenden Kinder dev Niobe (f. d.), wollte ſie den älteſten Sohn der- 
jelben ermorden, tödtete aber aus Irrthum ihren eigenen. Auf ihre Bitten von Zeus in eine 
Nachtigall (griech. aëdon) verwandelt, beklagte fie des Sohnes Tod in ihrem Gefange. Später 
erlitt die Sage eine Umgeſtaltung. A. wurde zur Gemahlin eines Künſtlers, Polytechnos, 
mit dem fie in einer fo glüdlichen Ehe lebte, daß ſih beide in dieſer Hinſicht über Jupiter 
nd Juno ſtellten: Lettere, darüber erzürnt, erregte unter den beiden Gatten einen Wettſtreit. 
Wer nämlich von ihnen zuerſt mit einem Kunſtwerké, das man gerade unter der Hand hatte, 
fertig würde, dem ſollte der andere Theil eine Sklavin geben. A. gewann, und Polytechnos 
holte die Schweſter ſeiner Gattin, Chelidonis, ‘aus dem älterlichen Hauſe unter dem Bor- 
wande, daß ſeine Frau ihre Schweſter zu ſehen wünſche. Unterwegs ſchändete er dieſelbe, legte 
ihr Sklavenkleider an, drohte ihr mit dem Tode, ſobald ſie etwas verrathen würde, und führte 
ſie ſo ſeiner Frau als Sklavin zu. Einſtmals aber hörte A. die Klagen ihrer Schweſter, die 
ſich allein glaubte, und erfuhr fo die Schandthat ihres Gatten. Nun verfchworen ſich beide, 
an Polytehnos Rache zu nehmen. A. tödtete ihren ‘eigenen Sohn Itys und ſette ihn dew 
Vater als Speiſe vor. Als dieſer merkté, was er gegeſſen, verfolgte er die beiden Schweſtern 
bis zu ihrem Vater, zu dem ſie flohen. Letzterer ließ den Polyte<nos ergreifen und feſſeln, ihn 
mit Honig beftreichen umd fo ausfegen. Jett erbarmte ſich wieder A. ihres Gatten und befrette 
ihn. Als deshalb ihre Verwandten ſie morden wollten, nahmen ſich die Götter der Familie an 
und verwandelten Polytehnos in einen Pelikan, den Bruder der A. in einen Wiedehopf, Pan- 
dareus in einen Meeradler, fie felbft in eine Nachtigall und Chelidonis in eine Schwalbe. 
Helft, fläm, Watft, franz. Aloft, Hanptftadt des gleichnamigen Bezirks in der belg. Pro- 
dinz Oftflandern, wie ehemals von Defterreichifch- oder Kaifer- Flandern, liegt 31%, M. jüb- 
öſtlich von Gent, an der Dender, auf welcher ziemlich große Schiffe bis zur Stadt gelangen. Die 
Stadt zählt 18842 E. und hat ein goth. Rathhaus vom IJ. 1200, die großartige, aber nicht 
vollendete Martinskirche mit einem herrlichen Gemälde von Rubens und ein ſehr ſhönes Col- 
lège. Außerdem beſtehen hier eine Kunſtſchule, eine Seidenwebſchule, eine Muſterwerkſtätte für 
wollene und baumwollene Damaſt- und feine Batiſtweberei, berühmte Bleichen und Gerbereien 
        
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
E 
5 
8 = mo 
tp 
ps 
— N 
A 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.