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bomben) an, deren Percuſſionskraft und Zündſtoff in der Stadt Schaden, wenigſtens mora-
liſchen Eindru> bewirken ſollte. Auch dieſe Bomben haben ihren Zwed verfehlt.
Aëtius, der lette Held und Hort des verfallenden weſtröm. Reichs, geb. 395 oder 396
zu Divoftorum (jest Siliſtria) in Niedermöſien, Sohn des Reiterbefehlshabers Gaudentius,
fam frühzeitig in die kaiſerl. Garde, mußte aber ſeit 409 einige Jahee erſt bei dem Gothen-
könige Alarich, daun bei den Hunnen als Geiſek zubringen, Nach ſeiner Nü>kkehr aus dem
Lager der letztern ſtieg er raſh von Stufe zu Stufe. Nach dem Tode des Kaiſers Honorius
(423) nahm er für den fähigen Uſurpator Johannes Partei und erlangte für denſelben ein
hunniſches Hülfsheer, ſöhnte ſich jedoch, als ex dem Johannes den Thron nicht zu erhalten
vermochte, mit der Placidia, der Mutter und Vormünderin des legitimen Thronfolgers Va-
fentinian II., aus und wurde zum höchſten Befehlshaber nah dem Oberfeldherrn des Reichs
erhoben. A. entwi>elte in dieſer Stellung eine große und erfolgreiche Thätigkeit. Er wehrte
426 und 430 die Angriffe der Weſtgothen auf Arelate glänzend ab, bekämpfte 428 und 431
die Franken am Niederrhein, und beruhigte 430 und 431 die Alpenprovinzen. Placidia hatte
ihn inzwiſchen 459 zum Obexrfeldherrn erhoben, und A. war um dieſe Zeit der mächtigſte
Mann im Reiche. Bald darauf, während er ſi<h 432 in Gallien gegen die Franken \{lug,
berief Placidia den Bonifacius, den frühern Statthalter von Afrika und Rivalen des A. zu
ſich und ernannte dieſen an des Letern Stelle zum Dberfeldhern. Die Folge davon war ein
Krieg zwiſchen beiden Heerführern, der 433 mit dem Siege A.'s endete. A. trat 434 wieder
in ſeine frühere Stellung ein und leitete ſeitdem mit ſtarker Hand faſt 20 Zahre hindurch die
Angelegenheiten des Reichs. Ebenſo tüchtig als Diplomat wie als Feldherr, wußte er die
barbariſchen Völker nicht blos im Zaume zu halten, ſondern ſie auh gegeneinander zu heben
und im Intereſſe Noms in Bewegung zu ſetzen. So ſchlug er die Burgunder in zwei Feld-
zügen (435 und 436) und die Celten in Armorica (436), warf 435 —37 den immer neu
auflodernden Bagaudenaufſtand in Gallien nieder, brachte. 439 die Weſtgothen zur Ruhe und
{lug 445 den Frankenkönig Clodio. Mit dem Hunnenkönige hatte A. den Frieden aufre<ht-
erhalten. Als dieſer jedoch einen Sturm gegen den Weſten vorbereitete, wußte er zur rechten
Zeit einen großen Bund mit den Weſtgothen, Armorikern, Burgundern, Alanen, Franken und
andern barbariſchen Völkerſchaften herzuſtellen, mit deren Hülfe er 451 auf den Catalauni-
fchen Feldern den welthifter. Steg iiber Attila errang. Attila erneuerte indeß 453, von Pan-
nonien aus einfallend, den Krieg, zerſtörte Aquileja, verheerte ganz Oberitalien, und A., jebt
von Bundesgenoſſen entblößt, ſuchte wenigſtens die ital. Halbinſel zu halten und den Feind
zur Umkehr zu nöthigen. Sein Plan war bereits im Gelingen begriffen, als der röm. Hof eine
Geſandtſchaft, den Papſt Leo I. an der Spitze, ins hunniſche Lager ſandte, welche den Frieden
erflehen mußte. Der Kaiſer aber ließ A., deſſen Macht ſeine Eiferſucht erregt hatte, 454 wäh-
rend einer Unterredung im kaiſerl. Palaſt auf niederträchtige Weife ermorden.
Affaire nennt man ein Gefecht von untergeordneter Bedeutung, das von geringern Streit-
kräften geführt wird. Früher pflegte man den Begriff jedoh auszudehnen und auch Treffen
und Schlachten gelegentlich ſo zu nennen. -
Affe, Die A. bilden eine ſehr charakteriſtiſche Ordnung der Säugethiere, die man autd) die
Bierhänder (Quadrumana) genannt hat, und zwar darum, weil ſie an allen vier Gliedern
wirkliche Hände beſizen. Ihre Körpergeſtalt nähert ſi der menſchlichen. Sie haben dreierlei
Zähne, meißelförmige Schneidezähne, koniſche, oft ſehr lange und ſcharfe Ectzähne und Höderige
Badzähne, entweder in derjelben Zahl wie der Menfc oder vier Badzühne mehr als dieſer,
und zwei Brüſte. Ihr Knochenbau macht ſie wenig geſchi>t zum aufrechten Gange, begünſtigt
aber, zumal durh Länge der Glieder und die hintern, greifenden Hände, das Klettern, wie
denn auch die meiſten wahre Baumthiere, einige nur, wie die Paviane, Felſenthiere ſind. Bei
allen iſt der Rücken ſtark behaart, doch das Geſicht und Geſäß bei vielen, zumal den afrikaniſchen,
nat und dann oft ſehr abenteuerlich gefärbt, Der Schwanz fehlt nur wenigen, iſt aber von
verſchiedener Länge und bei gewiſſen Arten zu einem Greiforgan (Wickelſhwanz), gleichſam zu
einer fünften Hand, umgebildet. Die Größe wechſelt von derjenigen eines Menſchen mittlerer
Statur bis zu derjenigen einer großen Ratte; alle befiten aber anfehnliche Muskelfraft und
vermögen fich daher fehnell und ſicher zu bewegen. Aus der Form der Badzähne ergibt fic,
daß die A. von vegetabiliſher Nahrung zu leben beſtimmt ſind, wobei ſie Früchte und Samen
vorzichen, ohne indeß Inſekten, kleinere Vögel und Säugethiere, Reptilien ſowie Eier und
Larven zu verſchmähen. Die E>zähne erinnern zwar an das fleiſchfreſſende Raubthier, find
aber nur Waffen. Die Mehrzahl lebt in Polygamie und in kleine Geſellſchaften vereint;